-- Anzeige --

Opel Vivaro-E (75 kWh): Grünzeug im Heck

02.11.2021 06:00 Uhr | Lesezeit: 5 min
Opel Vivaro-E (75 kWh): Grünzeug im Heck
Der Opel Vivaro-e kann – wie die Dieseltransporter – mehr als 900 Kilogramm zu laden. An die Anhängekupplung des 2,1-Tonners dürfen maximal 1.000 Kilogramm.
© Foto: Michael Blumenstein / Autoflotte

Elektro-Transporter können Handwerkern, Logistikern und anderen Unternehmern einen Öko-Anstrich verpassen – und manchmal auch grün sein. Wir haben den Opel Vivaro-e mal von einem echten grünen Daumen checken lassen und einiges entdeckt. Unterwegs in München mit dem Opel Vivaro-e und Andreas Pilz von Flor & Decor in München.

-- Anzeige --

Manche Tage beginnen früh. Auch für Journalisten. Heute startet er um vier Uhr. Denn um fünf Uhr möchte ich Andreas Pilz abholen. Andreas ist seit 20 Jahren Co-Inhaber eines feinen Blumenladens im Münchener Herzen, direkt gegenüber dem Wittelsbacher Platz.

Frühaufsteher

Andreas' Tage beginnen stets um fünf Uhr. Denn dann ist die beste Zeit, um im Blumengroßmarkt die schönsten Blumen und Pflanzen zu ergattern. Das wollen wir heute gemeinsam tun – Autoflotte hat das passende Transportmittel dabei. Der Opel Vivaro-e Cargo wartet, voll geladen – bislang nur mit Strom – in der Garage auf seinen ersten artgerechten Einsatz. Bislang durfte er sich nur auf der Langstrecke beweisen und versagte. Trotz des großen Akkus mit einer Netto-Kapazität von 69 kWh (den Vivaro-e gibt es mit 50 kWh und eben mit 75 – jeweils brutto). Für die Langstrecke ist die fahrende Schrankwand bedingt geeignet. Denn um 250 Kilometer zu schaffen, muss man den Tacho stets unter 110 km/h halten – sofern man den Analogzeiger überhaupt einem exakten Tempo zuordnen kann. Hier hilft das Head-up-Display, das unter anderem die Geschwindigkeit in die Plastikscheibe einspiegelt – aber 300 Euro kostet. Nur mit diesem Fahrstil pendelt sich der Stromverbrauch bei rund 26 kWh ein, im Sommer und ohne Klimaanlage.

Leider ist die Restreichweite-Anzeige sowie Anzeige der Kapazität in Prozent und des Verbrauchs der Klimaanlage so ungenau, dass man hier besser Erfahrungswerte nutzt, als sich auf die Anzeigen zu verlassen. Bei einer Restreichweite von 18 Kilometern konnten wir 57,5 kWh inklusive Ladeverluste "tanken" – rund 12 kWh waren also noch drin, wurden aber nicht "angeboten". Die Notreserve scheint groß zu sein. Gefahren sind wir 260 Kilometer im gemischten Betrieb. Das Gute: Wer die Parameter auf opel.de in die E-Mobilitäts-Berechnungsmatrix eingibt, erhält realistische Reichweitenangaben. Im reinen Stadtbetrieb reichen etwa 20 kWh für 100 Kilometer.

Opel Vivaro-e: Schnelle Ladezeiten, das A und O

Für Andreas ist die Reichweite ebenfalls relevant. Denn nicht selten hat er Aufträge in Österreich und damit sind auch Strecken von einfach 400 Kilometern nötig. Diese bedingen in jedem Fall einen Ladestopp am Hypercharger. Hier kann der Vivaro-e mit 100 kW Maximalwert aufwarten. Das ist ein durchaus guter Wert, jedoch ist die Haltedauer des schnellen Stroms begrenzt. So geht dem Vivaro-e bereits nach ein paar Minuten die Luft aus und die Ladegeschwindigkeit sinkt auf 60 kW. Ein Wert, mit dem man bei den meisten Ladungen bis 85 Prozent State of Charge (SOC) rechnen kann.

Damit sind auf der 400-Kilometer-Distanz entweder ein 45-Minuten-Stopp oder zwei 20-minütige nötig. Je nachdem, wie die Ladesituation am Zielort aussieht, kann ein weiterer hinzukommen. Und genau das ist das Problem, wenn Zeit Geld ist, wie Andreas es formuliert: "Zwischenstopps sind bei uns einfach nicht in den Tagesablauf integrierbar. Und wir wissen oft nicht, ob eine Lademöglichkeit am Zielort vorhanden ist, die wir während der Auslieferung nutzen können. Der Zeitverlust ist aus ökonomischer Sicht leider nicht drin." Andreas und sein Team fahren seit drei Jahren Mercedes Vito, zuvor VW Transporter, immer Diesel. "Nicht die beste Lösung", wie er sagt. Die vielen Kurzstrecken in der Stadt sind gerade für den Diesel ungeeignet und das schlechte Gefühl fährt irgendwie auch immer mit.

Panicum, grün und schön

Wir haben im Großmarkt eine volle Ladung Panicum (siehe Fotos) gekauft und machen uns nun zurück zum Blumengeschäft. Der große Vorteil dort: Eine Wallbox im kleinen Innenhof gibt es bereits. Nur das Rangieren erweist sich mit einem Wendekreis von 12,9 Metern als mühsam. Dass der Vito denselben hat, wurde wohl noch nicht bemerkt. Das Laden wäre also hier kein Problem und bei jedem Stopp an der Home Base ist der Typ-2-Stecker schnell verbunden und die Kraft fließt mit 11 kW in den Vivaro-e. "Das ist natürlich superkomfortabel und wir sparen uns die Fahrten zur Tankstelle", goutiert Andreas die "Kraftstoffzufuhr". Dass der Ladeanschluss vorne links angebracht ist, stört in seinem Fall nicht. Dass zum AC-Laden der Opel abgesperrt werden muss, hingegen schon. Da hat bei der Entwicklung jemand nicht mitgedacht, denn oft bleibt beim Be- und Entladen der Wagen einfach "auf". Jetzt geht es aber erst einmal ins Geschäft. Es müssen die Neuwaren angeschnitten, gesäubert und drapiert werden.

"Regionalware und Fair Trade sind uns sehr wichtig und wir kaufen, wo immer möglich, die Blumen und Pflanzen aus dem Umland." Das kostet zwar im Einkauf mehr, zahlt sich aber oft auch mit besserer Qualität für den Kunden wieder aus. "Und wenn wir nicht auf die Umwelt achten, darf man es auch nicht von Menschen erwarten, die mit der Natur nicht täglich in Berührung kommen", fasst es Andreas kurz zusammen. Auch aus diesem Grund wäre es ihm lieb, auf einen Elektro-Transporter umzustellen, wohlwissend, dass nicht alles grün ist, an der E-Mobilität. Die Hoffnung ist dann auch, dass der Stromer vielleicht ein paar Jahre länger hält als ein Diesel und vor allem auf den doch oft kurzen Strecken keinerlei Abgase ausstößt. "Spaß macht am Vivaro-e vor allem das Fahren in der Stadt. Diese Ruhe ist entspannend." Doch auch der Antritt begeistert. 136 PS hören sich bei einem 2,1 Tonnen schweren Transporter nicht viel an. Doch die 260 Newtonmeter Drehmoment stehen eben sofort an, wenn die Ampel auf Grün springt und der Vivaro-e ist meist ganz vorne mit dabei. "Der Wagen vermittelt Leichtigkeit", beschreibt es Andreas. Wie oft hat man das bislang von einem Transporter behauptet?

Bitte nachbessern

Nicht ganz überzeugen wollen die Sitze und die Sitzposition, was ein subjektiver Aspekt ist. Immerhin sind diese flexibel nutzbar als Tisch, als Klemmbrett sowie "Geheimversteck" und Durchreiche. Objektiv schlecht ist hingegen der FM-Radioempfang. Digitalradio, mittlerweile Standard in jedem neu zugelassenen Pkw, kostet bei Opel Nutzfahrzeugen noch immer extra (170 Euro). Ebenfalls nicht Stand der Technik ist die Fernlichtautomatik, die deutlich zu spät reagiert - in beide Richtungen. Gut ist dagegen das Xenonlicht. Richtig gelesen. Der Vivaro leuchtet gegen Aufpreis (1.300 Euro im Paket) noch immer mit Gasentladungslampen. Das ist aber kein Manko, denn die Lichtausbeute ist gut und die Lichtverteilung sehr sauber und homogen. Das schaffen nur wenige LED-Scheinwerfer im "Niedrigpreis-Segment". Das hat Andreas zwar nicht testen können. Dafür aber bemerkt, dass es an einer sinnvollen Ablage fürs Smartphone mangelt, gerade dann, wenn man Apple Carplay nutzen möchte und am Kabel hängen muss. Andreas' Fazit? "Der Vivaro macht als Elektroversion vor allem im Stadtverkehr super viel Spaß. Diese Leichtigkeit kannte ich bisher von keinem meiner Transporter. Und diese Ruhe erst recht nicht. Das ist klasse. Aufgrund unseres Fahrprofils werde ich aber wohl doch noch auf die nächste Generation warten. Dann sind entweder die Ladepausen kürzer oder die Reichweite ist höher."

Das können wir verstehen. Für Betriebe, die jedoch viel im urbanen Einsatz unterwegs sind, taugen die aktuellen Elektro-Versionen von Opel Vivaro, Peugeot Expert, Citroën Jumpy und Toyota Proace. Die Vierlinge sind fast eineiig, was im Falle des Opel sogar durch den Herstellernamen im Fahrzeugschein untermauert wird: Peugeot Vivaro steht dort. Schlimm? Keineswegs. Im Endeffekt geht es meist eh um den bestens Preis oder den Händler um die Ecke. Wobei Letzterer die E-Versionen nicht unbedingt als Bereicherung des Geschäftes ansehen wird.

Von Autoflotte getestet

+ - Geschmeidiger Antrieb
   - Agil in der Stadt
   - Gute Reichweite innerstädtisch
- Kurze Reichweite auf Autobahn
   - Kombiinstrument wenig informativ
   - Großer Wendekreis


Opel Vivaro-e Cargo M 75 kWh Elegance

Testwagenpreis: 49.230 Euro

E-Motor | 100 kW/136 PS | 260 Nm 13,3 s | 130 km/h
WLTP: 21,7–26,1 kWh/100 km | Reichweite: 329 km 
Ladedauer AC: ca. 8 Std. | DC: 1:30 Std.
Abmessungen: 4.959 x 2.010 x 1.895–1.935 mm
Kofferraumvolumen: 5.300–5.800 Liter
Versicherung: KH: 20 | TK: 23 | VK: 25
Wartung: jährlich/40.000 km
Garantie: 2 Jahre/8 Jahre oder 160.000 km auf Akku



-- Anzeige --
-- Anzeige --

HASHTAG


#Porsche

-- Anzeige --

Mehr zum Thema


#Opel

-- Anzeige --

MEISTGELESEN


-- Anzeige --

STELLENANGEBOTE


Servicetechniker (m/w/d)

Lehrte;Langenhagen

-- Anzeige --

KOMMENTARE


SAGEN SIE UNS IHRE MEINUNG

Die qualifizierte Meinung unserer Leser zu allen Branchenthemen ist ausdrücklich erwünscht. Bitte achten Sie bei Ihren Kommentaren auf die Netiquette, um allen Teilnehmern eine angenehme Kommunikation zu ermöglichen. Vielen Dank!

-- Anzeige --

WEITERLESEN




NEWSLETTER

Newsletter abonnieren und keine Branchen-News mehr verpassen.


Autoflotte ist die monatlich erscheinende Fachzeitschrift für den Flottenmarkt im deutschsprachigen Raum. Zielgruppe in diesem wachsenden Markt sind die Fuhrpark-Entscheider in Unternehmen, Behörden und anderen Organisationen mit mehr als zehn PKW/Kombi und/oder Transportern. Vorstände, Geschäftsführer, Führungskräfte und weitere Entscheider greifen auf Autoflotte zurück, um Kostensenkungspotenziale auszumachen, intelligente Problemlösungen kennen zu lernen und sich über technische und nichttechnische Innovationen zu informieren.