Von Michael Specht/SP-X
Der Druck aus Brüssel auf die Autohersteller wächst. Ab dem nächsten Jahr gilt die 95-Gramm-Regelung. Dann müssen die CO2-Emissionen aller in Europa neu zugelassenen Pkw bei durchschnittlich 95 g/km liegen. Wer das nicht schafft, zahlt empfindliche Strafen, die leicht mehrere hundert Millionen Euro betragen können. Daher setzen die Autobauer alles daran, ihre Modellpaletten zu elektrifizieren. Plug-in-Hybride gelten hierbei als am vielversprechendsten. Kürzere Fahrten erfolgen elektrisch, für die längere Tour am Wochenende nutzt man konventionell den Benziner.
Eine Art Plug-in-Offensive startet nun Audi. Vier Teilzeitstromer sollen noch dieses Jahr in den Handel gehen. Es handelt sich dabei um den Q5, den Q7, den A7 und den A8. Weitere fünf folgen 2020. Es sind der A6, der A6 Avant, Q3, Q3 Sportback und schließlich der A3 in neuer Generation.
Mit dem A3 Sportback e-tron war Audi in Sachen Elektrifizierung sehr früh dran. Das Vorgängermodell kam bereits 2014 auf den Markt. Die Kollegen aus München und Stuttgart hatten dem Plug-in-A3 nichts entgegenzusetzen.
Plug-in-Hybrid nun auch in der beliebten SUV-Mittelklasse
Technik und Effizienz haben sich seitdem deutlich verbessert. Und endlich bietet Audi den Plug-in-Hybrid nun auch in der beliebten SUV-Mittelklasse an. Der Q5 55 TFSI e quattro, so die neue Typenbezeichnung, dürfte nicht nur vielen privaten Kunden, sondern auch Flottenbetreibern und Firmen zusagen. Unterstützend wirkt hier sicher die steuerliche Vergünstigung bei Dienstwagen. Bei der Ein-Prozent-Regelung gilt nur der halbe Bruttolistenpreis. Das kann im Jahr einige Tausend Euro Ersparnis ausmachen. Hinzu kommt die Elektro-Prämie von 3.000 Euro, die Plug-in-Hybride je zur Hälfte vom Staat und vom Händler erhalten, wenn entweder der CO2-Ausstoß unter 50 g/km oder die Reichweite über 40 Kilometer liegt. Der Q5 erfüllt sogar beide Kriterien.
Audi bietet das SUV in zwei Versionen ein, mit einer Systemleistung von 299 PS oder mit 367 PS. Die Preise liegen bei 53.850 Euro, respektive bei 61.350 Euro. Fahren konnten wir die Topversion, die sich natürlich schon aufgrund der technischen Eckdaten wie ein Sportwagen bewegen lässt. Ein SQ5 TDI, das bisherige Topmodell der Baureihe, hat weniger Leistung. Doch es geht hier mehr um das Spar- als um das Spaßpotenzial. Nach dem Drücken des Starterknopfes ist zunächst nichts zu hören. Der Wagen rollt stets elektrisch los. Theoretisch wäre es jetzt möglich – eine volle Batterie vorausgesetzt – gute 45 Kilometer nur mit Strom zu fahren.
Audi Q7 Facelift (2020)
BildergalerieWird das Navigationssystem aktiviert, schaltet die Software auf den Hybrid-Modus um. Der Fahrer muss sich um (fast) nichts mehr kümmern. Das System weiß die Topographie der Route inklusive Steigungen, Gefälle, Ortseingängen, Kreisverkehre und Kreuzungen und passt nicht nur die Geschwindigkeit entsprechend an, sondern entscheidet auch, welcher Antrieb gerade der beste ist. Zudem kennt es die Verkehrsverhältnisse in Echtzeit und registriert den Fahrstil des Fahrers. Audi nennt das "prädiktive Betriebsstrategie". Der Fokus liegt stets auf maximale Effizienz. Unsere gemischte Testfahrt (Autobahn, über Land und durch Ortschaften) beendete der Q5 TFSI e mit einem Verbrauch unter drei Litern pro 100 Kilometer. Vorausgesetzt natürlich, die Batterien haben genügend Energie gespeichert.
Bei Q5, A6 und A7 kombiniert Audi den Elektromotor jeweils mit einem Zweiliter-Vierzylinder-Turbobenziner (TFSI). Die Batterie mit einer Kapazität von 14,1 kWh sitzt im Kofferraum unter dem Ladeboden und schränkt das Gepäckvolumen nur minimal ein. Schwerer wiegt da schon, dass Akku, die Leistungselektronik und der E-Motor das Fahrzeuggewicht um rund 300 Kilogramm erhöhen. Der Preis dafür, eben beide Antriebsarten an Bord zu haben.
Das Flaggschiff A8 und der Q7 fahren als Plug-in-Hybrid mit einem 3.0-Liter-Sechszylinder-Benziner. Die Systemleistung beträgt hier 449 beziehungsweise 456 PS und liegt damit auf dem Niveau eines konventionellen Achtzylinders. Der TFSI e ist nur deutlich sparsamer.
Diesel in Kombination mit E-Motor und Batterie gibt es nicht mehr
Alle neuen Audi-Hybride sind als sogenannte Parallel-Hybride konzipiert, das heißt, beide Motoren können den Wagen jeweils einzeln oder auch gemeinsam antreiben. Der Elektromotor sitzt wie eine Art Scheibe zwischen dem Benziner und dem Getriebe. Einen Diesel in Kombination mit E-Motor und Batterie gibt es bei Audi nicht mehr. Man denkt global und China und die USA mögen keine Selbstzünder.
Alle jüngst eingeführten Modelle (Q5, Q7, A7 und A8) mit dem kleine "e" im Schriftzug tragen serienmäßig den Allradantrieb Quattro unterm Fahrzeugboden. Gleiches gilt für die im nächsten Jahr erscheinenden A6-Modelle (Limousine und Avant) und Q3-Modelle (Steilheck und Sportback). Lediglich der A3 TFSI e wird mit Frontantrieb unterwegs sein. Nur auf den Audi A4 werden Plug-in-Freunde vergeblich warten müssen. Audi wird diese Baureihe bis zum Ende ihres Lebenszyklus nicht mehr elektrifizieren. Warum dies so ist, dazu gibt es aus Ingolstadt keine Antwort.