Die Zeiten hoher taktischer Zulassungen bei Autoherstellern und Händlern sind vorbei. Mit Beginn der Corona-Pandemie habe sich in der Branche eine Trendwende vollzogen, die das Potential hat, dauerhaft erhalten zu bleiben. Zu diesem Ergebnis kommt der Marktanalyst Dataforce in einer aktuellen Auswertung. Ausgangspunkt der Analyse ist das Jahr 2010. In diesem Jahr verzeichnet Dataforce einen Hersteller- und Händleranteil von 14,6 Prozent an den Neuzulassungen. Von da an nahmen die Eigenzulassungen bis Ende 2019 auf 18,2 Prozent zu.
Corona unterbricht den Trend
Dann kam Corona. Dadurch wurden einerseits die Lieferketten unterbrochen und der Zufluss an Fahrzeugen für Eigenzulassungen kam ins Stocken. Andererseits waren Hersteller und Handel ohnehin zurückhaltend, aus Angst die Fahrzeuge im Lockdown nicht mehr loszubekommen. Während der Gesamtmarkt zwischen 2019 und 2020 um 24,4 Prozent schrumpfte, belief sich der Zulassungs-Rückgang laut Dataforce im Segment der Händler und Hersteller auf 32,4 Prozent. Damit sank deren Anteil um fast zwei Prozentpunkte und erreichte 16,3 Prozent. Diese Entwicklung ist den Dataforce-Analysten zufolge insoweit untypisch, als dass Händler und Hersteller in Krisenzeiten, in denen der Gesamtmarkt schrumpft, ihre Zulassungen nach oben schrauben, um den Rückgang abzufedern.
Als die Nachfrage mit dem Ende der Corona-Beschränkungen wieder anzog, fehlte dann aber wegen der Lieferengpässe das Angebot: Im August 2021 lagen die Eigenzulassungen infolgedessen nur noch bei 15,7 Prozent. "Die Erholung der Nachfrage bei knappem Angebot hat den Automobilmarkt in einen Verkäufermarkt verwandelt, auf dem die Neuwagenbestellungen die Fahrzeugproduktion bei weitem übersteigen", heißt es in der Analyse. Der Schwerpunkt der Hersteller verlagere sich von der Menge auf die Gewinnspanne mit höheren Fahrzeugpreisen und weniger Bedarf an Händleraktivitäten. (dpa)
Taktische Zulassungen in Zukunft
An dieser Situation eines knappen Angebots werde sich in der ersten Jahreshälfte 2022 auch nichts ändern prophezeit Dataforce. Und wenn sich die Lieferengpässe ab der zweiten Jahreshälfte dann wieder auflösen, würden die Hersteller erst ihre übervollen Auftragsbücher abarbeiten als Eigenzulassungen in den Markt zu schieben.
Mittelfristig kämen dann noch drei weitere Aspekte ins Spiel: Zum einen wechseln immer mehr Marken im Vertrieb zu Agenturmodellen, was laut Prognose eine Abkehr von volumenabhängigen Boni für Markenhändler bedeute. Zum anderen ändere sich das Käufer-/Nutzerverhalten: Der Besitz eines Autos werde bei den früheren Neuwagenkäufern immer weniger wichtig. Stattdessen seien sowohl bei Privat- als auch bei Firmenkunden Leasing und Auto-Abos auf dem Vormarsch. Und zu guter Letzt ließen nach Ansicht der Analysten die steigenden Produktionskosten für Autos weniger Spielraum für den Verkauf von preisreduzierten Neuwagen. All das zusammen habe zur Folge, dass hohe Eigenzulassungsraten Vergangenheit sind.