Trotz steigender Verkaufszahlen bei Elektroautos sind Daimler und Volkswagen einer Studie zufolge noch nicht auf Kurs, die gültigen CO2-Grenzwerte einzuhalten und hohe Strafen zu vermeiden. Dies meldete der europäische Umweltdachverband Transport & Environment (T&E) am Montag nach einer Auswertung der Absatzentwicklung der Hersteller seit dem Jahresbeginn.
Demnach wird der Marktanteil von Elektroautos in Europa dieses Jahr von drei auf zehn Prozent steigen und könnte im kommenden Jahr sogar 15 Prozent erreichen. T&E führt dies auf den seit 1. Januar in der Europäischen Union gültigen Flottengrenzwert von 95 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer zurück. Außerdem hat der Absatz vor allem kleiner E-Fahrzeuge durch Kaufprämien in der Corona-Krise angezogen.
Der Flottengrenzwert bezieht sich auf den Durchschnitt aller verkauften Fahrzeuge eines Herstellers. E-Autos ohne Emissionen während der Fahrt drücken den Durchschnitt und können so höhere CO2-Werte großer SUV ausgleichen. An dieser gegenseitigen Gewichtung von alternativen Antrieben und Verbrennern gibt es auch Kritik, weil sich der Ausstoß schwerer Spritschlucker so insgesamt "schönrechnen" lässt. Für Stickoxide (NOx) gelten dagegen typspezifische Grenzwerte.
Renault wird CO2-Grenzwerte einhalten
Nach der T&E-Analyse der Verkaufszahlen im ersten Halbjahr erfüllen die PSA-Gruppe mit Peugeot, Citroën und Opel, Volvo, Fiat-Chrysler und die BMW-Gruppe schon jetzt das CO2-Durchschnittsziel. Renault, Nissan, Toyota, Mazda und Ford seien nur noch zwei Gramm davon entfernt. Allein die Verkäufe des Renault Zoe drückten den Flottendurchschnitt des französischen Herstellers um 15 Gramm und stellten die Einhaltung des Grenzwerts sicher, hieß es.
Volkswagen ist dieser Analyse zufolge hingegen noch fünf Gramm vom Flottengrenzwert entfernt, Daimler sogar neun Gramm. Auch Hyundai-Kia (drei bis sieben Gramm) und Jaguar-Land Rover (13 Gramm) seien bisher nicht auf Kurs. Sie müssten entweder mehr Plug-in-Fahrzeuge verkaufen oder durch die Zusammenlegung von Emissionen mit anderen Unternehmen ihre Werte verbessern. Andernfalls könnten die Grenzwerte verfehlt und hohe Strafen pro verkauftem Fahrzeug fällig werden.
Nach einem Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" würden diese für Volkswagen mehr als eine Milliarde Euro betragen und für Daimler rund eine halbe Milliarde, falls der Rückstand nicht aufgeholt wird. Beide Hersteller haben allerdings erst kürzlich ihre verfügbare E-Modell-Palette deutlich ausgeweitet. Der VW-Konzern steckt bis 2024 insgesamt 48 Milliarden Euro in den Ausbau der Elektromobilität. (dpa)