Zum ersten Mal seit Beginn der Coronapandemie tagte das zweimal im Jahr stattfindende Branchenforum wieder vollkommen in Präsenz. Als "Initialzündung" gab es zum Start des Forums eine Präsentation der Feuerwehr Bad Homburg. Die Feuerwehrmänner zeigten die Bergung eines verunfallten Elektroautos mit dem Recover-E-Bag, einer innovativen Entwicklung aus Hessen. "Fahrzeugbatterien von Elektroautos können sich auch noch lange nach einem Brand erneut entzünden. Das soll die konsequente Kühlung durch den Recover-E-Bag verhindern", erklärte Alexander Djendoubi, Wachabteilungsleiter von der Feuerwehr Bad Homburg.
Danach begann der Konferenzteil des Branchenforums. VMF-Vorsitzender Frank Hägele blickte zunächst auf ein erfolgreiches Jahr 2021 zurück und unterstrich, dass die Branche derzeit erhebliche Herausforderungen erlebt. Nach der Halbleiterkrise mit langen Lieferzeiten und in der Folge steigenden Neupreisen kamen Lockdowns in China und der Ukraine-Krieg, der die Industrie erheblich beeinträchtige.
Elektrifizierung ist ein komplexes Thema
Eine wesentliche Herausforderung im Zusammenhang mit der Elektromobilität ist der Alterungsprozess und die damit verbundene Lebensdauer von Batterien, die den Restwert der Elektrofahrzeuge stark beeinflussen. Das hat Martin Dillinger, Experte für alternative Antriebe beim TÜV Rheinland, aufgegriffen und referierte zum "Battery Quick Check". "Ein zunehmendes Problem kann der Markt für gebrauchte E-Fahrzeuge werden. Es benötigt klare Signale und Transparenz zum Zustand der Batterie. Die Aussage über den Gesundheitszustand ist grundlegend, um eine monetäre Bewertung möglich zu machen", betonte Dillinger.
Eine Studie des TÜV Rheinland vom September 2020 zeigte, dass 92,4 Prozent der Befragten ein Batteriezertifikat zum Gesundheitszustand der Antriebsbatterie fordern, bevor sie sich für ein gebrauchtes Elektrofahrzeug entscheiden würden. Dieses schaffe aber nicht nur Vertrauen bei EndverbraucherInnen, sondern mache sich auch bei Leasinggesellschaften und dem Autohandel bezahlt, so Dillinger.
Einem ebenso wichtigen, wenn auch oft unterschätzten Thema widmete sich der Vortrag von Rechtsanwalt Henning Hamann, Geschäftsführer, und Inka Pichler, Fachanwältin für Verkehrsrecht von der Kanzlei Voigt. Unter dem Titel "Rechtliche Voraussetzungen der Elektromobilität" gaben sie einen Überblick über die Regelungen, die es zu beachten gibt. Neben Aspekten des Arbeits- und Sozialrechts, des Mietrechts und des Zivilrechts, kommen auch Fragen des Versicherungsrechts und steuerrechtliche Aspekte zum Tragen. "Man muss präventiv den Weg ebnen, dann ist auch das Thema Elektromobilität juristisch kein Problem mehr", so Pichler.
Ladesäuleninfrastruktur voranbringen
Der Vortrag mit dem Titel "Rollenmodell und Herausforderungen im Geschäftsfeld Elektromobilität am Beispiel der EnBW" von Peter Siegert, Vertriebsmanager E-Mobility bei EnBW, zeigte die Elektromobilitätsstrategie des Energieunternehmens. Die Elektromobilität sei der Grundbaustein eines nachhaltigen Verkehrskonzeptes. Deswegen sei ein Umdenken nötig, so Siegert.
Zum Abschluss des Branchenforums skizzierte Hägele zusammenfassend noch einmal die Herausforderungen und betonte: "Für uns ist es wichtig, ein gutes und kluges Branchennetzwerk aufzubauen, um mit vereinter Kraft etwas zu bewegen. Wir sind daher an einer aktiven Einbindung der Premiumpartner und einer intensiven Zusammenarbeit interessiert".