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Autoexperte Reindl zum Förder-Aus: Schwierige Gemengelage

18.12.2023 14:18 Uhr | Lesezeit: 3 min
Prof. Stefan Reindl
© Foto: IfA Institut für Automobilwirtschaft

Quasi über Nacht hat die Bundesregierung den Umweltbonus kassiert. Gerade für die heimische Autoindustrie könnte es jetzt kniffelig werden. Eine Einschätzung von IfA-Direktor Prof. Stefan Reindl.

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AH: Was bedeutet der plötzliche Stopp der E-Auto-Förderung für die Kfz-Branche?

Prof. Stefan Reindl: Das kommende Jahr 2024 wird angesichts der gesamtwirtschaftlichen Situation – und unabhängig vom Aus bei der Förderung von Elektrofahrzeugen – im Neu- und Gebrauchtwagengeschäft ein schwieriges Jahr. Das von der Bundesregierung ausgerufene Ziel von 15 Millionen Elektrofahrzeugen bis 2030 war darüber hinaus schon lange in Gefahr. Ohne das Förder-Aus wären wohl noch zwischen acht und neun Millionen BEV für 2030 ausgegangen. Selbst diese Größenordnung wird angesichts der aktuellen Situation nicht mehr erreichbar sein.

Was müssen die Hersteller jetzt tun?

Prof. S. Reindl: Gerade deutschen Automobilherstellern wird es angesichts etablierter Kostenstrukturen in der Entwicklung und Produktion kurzfristig nicht gelingen, ihre Preise für Elektrofahrzeuge nach unten zu skalieren. Dies wäre aber dringend nötig, denn gerade im volumenstarken Kompaktwagensegment fehlen aktuell preisattraktive Elektrofahrzeuge. Und diese Produktlücken werden auch auf der Handelsebene zu Absatzeinbußen führen und die Ertragssituation nachhaltig negativ beeinflussen.

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Zudem steht derzeit der Gebrauchtwagenmarkt preislich unter Druck – besonders auch bei gebrauchten E-Fahrzeugen. Diese Gemengelage aus gesamtwirtschaftlichen Einbrüchen und dem Förder-Aus wird also Hersteller und Händler gleichermaßen treffen. Deutsche Hersteller haben es zudem aktuell auf dem chinesischen Markt schwer, produkt- und preispolitisch die richtigen Antworten zu finden.


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Befürchten Sie nun zahlreiche Stornierungen von E-Auto-Bestellungen?

Prof. S. Reindl: Sofern die vertragsrechtliche Situation im Einzelfall einen Rücktritt vom Vertrag zulässt, ist sicherlich von Stornierungen auszugehen – womöglich sogar im großen Umfang. 

Welche Folgen hat das Förder-Aus für die Entwicklung des Automarkts?

Prof. S. Reindl: Der Marktanteil von BEV liegt bis einschließlich November 2023 bei rund 18 Prozent (469.565), der von Plug-in-Hybriden bei rund sechs Prozent (157.830). Ausgehend von rund 2,8 Millionen Neuwagen, die wir wohl 2023 erreichen werden, dürften dann bis zu 510.000 BEV und 172.000 PHEV neu in den Verkehr gekommen sein. Für das kommende Jahr ist angesichts der gesamtwirtschaftlichen Performance von lediglich 2,5 Millionen neuen Pkw auszugehen. Der BEV-Marktanteil könnte unseren Berechnungen zufolge bis auf 14 Prozent abschmelzen – mit einem Gesamtvolumen von nur noch 350.000 BEV-Pkw. Plug-in-Hybride werden es im kommenden Jahr noch schwerer haben; ihr Marktanteil könnte 2024 auf unter drei Prozent fallen.

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KOMMENTARE


Reinhard Pfingstgraef

18.12.2023 - 15:43 Uhr

Guten Tag: Zitat: "Gerade deutschen Automobilherstellern wird es angesichts etablierter Kostenstrukturen in der Entwicklung und Produktion kurzfristig nicht gelingen, ihre Preise für Elektrofahrzeuge nach unten zu skalieren." Die deutschen Hersteller müssen die Preise für E-Autos aber reduzieren. Vermutlich ist auch Spielraum dafür ..... und falls die Kalkulation wirklich so knapp wäre, müssen die Hersteller die Preisreduzierung als Invest in die Zukunft sehen. Staatliche Subventionen für den Anschub des verpennten Strukturwandels sind eigentlich in ausreichendem Maße geflossen (leider auch für "unvernünftig konstruierte und unnötig umweltbelastende E-PKW). Die deutschen Hersteller sind bestimmt nicht hilfsbedürftig; schauen Sie sich sich deren hohe Gewinne an. Die Art und Weise, wie die Regierung jetzt aber den Hahn zudreht, ist aber auch verdammt unprofessionell und ehrlich gesagt peinlich.


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