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Audi: Vollgas auf der Datenautobahn

26.09.2016 14:07 Uhr
Audi: Vollgas auf der Datenautobahn
Die vollständige Vernetzung steht derzeit hoch im Kurs, sie dient der Sicherheit und dem Komfort – und eröffnet den Autobauern ein neues Geschäftsfeld
© Foto: Audi

Ein anständiges Auto zu bauen ist zur Pflichtübung der Hersteller geworden, die Kür aber ist die Elektronik. Vor allem die vollständige Vernetzung steht derzeit hoch im Kurs. Das Beispiel Audi.

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Michael Gebhardt/SP-X

Die Zeiten, da es bei einem Auto nur um PS, Fahrwerk und Sitzbezüge ging, sind vorbei. Aus dem einst geschlossenen System "Fahrzeug" ist ein Teil des Internets der Dinge geworden. Nicht nur der Fahrer ist über sein Smartphone mit der ganzen Welt verbunden, nein, der Wagen selbst vernetzt sich mit Servern und Cloud-Diensten. Die klassische Ingenieurskunst ist nur noch die Pflichtübung der Autobauer, die Kür aber ist die Elektronik: "90 Prozent aller Innovationen passieren inzwischen in diesem Bereich", so Peter Steiner. Er kümmert sich als Geschäftsführer der Audi Electronics GmbH darum, dass die Ingolstädter sich im Dschungel der Bits und Bytes nicht verirren. Aber was bringt das alles eigentlich?

Ganz oben steht, wie fast immer im Autobau, das Thema Sicherheit. Aber auch im Bereich Komfort kann die Vernetzung hilfreiche Dienste leisten: So soll der neue Audi A8 ab dem kommenden Jahr etwa seinen Fahrer immer besser kennen lernen und anhand von Verhaltensmustern – Welches Naviziel gibt er häufig ein? Welche Musik hört er auf dem Weg zur Arbeit? Wann schaltet er die Sitzheizung ein? – selbstständig handeln und dem Lenker so Arbeit abnehmen. Nicht zuletzt tut sich aber mit der Vernetzung auch neue Geschäftsfelder auf. Erst kürzlich hat Audi Chef Rupert Stadler die Branche mit seiner Vision aufhorchen lassen, dass zum Beispiel die Massagesitzfunktion irgendwann einfach während der Fahrt per Tastendruck hinzugebucht werden kann. Das geht natürlich nur, wenn das Auto mit einem Server in enger Verbindung steht.

Zwei heiße Eisen

Bis solche Gedankenspiele Realität werden, dauert es noch etwas, doch schon bald können Audi-Fahrer noch stärker von der Connectivity profitieren, als sie es jetzt schon über Musik-Streamingdienste oder Echtzeit-Verkehrsdaten tun: Car-to-Car- und Car-to-X-Kommunikation sind zwei heiße Eisen im Feuer der Autoindustrie. Das eine meint die direkte Verbindung zweier Autos, das andere den Schulterschluss mit der Infrastruktur; an beidem arbeiten die Bayern mit Hochdruck. Schon heute sammeln Audi A4/A5 und Q7 während der Fahrt Informationen, zum Beispiel über Verkehrsschilder, die sie an eine Datenbank senden. Dort werden sie gesammelt, ausgewertet und ab circa Ende des Jahres, wenn genügend Informationen vorliegen, vom Server wieder zurück an die Autos gespielt. Temporäre Tempolimits etwa, die das Navigationssystem nicht kennt, können so vielen Fahrern schon mitgeteilt werden, ehe sie dort ankommen.

Außerdem warnt die Technik vor Gefahrenstellen: Setzt ein Auto einen Notruf über das eCall-System ab oder löst ein Airbag aus, erkennt der Server einen Unfall beziehungsweise eine Panne. Über den Regen- und Lichtsensor dagegen kann schlechtes Wetter erahnt werden – schalten an einer Stelle viele Autos den Scheibenwischer ein, wird es dort mit großer Sicherheit nass sein. Die Warnung vor einem liegen gebliebenen Fahrzeug oder einer vielleicht rutschigen Straße kann dann ebenfalls alle anderen Autos in dieser Gegend mitgeteilt werden, und sogar die Fahrerassistenzsysteme können darauf schon vorbereitet werden – der Tempomat würdebeispielsweise vorsorglich die Geschwindigkeit verringern. Außerdem will Audi einen intelligenten Parkservice einführen, der vor allem Großstädter freuen wird. Mit Hilfe der Ultraschallsensoren scannen die Audi-Modelle unentwegt die Umgebung und erkennen freie Parklücken, die sie an den zentralen Server melden. Der wiederum informiert andere Fahrer darüber, wo sie ihren Wagen abstellen können.

All diese Daten können nicht nur als einzelne Information ausgespielt werden, sondern in hochauflösenden Karten zusammengetragen werden. Die sind vor allem für autonom fahrende Fahrzeuge wichtig, denn nur wenn das Auto seine Umwelt perfekt kennt, kann es sicher selbstständig manövrieren. Und Informationen gibt es reichlich: In einem internen Feldversuch mit Firmenwagen fragen die Audi-Techniker derzeit rund 850 Werte pro Fahrzeug ab und können daraus verschiedenste Schlüsse ziehen: Die Beanspruchung des Fahrwerks zum Beispiel gibt Aufschluss über den Straßenzustand, und man sieht, welche Radiosender am meisten gehört werden, und sogar, wie stark der Handyempfang in verschiedenen Regionen ist. Mit solchen Daten könnten sich in Zukunft Geschäfte machen lassen: Stadtverwaltungen etwa könnte man darüber informieren, wo die Straßen ausgebessert werden müssen, und Telefonanbieter, an welchen Stellen sie in den Netzausbau investieren sollten.

Braucht es die Funktion wirklich?

Aber auch der Hersteller selbst profitiert von den Daten: Stellt man etwa fest, dass das ein oder andere Knöpfchen im Cockpit eines bestimmten Models nur sehr selten gedrückt wird, können sich die Experten Gedanken machen, ob es diese Funktion wirklich braucht und ob der Schalter richtig platziert ist. Außerdem lassen sich zum Beispiel Längs- und Querbeschleunigung messen, und siehe da: Die TT-Fahrer der Audi-Testflotte fahren zurückhaltender als die A6-Lenker. Daraus könnten zum Beispiel Schlüsse für zukünftige Fahrwerksabstimmungen gezogen werden. Aber auch auf den einzelnen Kunden zugeschnittene Maßnahmen lassen sich dadurch ergreifen: Stellt das System bei einem Frontantriebs-Fahrer ständig Schlupf an der Vorderachse fest, kann der Händler dem Kunden beim nächsten Kauf einen Quattro empfehlen. Und wer weiß, vielleicht errechnet der Server bald auch individuelle Wartungszyklen, ganz an den persönlichen Fahrstil angepasst.

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