Wer mit einem Elektroauto auf langen Strecken unterwegs ist, soll dieses künftig an weit mehr Standorten und schneller laden können. Bis zum Jahr 2023 sollen mit staatlicher Förderung 1.000 schnelle Ladesäulen mit einer Leistung von über 150 Kilowatt zusätzlich entstehen. Die Grundlage für entsprechende Ausschreibungen legte der Bundestag am Donnerstagabend mit einem Gesetz. "Die nächste Schnellladesäule muss in wenigen Minuten erreichbar sein", sagte Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU).
"Gerade das schnelle Laden mit über 150 Kilowatt ist für eine uneingeschränkte Reichweite von E-Autos entscheidend", betonte Scheuer. Nur mit einer flächendeckenden und nutzerfreundlichen Ladeinfrastruktur könne man die Menschen auf einen Umstieg auf klimafreundliche E-Autos bewegen.
Auch aus Sicht des Autoverbandes VDIK ist die Entscheidung ein "wichtiger Baustein" für den Einsatzbereich von E-Autos. "Auch längere Fahrten werden künftig problemlos möglich sein, Reichweitenangst muss nicht mehr aufkommen", sagte VDIK-Präsident Reinhard Zirpel. Jetzt müsse der Aufbau möglichst schnell beginnen. Mit dem Gesetz könne die Ausschreibung beginnen und so ein flächendeckendes Netz bis 2023 geschaffen werden.
Deutliche Kritik kam von den Grünen im Bundestag. "Das Programm kommt drei Jahre zu spät und wird niemals im beabsichtigten Zeitraum bis Ende des Jahres 2023 abgewickelt sein", sagte Fraktionsvize Oliver Krischer. Außerdem sei die Leistung mit 150 Kilowatt deutlich zu niedrig und werde schon in wenigen Jahren überholt sein.
Nach Angaben des Verkehrsministeriums gibt es aktuell erst rund 800 Ladepunkte mit mehr als 150 Kilowatt – etwa 2,4 Prozent der gesamten öffentlich zugänglichen Ladesäulen in Deutschland. Die Wirtschaft beklagt, derzeit könnten Ladesäulen noch nicht wirtschaftlich betrieben werden. Deshalb sind im Gesetz langfristige Verträge mit den Unternehmen geplant, die die "Schnellladehubs" nach einer europaweiten Ausschreibung errichten und betreiben sollen.
Verbände uneins
Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) befürchtet durch das Programm allerdings "einen Eingriff in das Marktgeschehen". Bei der Ausschreibung müsse daher sichergestellt sein, dass der privatwirtschaftliche Ausbau nicht gebremst und "keine zusätzlichen Anforderungen durch die Hintertür aufgeladen werden". Der Verband der kommunalen Unternehmen (VKU) sieht das anders: "In Summe sorgen die Abgeordneten für fairen und lebendigen Wettbewerb", sagte VKU-Chef Ingbert Liebing. Positiv sei, dass sich nun auch mittelständische Stadtwerke an den Ausschreibungen beteiligen könnten.
Zwar ist die Zahl der neuzugelassenen Elektroautos – getrieben von höheren staatlichen Prämien – zuletzt stark gestiegen. Noch immer aber dominieren vor allem Benziner und Diesel. Die Elektromobilität spielt eine wichtige Rolle im Klimaschutzprogramm der Bundesregierung, damit Klimaziele im Verkehr erreicht werden können. (dpa)