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Was der Fiskus an Steuern erhebt

31.01.2013 12:02 Uhr
Was der Fiskus an Steuern erhebt

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Was der Fiskus an Steuern erhebt

Teil 28: Türkei | Interview mit Niyazi Çömez, Leiter der Steuerabteilung bei Deloitte Türkei, über die Besteuerung von Firmenwagen und fundamentale Regeln in der asiatisch-europäischen Republik.

— Welche Steuern erhebt der türkische Staat auf Fahrzeuge im Allgemeinen und speziell auf Firmenwagen?

Zum einen haben wir eine spezielle Verbrauchssteuer (Anmerkung: türkisch: Özel Tüketim Vergisi, kurz: ÖTV, englisch: Special Consumption Tax, kurz: SCT). Diese SCT ist eine Abgabe, die auf den Import, die Herstellung und den Ersterwerb einer Reihe von Gütern erhoben wird. Sie wurde im August 2002 im Zuge der Abschaffung von 16 verschiedenen indirekten Steuern und Mitteln implementiert, um das indirekte Steuersystem zu harmonisieren. Im Gegensatz zur Mehrwertsteuer, die auf jede Lieferung erhoben wird, ist die SCT eine einmalige Abgabe.

Es gibt hauptsächlich vier verschiedene Produktgruppen, die der SCT zu unterschiedlichen Steuersätzen unterliegen. Die zweite Gruppe, auch sogenannte „Liste II“, bezieht sich auf Automobile und andere Fahrzeuge. In dieser zweiten Gruppe handelt es sich bei den Steuerzahlern um die Händler von Kraftfahrzeugen, Importeure für den Gebrauch und Verkäufer von Fahrzeugen durch Auktionen. Die SCT errechnet sich unter Anwendung der SCT-Sätze auf den Kaufpreis des Fahrzeugs.

Die Höhe der Sätze wird bei Autos mit konventionellen Antrieben auf Basis des Hubraums und für Elektrofahrzeuge auf Basis der Leistung in Kilowatt ermittelt (siehe Kasten „Special Consumption Tax“ rechts unten).

Obwohl es den Unternehmen grundsätzlich freisteht, die SCT als Aufwendungen für Firmenwagen respektive als steuerlich abzugsfähige Ausgaben zu behandeln, ist es abhängig vom Steuerstatus. Vornehmlich betrachten sie die SCT aber als steuerabzugsfähige Ausgaben. Auf den Kaufpreis plus SCT erhebt dann der Staat die Mehrwertsteuer.

– Wie hoch ist die Mehrwertsteuer in der Türkei? Und stellt sie eine abzugsfähige Vorsteuer dar?

Unternehmen, die Pkw gekauft haben, sind mit einem Mehrwertsteuersatz von einem Prozent für die Lieferungen auf gebrauchte Autos konfrontiert. 18 Prozent sind bei anderen Fahrzeugen anzuwenden, was auch neue Pkw beinhaltet. Die Mehrwertsteuer auf die Käufe von Pkw, die als Ausgaben oder Kosten angesetzt werden, kann grundsätzlich nicht bei anderer Mehrwertsteuer auf zu versteuernde Transaktionen in Abzug gebracht werden – mit Ausnahme von Geschäften, die im Zusammenhang mit Leasing- oder Vermiettätigkeiten von Pkw stehen. Demnach handelt es sich bei Kauf in der Regel nicht um abzugsfähige Vorsteuer. Als abzugsfähige Vorsteuer ist sie jedoch auf Pkw einzustufen, die gekauft wurden, um sie als Taxis einzusetzen, und wenn es sich beim Käufer um einen Mehrwertsteuerzahler handelt. Da in der Türkei im Allgemeinen eher natürliche Personen als Unternehmen Taxibetreiber sind, wird die Vorsteuer nicht abgezogen. Einzige Ausnahme ist damit, wie bereits erläutert, auf Autos, welche für Leasing- und Vermietgeschäfte genutzt werden.

– Gibt es für Unternehmen aus mehrwertsteuerlicher Perspektive einen Unterschied zwischen geleasten oder gekauften Autos?

Auch im Falle, dass Unternehmen die Autos von einem Leasinggeber im „Financial Leasing“ beziehen, ist die gesamte Mehrwertsteuer aus dem Leasingvertrag keine abzugsfähige Vorsteuer. Wenn das Unternehmen die Pkw allerdings im „Operational Leasing“ gemäß IFRS-Standard least, kann die Vorsteuer in Abzug gebracht werden. Damit ist in der Regel Flottenleasing und Fahrzeugmiete gemeint.

Der Hauptunterschied zwischen den beiden Leasingtypen ist: Im Financial Leasing geht das Eigentum am Auto zum Ende des Leasingvertrages auf den Leasingnehmer – also das Unternehmen, welches den Pkw least – über sowie alle entstehenden Risiken und Vorteile aus dessen Besitz. Im Operational Leasing gehört das Auto immer dem Vermietunternehmen, und auch alle Risiken und Vorteile daraus sind ihm zuzurechnen.

– Gibt es auch weitere Steuern wie Kfz-Steuer oder Mautgebühren?

Wir haben auch eine Kfz-Steuer. Das zu versteuernde Ereignis ist dabei die Registrierung des Fahrzeugs. Steuerzahler sind natürliche und juristische Personen, die Fahrzeuge haben, die auf ihren Namen im Verkehrs-, Gemeinde- und Hafenregister sowie im zivilen Luftfahrzeugregister, welches das Verkehrsministerium führt, eingetragen sind. Die Steuer wird jährlich Anfang Januar festgelegt und ist in zwei gleichen Zahlungen jedes Jahr im Januar und Juli zu zahlen.

Die Höhe der Kfz-Steuer auf Landtransportfahrzeuge, welche Motorräder, Lkw und Busse genauso umfassen wie Pkw, wird aus dem Gewicht, dem Alter, dem Hubraum und der Kraftstoffart ermittelt (siehe Kasten „Kfz-Steuer auf Pkw/Firmen-Pkw“ rechts oben).

– Welchen Rahmen hat der Gesetzgeber grundsätzlich zur Besteuerung von Firmenwagen gesetzt?

Es gibt kein spezifisches gesetzgeberisches Rahmenwerk, aber es gibt einige Beschränkungen bezüglich der Abzugsfähigkeit von bestimmten auftretenden Ausgaben.

– Wie handhaben Sie die Besteuerung rund um die Ausgaben für den Betrieb von Firmen-Pkw aus körperschaftsteuerlicher Sicht bei Kauf und Leasing?

Wenn das Unternehmen die Pkw von einer Leasinggesellschaft auf dem Wege des Operational Leasing bezieht, dürfen die getätigten Zahlungen gemäß des Leasingvertrages als steuerlich abzugsfähige Kosten betrachtet werden. Least das Unternehmen die Autos allerdings im Financial Leasing, sind alle Zahlungen als Aufwendungen für Anlagen zu bewerten und entsprechend zu amortisieren. Die Kraftstoff- und Versicherungskosten sollten wiederum zur Generierung und Aufrechterhaltung des Geschäftsprofites gemäß Artikel Nummer 40 des Einkommensteuergesetzes dienen, um sie als steuerlich abzugsfähig betrachten zu können.

Wenn ein Unternehmen Reifen für seine eigenen Autos kauft und wenn diese zum Zwecke der Instandhaltung und Reparatur beschafft wurden und in nicht mehr als einem Jahr verbraucht sind, kann der dafür aufgewendete Betrag steuerlich geltend gemacht werden. In den anderen Fällen sind die Reifen als Anlagegegenstand zu bewerten und über zwei Jahre abzuschreiben.

Reparaturen und Instandhaltungskosten sind ebenso steuerlich absetzbar – mit Ausnahme der Kfz-Steuer. Davon gibt es aber Ausnahmefälle, zum Beispiel Financial-Leasing-, Vermiet- als auch Flottenleasing-Unternehmen können die Kfz-Steuer als abzugsfähige Kosten behandeln.

– Ist ein zu versteuernder geldwerter Vorteil aufseiten des Arbeitnehmers zu ermitteln, wenn er einen Firmen-Pkw nutzt?

Wenn das Automobil für geschäftliche Zwecke gekauft und genutzt wird, gibt es keinen Bedarf, einen geldwerten Vorteil festzusetzen. Ein anderer Fall ist es, wenn der Pkw dem Mitarbeiter zur privaten Nutzung zur Verfügung gestellt wird. Dann sind der tatsächliche Fahrzeugpreis oder die Aufwendungen für das geleaste Auto der Gehaltsabrechnung hinzuzufügen, sodass ein geldwerter Vorteil das zu versteuernde Einkommen erhöht.

– Und wenn der Arbeitnehmer den Firmen-Pkw dienstlich und privat fährt?

Dafür haben wir keine exakten Regeln. Tatsächlich ist es keine übliche Praxis, zwischen privater und geschäftlicher Nutzung zu unterscheiden. Es wird zwar von den Unternehmen intern genau betrachtet. Aber zu steuerlichen Zwecken verfolgen die türkischen Steuerbehörden die Unterscheidung nicht aggressiv. Das heißt grundsätzlich: Selbst wenn der Firmenwagen auch privaten Zwecken dient, gibt es keine unterschiedliche Behandlung, bis das Unternehmen es selbst einfordern würde.

– Wenn das Unternehmen entscheidet, einen geldwerten Vorteil für die private Nutzung zu bestimmen?

Es gibt dafür keinen definierten Weg. Wenn das Auto auch privat gefahren wird, sind prinzipiell die Kosten für die private Nutzung als geldwerter Vorteil festzulegen und sollten dem zu versteuernden Gehalt des Arbeitnehmers aufgeschlagen werden. Der kalkulierte Gesamtbetrag unterliegt dann der persönlichen Einkommensteuer. Daraus ergibt sich auch, in welche der vier definierten Steuerklassen der Arbeitnehmer einzuordnen ist. Diese beziehen sich auf das Basisgehalt plus geldwerter Vorteil in der Zeit, in der dem Arbeitnehmer das Auto zur Verfügung gestellt wird, und bestimmen den Satz, mit dem der Arbeitnehmer zu besteuern ist (siehe Kasten „Geldwerter Vorteil für private Nutzung“). Die Steuersätze auf das Bruttogehalt rangieren zwischen 15 und 35 Prozent.

– Was sind infolgedessen die wichtigsten landesspezifischen Charakteristika?

Die durchschnittliche Steuerbelastung auf Pkw ist in der Türkei grundsätzlich nahezu 50 Prozent höher als im EU-Durchschnitt. Über die Mehrwertsteuer hinaus zahlen türkische Steuerzahler für Pkw die SCT, die zwischen drei und 130 Prozent des Kaufpreises bei Autos und zwischen einem und 75 Prozent bei Nutzfahrzeugen in Abhängigkeit vom jeweiligen Hubraum variiert.

– Gibt es Hindernisse, die bei der Besteuerung von Firmenwagen zu beachten sind?

Wenn die Autos sich im Eigentum des Unternehmens befinden, gibt es beispielsweise einen Punkt bezüglich der Abschreibungsfähigkeit, auf den man achten muss: Eine anteilige buchhalterische Abschreibung ist nur für Automobile als Anlagegut anwendbar.

Bezüglich der Mehrwertsteuer gilt: Mehrwertsteuer auf Automobilkäufe, die als Aufwendungen oder Kosten zu registrieren sind – mit Ausnahme von Geschäften, die etwa mit dem Verleasen von Pkw in Verbindung stehen – dürfen nicht von der Mehrwertsteuer auf andere zu versteuernde Transaktionen in Abzug gebracht werden. Leasingunternehmen können jedoch Vorsteuer auf Fahrzeuge geltend machen, die sie gekauft haben.

Darüber hinaus ist die Kfz-Steuer grundsätzlich als eine nicht abzugsfähige Aufwendung zu betrachten, wenn ein Unternehmen die Pkw kauft.

– Was ist die gängigste Methode, einem Arbeitnehmer einen Firmen-Pkw zur Verfügung zu stellen?

Im Allgemeinen leasen Unternehmen in der Türkei die Autos eher, als sie zu kaufen.

– Was sind typische Firmen-Pkw in der Türkei?

Typische Firmenwagen sind etwa Ford Focus, Opel Astra und Insignia, Renault Mégane, Toyota Corolla, VW Jetta und Passat. Audi, BMW und Mercedes-Benz werden für das obere Management bevorzugt.

– Hat es in jüngster Zeit gesetzliche Neuerungen gegeben?

In der Türkei ist die SCT für Pkw erhöht worden: Für Automobile mit einem Hubraum bis 1.600 Kubikzentimeter ist sie von 37 auf 40 Prozent, von 1.600 bis 2.000 Kubikzentimeter von 60 auf 80 Prozent und bei einem Hubraum von 2.000 Kubikzentimetern und mehr von 84 auf 130 Prozent gestiegen.

Herr Çömez, vielen Dank für das Gespräch!

| Interview: Annemarie Schneider

Kfz-Steuer | Berechnung für Pkw/Firmen-Pkw

– Für typische Firmen-Pkw in der Türkei wie Ford Focus, Opel Astra und Insignia, Renault Mégane, Toyota Corolla, VW Jetta und Passat wird eine jährliche Kfz-Steuer fällig, die im Januar und Juli des jeweiligen Jahres zu zahlen ist. Sie errechnet sich wie folgt. Die Tabelle stellt dabei allerdings nur die Basis für Kfz-Steuer-Berechnungen dar, welche auf Pkw/Firmen-Pkw anwendbar ist.

Special Consumption Tax (SCT) | Ein Beispiel

– Die Kalkulation der Verbrauchssteuer (engl. Special Consumption Tax, kurz: SCT) basiert bei Autos mit konventionellen Antrieben auf dem Hubraum und bei Elektroautos auf der Motorleistung in Kilowatt. Die SCT errechnet sich über den daraus resultierenden jeweiligen Steuersatz auf den Kaufpreis des Autos. Für einen Pkw der oberen Mittelklasse wie den Audi A6 ergeben sich folgende Raten:

.. Beträgt der Hubraum unter 1.600 Kubikzentimeter (cm3), ist die SCT-Rate 40 %.

.. Bewegt sich der Hubraum zwischen 1.600 und 2.000 cm3, beläuft sich die SCT-Rate auf 80 %.

.. Hat das Modell mehr als 2.000 cm3, liegt die SCT-Rate bei 130 %.

Geldwerter Vorteil für private Nutzung | Vier Steuerklassen und -sätze

– Wenn das Unternehmen einen geldwerten Vorteil ermittelt, ist er dem zu versteuernden Gehalt hinzuzufügen. Aus dem Bruttojahreseinkommen ergibt sich die Einstufung des Arbeitnehmers in vier Steuerklassen. Daraus resultieren wiederum vier unterschiedliche Steuersätze bei der Einkommensteuer, die sich progressiv verhalten und auf den Gesamtbetrag zu zahlen sind.

Türkei | Steuern und Abgaben rund um Firmen-Pkw

Spezielle Verbrauchssteuer (engl. Special Consumption Tax, kurz: SCT), die sich zwischen drei und 130 Prozent des Kaufpreises bei Autos und zwischen einem und 75 Prozent bei Nutzfahrzeugen in Abhängigkeit vom jeweiligen Hubraum bewegt. Bei Elektroautos bestimmt die Leistung in Kilowatt die SCT. Diese ist für Unternehmen – allerdings abhängig vom Steuerstatus – steuerlich abzugsfähig.

Mehrwertsteuer auf Kaufpreis plus SCT: für Neuwagen 18 Prozent, die bei Kauf und Financial Leasing i. d. R. keine abzugsfähige Vorsteuer für leasingnehmende Unternehmen darstellt (Ausnahme: Leasinggesellschaften und Vermietung); bei Operational Leasing jedoch abzugsfähige Vorsteuer

Jährliche Kfz-Steuer, die zu gleichen Teilen jeweils im Januar und Juli zu entrichten ist

Körper schaftsteuerliche Sicht:

. Kosten im Operational Leasing sind für Unternehmen steuerabzugsfähige Aufwendungen; bei Financial Leasing sind die Kosten als Aufwendungen für Anlagen anzusetzen und entsprechend abzuschreiben.

. Kraftstoff- und Versicherungskosten zur Generierung und Aufrechterhaltung des Geschäftsprofites (gemäß Artikel Nr. 40 des Einkommensteuergesetzes) sind steuerlich abzugsfähig

. Reifen: wenn sie der Instandhaltung/Reparatur dienen und in einem Jahr verbraucht sind, sind dann voll absetzbar. Ansonsten sind sie über zwei Jahre zu amortisieren.

. Reparatur- und Instandhaltungskosten steuerlich absetzbar. Ausnahme: Kfz-Steuer. Davon jedoch wiederum Ausnahmen: z. B. Financial Leasing-, Vermiet- als auch Flottenleasing-Unternehmen.

Keine festen Regeln für Ermittlung eines geldwerten Vorteils aufseiten der Arbeitnehmer. Grundsätzlich ist der Anteil für die private Nutzung als solcher zu behandeln und dem zu versteuernden Gehalt hinzuzufügen. Ermittelt das Unternehmen den geldwerten Vorteil, wird das Bruttoeinkommen des Arbeitnehmers anhand von vier Steuerklassen und den zugeordneten Steuersätzen versteuert. Diese bewegen sich zwischen 15 und 35 Prozent.

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