Franzosen und Italiener fehlten auf der Frankfurter IAA. Und es wird bereits gemunkelt, ob die Automesse in zwei Jahren noch in Frankfurt stattfinden wird. Keine guten Aussichten für eine Messe, die 2019 vor allem Plattform für deutsche Hersteller und deren Tochterfirmen war.
Elektro überall
Ein paar Chinesen übernahmen die frei gewordenen Flächen, wie beispielsweise Byton, die mit ihrem Elektro-SUV M-Byte für Interesse sorgten. Dass der 4,90-Meter-Koloss mit dem größten Digital-Display im Automobilbau erst ab der zweiten Jahreshälfte 2021 in Deutschland zu haben sein könnte, steht auf einem anderen Blatt geschrieben. Noch etwas größer kommt der erste E-Porsche daher. Die Fünf-Meter-Sport-Limousine Taycan soll das obere Ende der Elektromobilität darstellen. Als 110er ähnlich lang, versuchte Land Rover den Defender neu zu erfinden, was wohl die schwierigste Aufgabe in der Automobilbranche war. Bis auf den Namen Defender erinnert nichts an den alten. Bei 200-Biturbo-Diesel-PS fängt der Spaß an, bei 400-Hybrid-PS hört er auf. Der Defender wird Hardcore-Fans verlieren, aber vielfach neue Kunden gewinnen. Der Preis für den Briten: ab 42.000 Euro.
Deutlich günstiger startet der VW ID.3. Allerdings erst "im Sommer", wie auf der Messe aus Unternehmenskreisen zu hören war. Der Plan lautete Frühjahr 2020. Damit das Gesamtpaket passt, kündigte Knut Krösche in Frankfurt die "Blaue Flotte" an. Ein neues Label der Volkswagen Financial Services (VWFS), das Elektromobilität simpel machen will. Blaue Flotte deckt alle Bedürfnisse der E-Fahrer ab und noch mehr. Denn nach wie vor reanimiert VWFS mit dem Naturschutzbund Deutschland (Nabu) Torflandschaften in Niedersachsen. Seit 2008 besteht die Partnerschaft, die 2011 den Deutschen Moorschutzfonds initiierte. "Für jedes über die Volkswagen Leasing geleaste CO2-optimierte Flottenfahrzeug aus dem Volkswagen-Konzern leisten wir in Kooperation mit der jeweiligen Marke einen Projektbeitrag an den Nabu", erklärte VWFS-Vorstandsvorsitzender Lars Henner Santelmann und betonte:"Der Betrag wird zu 100 Prozent für die Finanzierung der Moorschutzprojekte verwendet." Schwung in das Thema dürften die Mini-E-Flitzer im Konzern bringen. So gibt es den elektrischen Kleinstwagen Skoda Citigo e iV ab 122 Euro pro Monat im Leasing - ohne Sonderzahlung. 258 Kilometer schafft der 3,60-Meter-Viertürer mit seinem 36,8-kWh-Akku und ist damit prädestiniert für den innerstädtischen Verkehr.
Für die Auffrischung der erwähnten niedersächsischen Moore wäre eventuell der Evum aCar der richtige Partner. Autoflotte berichtete bereits in Ausgabe 4/19 über den wandelbaren E-Lastesel aus München, der auf der IAA im endgültigen Design gezeigt wurde und jetzt ab 29.500 Euro online bestellbar ist.
Ähnlich eingepreist kommt unser IAA-Glanzlicht daher. Der Honda e soll ab 2020 zu haben sein. Lediglich 5.000 Fahrzeuge sind für Europa im nächsten Jahr geplant. 136 PS treiben den 3,90-Meter-Knirps auf bis zu 145 km/h, die 35,5-kWh-Batterie soll den Viertürer 220 Kilometer weit bringen - ausreichend für einen Stadtflitzer. Und genau dort soll der Heckantrieb sein volles Potenzial ausspielen. Spiegelkameras und ein feines Easy-to-use-Cockpit inklusive.
Konventioneller geht es bei Renault zu. Die Franzosen waren zwar nicht in den Messehallen vertreten, zeigten der Fachpresse den neuen Captur aber im Séparée. Autoflotte sprach währenddessen mit Renault Deutschland Vertriebsvorstand Christophe Mittelberger, der nicht nur vom Erfolg des auf 4,23 Meter gewachsenen Mini-SUVs überzeugt ist, der bereits jetzt das meistverkaufte Flottenmodell im Segment darstellt. Mittelberger betonte, dass Renault bis Ende August bereits 6.500 elektrische Zoe verkaufen konnte, von denen fast die Hälfte gewerbliche Zulassungen erhalten haben. 12.000 sind das Jahresziel, das dank Technik-Update (siehe Seite 48) umsetzbar sein dürfte. Für 2020 sollen übrigens identisch viele Zoe und Twingo an Kunden gehen, was beweisen könnte, dass der Zoe ein "demokratisches Auto und mittlerweile für Renault so wichtig wie Clio und Twingo ist".
Und wer nun überhaupt keine Lust auf einen Dienstwagen hat oder bereits vom Arbeitgeber ein Mobilitätsbudget zur Verfügung gestellt bekommt, interessiert sich vielleicht für Moovster. Das Start-up aus München hat eine App entwickelt, die emissionsarme Fortbewegung mittels Bonuspunkten belohnt.
Im Gespräch mit ...
- Ausgabe 10/2019 Seite 36 (571.4 KB, PDF)