Der heftige Schlagabtausch zwischen den Autobauern Volkswagen und Fiat um die Preisschlacht auf Südeuropas Krisenmärkten ist vorerst zu Ende. Nach Vorwürfen von Fiat-Chef Sergio Marchionne, der deutsche Konkurrent richte mit überzogenen Nachlässen für die Kunden ein "Blutbad" an, und massiver Gegenkritik von VW legten beide Seiten ihren Streit nun offiziell bei.
Marchionne sei "seit Jahren ein guter Freund", sagte VW-Chef Martin Winterkorn am Freitag beim Autosalon in Paris. Beide Manager betonten, der Disput um die jeweils eigene Rabattstrategie gehöre jetzt der Vergangenheit an. Der Italiener solle außerdem Präsident der Europäischen Dachorganisation ACEA bleiben, erklärten die Bosse nach einem Vorstandstreffen des Autoverbands.
Nervöse Branche
Noch im Juli hatte Volkswagen Marchionne als untragbar bezeichnet und offen seinen Rücktritt gefordert. Gerüchte über ein erneutes Interesse der Niedersachsen an der Fiat-Traditionsmarke Alfa Romeo hatten den Zwist zusätzlich befeuert. Marchionne hatte den Rivalen daraufhin ermahnt, die Finger von der Fiat-Tochter zu lassen. Beobachter werteten die Reibereien zwischen Turin und Wolfsburg als Zeichen steigender Nervosität in der Branche. Die Absatzflaute in Westeuropa hat einen dramatischen Preiskampf ausgelöst, der laut Experten für manche Massenhersteller existenzgefährdend werden kann.
Neben Fiat werfen auch andere Autobauer dem Volkswagen-Konzern, der bislang am besten durch die Krise steuert, eine besonders aggressive Preispolitik vor. VW weist dies zurück und beschreibt sein Vorgehen als "zurückhaltend". Der Konzern kann die Einbrüche durch starke Zuwächse in Asien, Amerika und Osteuropa ausgleichen - versucht aber, auch in Westeuropa weitere Marktanteile zu gewinnen.
Zweifel an ACEA bleiben
Die Verständigung zwischen Marchionne und Winterkorn habe den Kern der gegenseitigen Vorwürfe ausgeräumt, hieß es bei den Wolfsburgern. Möglicherweise seien einige frühere Äußerungen auch missverstanden worden und gar nicht so kritisch gemeint gewesen. Unabhängig von der Rabattfrage bleibe ein Thema jedoch auf der Agenda: Etliche Hersteller hätten zunehmend Bedenken, ob ein Branchenverband wie ACEA alle Mitglieder angemessen und neutral vertreten kann, wenn ein amtierender Chef eines Einzelmitglieds an dessen Spitze steht.
Nach außen demonstrierten die europäischen Automanager in Paris Geschlossenheit. "Es gibt keinen Unterschied zwischen Deutschen und Südländern oder zwischen Süd oder Nord - wir sind alle Teil derselben Organisation, und alle Gerüchte wurden durch das Acea-Meeting vollständig entkräftet", sagte Renault-Nissan-Chef Carlos Ghosn zur Führungsdiskussion um Marchionne. Daimler-Chef Dieter Zetsche äußerte sich ähnlich: "Es war ein gutes Treffen." (dpa)