Die Tankstellenkette Aral hat nach einem Unfall mit einem VW-Erdgasauto vorsorglich einen Verkaufsstopp von Erdgas empfohlen. "Wir arbeiten derzeit mit Hochdruck an der Klärung der genauen Sachlage, um den Verkauf von Erdgas in Abstimmung mit dem jeweiligen Gasversorger zeitnah wieder zu ermöglichen", sagte ein Aral-Sprecher am Dienstag in Bochum. In Deutschland gebe es rund 190 Aral-Stationen mit CNG-Zapfsäulen. Zuvor hatte das Branchenmagazin "Motor-Talk" darüber berichtet.
Der Aral-Sprecher begründete den Verkaufsstopp mit einer Explosion an einer Erdgas-Zapfsäule eines Gasversorgungs-Unternehmens an einer Aral-Tankstelle in Duderstadt in Niedersachsen. Dort war es am vergangenen Freitag zum Bersten eines Gastanks in einem VW Touran gekommen. Der Autofahrer war nach Polizeiangaben vom vergangenen Freitag schwer verletzt in eine Klinik gebracht worden. Laut "Spiegel-Online" handelt es sich bei dem Fahrzeug um einen VW Touan, bei dem ein Rückruf angeordnet wurde (wir berichteten).
"Da die Einzelheiten des genannten Vorfalls noch nicht abschließend geklärt sind, haben wir den Tankstellenunternehmern vorsorglich empfohlen, den Erdgasverkauf bis auf Weiteres einzustellen und umgehend Kontakt zu dem jeweiligen Erdgasversorger aufzunehmen", sagte der Aral-Sprecher.
Nach Marktführer Aral haben am Mittwoch weitere Tankstellenunternehmen ihren Stationen und Pächtern empfohlen, vorübergehend kein Erdgas mehr zu verkaufen. Shell, Exxonmobil (Esso) und Jet erklärten in ähnlichen Stellungnahmen, dass sie der Sicherheit Vorrang einräumen und deshalb von der Betankung mit Erdgas abraten. "Wir haben die Sicherheit natürlich (...) an oberste Position gerückt", sagte die Sprecherin von Exxon Mobil, Gabriele Radke, dem Magazin NDR-"aktuell". "Das hat zur Folge, dass wir unsere Gasversorger bitten, vorläufig den Gasverkauf an den Esso-Tankstellen einzustellen."
Die Deutsche Energie-Agentur (dena) kritisierte das Vorgehen der Unternehmen als überzogen. Der Unfall betreffe ein Automodell, das vom Hersteller zurückgerufen, aber noch nicht umgerüstet war, sagte ein Sprecher in Berlin. Generell gebe es kein Sicherheitsproblem mit Erdgas-Autos.
Erdgaswirtschaft: VW muss Fall prüfen
Laut Zukunft Erdgas, einer Initiative der deutschen Erdgaswirtschaft, ist das Tanken von CNG für alle nicht von der Rückrufaktion betroffenen Fahrzeuge auch weiterhin bedenkenlos möglich. "Es ist davon auszugehen, dass alle CNG-Tankstellen kurzfristig von den Mineralölunternehmen wieder freigegeben werden", hieß es in einer Stellungnahme am Mittwoch.
Es sei Aufgabe des Herstellers VW zu prüfen, ob die Rückrufaktion den Fahrer erreicht hat und wie dies bei allen anderen betroffenen Autofahrern sichergestellt wird. Fahrer von betroffenen VW Touran dürften bis zum Austausch ihrer Gastanks kein Erdgas tanken. "Es ist unverständlich, wieso trotz des bekannten Risikos CNG getankt wurde", sodie Initiative . Rückrufaktionen seien sicherheitsrelevant. Ihnen sei unbedingt Folge zu leisten.
Staatsanwaltschaft ermittelt
Mittlerweile hat die Staatsanwaltschaft Göttingen ein Strafverfahren eingeleitet. "Wir ermitteln gegen Unbekannt wegen der Verdachts der fahrlässigen Körperverletzung", sagte ein Sprecher am Mittwoch. "Das Auto und die Zapfsäule wurden beschlagnahmt", so Oberstaatsanwalt Frank-Michael Laue. Gutachter seien beauftragt, die Ursache der Explosion zu ermitteln und zu klären, wer dafür verantwortlich ist. (dpa/se)