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Von Erwartungen und Ergebnissen

29.06.2015 06:00 Uhr

Warum sich ein Großunternehmen nach reiflicher Prüfung gegen die Einführung von Corporate Carsharing für seine rund 200 Poolfahrzeuge entschieden hat. Die Gründe dafür sind vielfältig.

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_ Welchen Benefit generiert der Konzern, wenn er so viele Flottenfahrzeuge wie möglich mit anderen Firmen im Carsharing teilt und die mehr als 200 Poolfahrzeuge den Mitarbeitern auch außerhalb der regulären Geschäftszeiten abends und am Wochenende in Kurzzeitmiete zur privaten Nutzung überlassen werden? Diese Frage hat sich das Flottenmanagement-Team eines Unternehmens in Süddeutschland in den vergangenen Jahren immer wieder gestellt und das Für und Wider abgewogen.

Nicht wirtschaftlich

Letztlich ist die Arbeitsgruppe nach Gesprächen mit potenziellen externen Partnern, die ebenfalls mit Carsharing liebäugeln, und den Recherchen zu Voraussetzungen und Konsequenzen bei Einsatz von Carsharing zu dem Schluss gekommen, dass es keine wirtschaftlich sinnvolle Option ist. "Vorerst. Und in der rein individuellen Betrachtung", betont der Projektleiter explizit, der namentlich lieber nicht genannt werden will.

Nichtsdestotrotz können die Überlegungen auch Impulse für andere Fuhrparkleiter sein. Denn die Argumente, die zu der Entscheidung im Konzern führten, wiegen schwer.

Kfz-Selektierung für Betrieb

Um die Möglichkeiten und Grenzen von Corporate Carsharing bewerten zu können, wurde im ersten Schritt der Kfz-Bestand ermittelt, der sich überhaupt für Carsharing eignet. Demnach entfallen von vornherein die Kategorien der Sonder- und Betriebsfahrzeuge sowie die Dienstwagen der Mitarbeiter. "Hintergrund ist, dass zum einen ein Großteil einer 100-prozentigen Verfügbarkeit unterliegt oder mit Ausbauten versehen ist und zum anderen die Nutzer mit zugeordnetem Firmen-Pkw kaum davon zu überzeugen sind, ihr Kfz zwischen 22 bis sechs Uhr zu teilen", so der Projektleiter.

Verbleiben noch die rund 200 Poolfahrzeuge an verschiedenen Standorten, die im Durchschnitt über alle Einheiten bereits eine Auslastungsquote von rund 65 Prozent erreichen. Das Team hat sich dann gefragt: "Was müsste das Unternehmen tun, um diese Quote zu erhöhen und sich den 100 Prozent zu nähern?"

Kooperationen mit anderen Firmen

Ein Weg zur Steigerung der Auslastung: das Pooling mit den Fuhrparks anderer Unternehmen. Deshalb haben die Flottenverantwortlichen mit einigen potenziellen Partnern Kontakt aufgenommen und die Schnittmengen ausgelotet. Ein Ergebnis: Der interne hohe Auslastungsgrad und der Mobilitätsbedarf, der bei den Unternehmen auf die gleichen Zeiträume hinausläuft, eröffnen kaum Spielräume. Zudem müssten die Fahrzeuge an neuen Orten zusammengezogen werden, damit sie für die Mitarbeiter aller Beteiligten in einer akzeptablen Reichweite zugänglich wären.

Was noch dazukommt: Die Fahrzeuge sind mit der CI des Konzerns gebrandet. Auch die potenziellen Partner haben ihre Firmenlogos auf den Fahrzeugen. "Wir müssten uns daher irgendwie arrangieren, ein Co-Branding einführen oder komplett auf das Branding verzichten", sagt einer der Gesprächsteilnehmer. "Da wir im Haus eine eigene Waschanlage und Werkstatt haben, in die auch der Dienstleister für das Branding kommt, würden wir hiervon ungern abrücken", so der Projektleiter. Und fügt hinzu: "Darüber hinaus würden durch das Carsharing neue Verpflichtungen auf uns zukommen, die höhere Aufwendungen nach sich ziehen. Das bezieht sich sowohl auf das Modell mit externen Partnern als auch auf das Carsharing für Mitarbeiter."

Hürden in der Abwägung

Zu diesen zusätzlichen Aufgaben gehören die Pflicht, für Carsharing-Fahrzeuge mit der Selbstfahrervermietfahrzeug-Versicherung eine spezielle Deckung abzuschließen, bestimmte gesetzlichen Vorgaben etwa zur Überwachung von gewerbsmäßig an Selbstfahrer vermietete Fahrzeuge zu erfüllen sowie andere Wartungsintervalle umzusetzen. "So käme beispielsweise die Versicherung deutlich teurer als der Schutz unserer Pool-Fahrzeuge über den bestehenden Rahmenvertrag", erläutert der federführende Mitarbeiter. Außerdem müssten dafür die Leasingverträge angepasst werden.

Weitere wichtige Themen sind für den Konzern generell die vertraglichen Regelungen zwischen den Carsharing-Nutzern und -Anbietern sowie die Halterhaftung, die es zu berücksichtigen gilt und etwa die Führerscheinkontrolle der Nutzer umfasst.

Infolgedessen wäre ein eigener Aus- und Rückgabeprozess zu implementieren. Im Konzern übernimmt das derzeit ein Disponent zentral für alle Standorte. Schließlich können die Mitarbeiter ihr Auto via Intranet buchen und kommen dann am jeweiligen Standort nur noch vorbei, um den Führerschein zu zeigen und die Papiere und Schlüssel abzuholen. Sind sie von der Dienstreise zurück, stellen sie die Fahrzeuge auf ausgewiesenen Parkflächen ab und melden sich, wenn sie einen Schaden verursacht haben.

Eine Fahrzeugkontrolle gibt es nicht. "Das funktioniert bisher gut. Wir müssten uns davon aber bei Carsharing verabschieden und etwa einen Mitarbeiter für die Rückgabe und das Protokollieren abstellen - und das noch außerhalb der Geschäftszeiten. Auch in der Fahrzeugaufbereitung bräuchten wir dann mehr Personal", so der Projektleiter. Rechnungslauf und interne Verrechnungen führen zu weiterem Verwaltungsaufwand.

Kollidierende Erwartungen

Für ihn ist ferner die Preisfindung ein Hemmnis:"In der Umgebung befinden sich große Autovermieter, die Fahrzeuge zu günstigen Konditionen anbieten, die zudem nicht gebrandet sind. Wenn wir dann preisgünstiger als marktkonform anbieten, damit sich die Nutzung erhöht und wir konkurrenzfähig wären, kommt sofort das Thema des geldwerten Vorteils als potenzieller Mehraufwand auf den Tisch."

Daneben sieht er eine potenzielle Kluft zwischen den Erwartungshaltungen der Firma und Mitarbeiter sowie den möglichen Leistungen. "Wenn der Mitarbeiter sich beispielsweise übers Wochenende für den Ausflug mit der Familie ein Auto bucht, will er einen Kombi mit Dieselantrieb, der picobello sauber ist." Schließlich ist der repräsentative Charakter zu berücksichtigen, der bei privater beziehungsweise fremder Nutzung von mit Firmen-CI gebrandeten Fahrzeugen nicht immer den Erwartungen des Unternehmens entspricht.

Fazit: Schlechter gestellt als bisher

In der Summe würde sich das Unternehmen daher mit dem Corporate Carsharing schlechter stellen als bisher. "Wir müssten uns schon sehr anstrengen, um mit den Profis im Markt mithalten zu können. Aus diesem Grund haben wir uns entschlossen, die Auslastung der Poolfahrzeuge durch betriebliche Nutzungen und permanente Optimierung des Fahrzeugbestandes an den unterschiedlichen Standorten weiter zu steigern", resümiert der Projektleiter.

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