Der Bundesverband Fuhrparkmanagement e. V. (BVF) kritisiert den Fahrzeughersteller Tesla für sein fehlendes Verständnis bei gewerblichen Flotten. Unzufriedenheit mit dem Elektroauto-Spezialist entsteht vor allem hinsichtlich des Kundenservices und Problemen mit der Einhaltung der Unfallverhütungsvorschriften. Das führt dazu, dass zahlreiche Fuhrparkbetreibende ihren Unmut äußern und den Fahrzeughersteller nach Möglichkeit aus der Flotte verbannen.
Fuhrparkverband: "hohe Servicequalität" nötig
"Unabhängig von der Frage technologischer Performance und beeindruckendem Marketing ist bekannt, dass Hersteller wie Tesla versuchen 'neue Vertriebswege' zu gehen. Dies mag aus Sicht einer Kosteneinsparung durch ein reduziertes Vertriebs- und Service-Netz für den Hersteller wirtschaftlich sein, bei der Gewinnung und Betreuung von Flottenkunden funktioniert das aber schlecht", erklärt BVF-Geschäftsführer Axel Schäfer. Was Fuhrparkbetreibende von Tesla wirklich benötigen, sei eine vernünftige Kommunikation, feste Ansprechpartner und eine hohe Servicequalität, so Schäfer.
Tesla Model S Plaid
BildergalerieDas Fuhrparkmanagement ist eine komplexe Aufgabe, bei der es darum geht, Prozessabläufe zu optimieren, um betriebliche Mobilität sicherzustellen. Der Fuhrparkverband mahnt, dass das ohne einen eng verzahnten Ablauf zwischen Hersteller beziehungsweise Händler und Unternehmensfuhrpark nicht möglich ist. Tesla verhindert dank mangelndem Service diese Möglichkeit.
"Bezogen auf die Betreuungsqualität bei Tesla würde man wohl sagen 'Hinsetzen, 5'. Stimmen wie 'drei Tesla sind bestellt, leider' und 'Die Abwicklung ist für Unternehmen eine Katastrophe, noch dazu, wenn man es gewohnt ist, als Großkunde behandelt zu werden', bekommen wir in letzter Zeit häufiger zu hören. Das sollte Tesla zu denken geben", meint Schäfer.
Keine Verzurrösen bei Tesla-Autos
Hinzukommt, dass die Frage, ob die Fahrzeuge überhaupt eingesetzt werden dürfen, umstritten ist. Beispielsweise sind nach den geltenden DGUV-Vorschriften Verzurrösen im Kofferraum erforderlich, bei Tesla aber nicht erhältlich. Eine ordnungsgemäße Ladungssicherung ist damit nicht möglich. "Manche Fuhrparkbetreibenden improvisieren und ordnen an, dass die Rückbank nicht umgeklappt werden darf, um Dinge zu transportieren. Das kann ja aber nicht Sinn der Sache sein", so Schäfer.
Auch der Fachreferent UVV und berufsgenossenschaftliche Fragen des Verbandes, Martin Kaus, sieht das ähnlich: "Aufgrund der mangelnden Zurrösen im Kofferraum ist eine korrekte Ladungssicherung nicht möglich. Die betroffenen Modelle können niemals die UVV-Prüfung nach DGUV Vorschrift 70 bestehen." Das geht soweit, dass mehr und mehr Firmenkunden die Beschaffung von Fahrzeugen der Marke Tesla sperren.
Der Fuhrparkverband wünscht sich mehr Verständnis gegenüber gewerblichen Flotten seitens Tesla und appelliert an den Hersteller, die Vertriebswege zu überdenken. Kundenservice sollte mehr in den Vordergrund rücken, auch wenn dann wirtschaftliche Interessen etwas in den Hintergrund geraten. Der Fokus sollte nicht nur auf Privatkunden liegen, sondern auch gewerbliche Fuhrparks in den Blick nehmen.
Der Verband weist darauf hin, dass Hersteller zudem nicht die Signalwirkung von Flottenkunden für den Gesamtmarkt unterschätzen sollten. Unternehmen sind in der Regel diejenigen, bei denen neue Fahrzeuge und neue Technologien recht rasch eingeführt werden und dadurch die Sichtbarkeit von Fahrzeugen auch für den privaten Markt erhöhen. Wenn Mitarbeitende Fahrzeugmarken bei Unternehmen wahrnehmen, kann dies auch Einfluss auf die Kaufentscheidungen privater Kunden haben.
Patrick Lamwersiek