Tanken und noch viel mehr
Der bargeldlose Bezug von Kraftstoffen ist ihre Kernkompetenz, doch für Fuhrparks bringen Tankkarten noch einen viel größeren Nutzen: eine effiziente Abrechnung, transparente Reportings, Kostenkontrolle und – in Zeiten hoher Energiepreise – satte Ersparnisse.
Ob als Full-Service-Modul im Leasing oder direkt bei den Mineralölgesellschaften geordert: Tankkarten sind im Fuhrpark ein Muss. Meist stehen Fuhrparkbetreiber sogar bei mehr als einem Anbieter unter Vertrag und schicken ihre Fahrer mit mindestens zwei Karten auf die Dienstreise, wie unsere aktuelle Umfrage bei den Leasinggebern erneut eindrucksvoll belegt (siehe Grafik "Anteil der Kunden mit mehr als einer Karte" auf Seite 26).
Doch an der etablierten Praxis des Kartendoppels oder -trios könnte zukünftig gerüttelt werden, denn die immens gestiegenen Kraftstoffpreise veranlassen Fuhrparkbetreiber immer mehr zu kostenbewusstem Handeln, und dazu gehört beim Tankkartenmanagement, den Kraftstoffbezug auf einen Anbieter zu bündeln, um die Marktmacht und damit die Rabatte zu erhöhen. "Die Nachfrage nach Kraftstoffnachlässen wächst: Wir beobachten derzeit eine Poolung auf einen Mineralölkonzern, um ein möglichst großes Volumen und dadurch einen hohen Nachlass zu erhalten", bestätigt auch Alexander Wohlfeld, Leiter Fuhrpark Vertrieb Süd der VR Leasing. Ein Trend, den auch Hannover Leasing Automotive aktuell deutlich beobachten kann.
Spannweite bei Rabatten groß
Die Rabatte sind, so ergab unsere Blitzumfrage bei Fuhrparkverantwortlichen, zum Teil beträchtlich. Je nach Größe und Verhandlungsgeschick des Fuhrparks sind Nachlässe von bis zu drei Cent (teilweise netto, teilweise brutto) pro Liter Kraftstoff möglich, wie uns mehrere von ihnen, die bei einem so sensiblen Thema natürlich anonym bleiben wollen, bestätigten. Ein Unternehmen konnte mit der ortsansässigen Station eines bedeutenden Mineralölkonzerns sogar einen Rabatt von 3,5 Cent (brutto) pro Liter herausschlagen, weil es dort einen Großteil seines Kraftstoffbedarfs deckt.
Aber auch die Spannweite bei den Kraftstoffnachlässen ist groß, denn andere Fuhrparks, so ein weiteres Ergebnis unserer Blitzumfrage, müssen sich mit deutlich geringeren Rabatten – weniger als ein Cent pro Liter – zufriedengeben. Eine Ermäßigung, die heute auch schon Privatpersonen wie ADAC-Mitgliedern mit ihrer Ausweiskarte zuteil wird. Gängige Praxis bei gewerblichen Kunden sind aber auch Ermäßigungen auf Schmierstoffe (bei einem unserer Befragten zum Beispiel in Höhe von zehn Prozent) und je nach Verhandlung mit den Mineralölgesellschaften rückwirkende Erstattungen, also monatliche oder jährliche "Kickbacks", die sich aus der Menge der getankten Kraftstoffe ergeben.
Auch für Tankkartenverträge scheint es sich zu lohnen, ab und zu eine Ausschreibung bei den Mineralölgesellschaften zu machen. Zumindest plant dies aktuell der Fuhrpark eines namhaften Sportartikelherstellers, "um den modernen Raubrittern etwas von ihren großen Margen abzunehmen", wie der Fuhrparkverantwortliche erläuterte.
Gründe für den Direktbezug
Alle Leasinggesellschaften unserer Umfrage geben Tankkarten von Aral und euroShell aus. Ferner sind auch Karten von Esso und Total noch bei einigen Leasinggebern zu haben. Andere Kartenemittenten sind eher selten über den Fuhrparkpartner erhältlich (siehe Tabelle "Tankkartenangebot der Leasinggesellschaften, Seite 24).
Auch alle von uns befragten Fuhrparkleiter haben die Karten der zwei großen Player im Einsatz, bis auf eine Ausnahme sogar als Kartendoppel. Anderen Emittenten kommt auch in unserer Flottenumfrage eine marginale Bedeutung zu. Ein von uns befragter Fuhrparkleiter eines Konsumartikelherstellers ist gerade dabei, Tankkarten einzuführen und verhandelt derzeit noch mit den zwei Marktanführern Aral und euroShell.
Mehr als die Hälfte der befragten Fuhrparks beziehen die Tankkarten direkt von den Mineralölgesellschaften, weil es sich entweder um einen Kauffuhrpark handelt, weil mehrere Leasinggeber im Spiel sind oder weil so flexibler auf die Bedürfnisse im eigenen Haus reagiert werden könne. Auch die direkt mit den Mineralölkonzernen verhandelten Rabatte werden als Grund genannt, warum Tankkarten auch dort geordert werden. Nur ein gutes Drittel bezieht die Tankkarten über ihren Leasinggeber. Der Fuhrparkverantwortliche eines bekannten Gastronomieunternehmens nennt die Fuhrparkleistungen "aus einer Hand" als Grund. "Das macht das Handling einfacher", findet er in Bezug auf Reporting und Rechnungstellung, gibt aber auch zu bedenken: "Man muss in diese Überlegungen aber immer die eventuell anfallenden Tankkartengebühren mit einbeziehen, die man bei Direktbezug meistens nicht hat."
Reportings immer wichtiger
Angesichts der Preisexplosion an den Zapfsäulen werden Kraftstoffreportings auf Basis der Tankkartendaten immer wichtiger. Durchschnittsverbräuche, Soll-Ist-Vergleiche, Ausreißer und Falsch- oder Mehrfachbetankungen innerhalb eines Tages können so schnell ermittelt werden (siehe Tabelle "Kraftstoffreporting" auf Seite 29). "Es ist ein großes Interesse am Kraftstoffmanagement zu erkennen", sagt Christian Kiffe, Geschäftsführer von Atlas Auto-Leasing "Nachdem in der Vergangenheit die Aufwandsreduktion ein wichtiger Faktor für den Einsatz von Kartensystemen war, steht heute aufgrund der Kaufpreisentwicklung das Controlling der Kosten im Vordergrund."
Die Kunden verlangen nach Angaben der Gesellschaften immer detailliertere Auswertungen, auch um Premiumbetankungen und Kartenmissbrauch der Fahrer aufzudecken. Auf den Kraftstoffreportings basiere nach Beobachtung von Sixt Leasing auch, ob für eine Flotte beim nächsten Mal umwelt- und verbrauchsfreundlichere Fahrzeuge bestellt würden.
Für aussagekräftige Reportings müssen die Daten der Tankkarten aber vollständig sein, weswegen Unternehmen ihre Firmenwagenfahrer heute stärker als früher in die Pflicht nehmen. "Vom korrekten Einsatz der Tankkarte hängt die Qualität des Reportings ab. Daher weisen Fuhrparkbetreiber ihre Fahrer an, beim Gebrauch der Tankkarte auch den Kilometerstand anzugeben. Früher wurde dieser Vorgang häufig vernachlässigt", weiß Karsten Rösel, Geschäftsführer der ALD AutoLeasing.
Nach Ansicht von Ludger Reffgen, Geschäftsführer der ASL – Part of GE Capital Solutions, ist das Potenzial von Reportings noch längst nicht ausgeschöpft: "Die Bedeutung des Tankkarten- und Kraftstoffmanagements als Kontrollinstrument wird aufgrund der weiter steigenden Kraftstoffpreise in den kommenden Monaten deutlich zunehmen. Es ist ein notwendiges und probates Mittel, die Kostentransparenz im Fuhrpark weiter zu erhöhen, gerade weil die Kraftstoffkosten mittlerweile bis zu 30 Prozent der gesamten Fuhrparkkosten ausmachen."
Diesen Ausgabenblock gehen viele Fuhrparks heute gezielt an. Sie versuchen, ihn durch Bestellung sparsamerer Modelle oder durch Beteiligung ihrer Mitarbeiter an den Tankrechnungen für private Fahrten zu reduzieren. Um die Preissensibilität ihrer Firmenwagenfahrer zu erhöhen, gibt es auch Unternehmen, die sich die Betankungengenerell – also selbst für dienstliche Fahrten – von ihren Mitarbeitern vorstrecken lassen und ihnen die Auslagen mit der Gehaltsabrechnung des folgenden Monats überweisen.
Neue Produkte zur besseren
Kalkulation
Auf die enorme Kostensteigerung beim Kraftstoff, die viele Fuhrparks empfindlich trifft, haben zwei Leasinggesellschaften schon mit neuen Produkten reagiert. Sie sollen dem Leasingnehmer ermöglichen, seine Total Cost of Ownership (TCO) besser kalkulieren und seine Ausgaben zuverlässiger budgetieren zu können.
So bietet der noch recht neue Player Hannover Leasing Automotive auf Basis von an der Börse angebotenen Optionen an, die Treibstoffkosten für ein bestimmtes Preisniveau abzusichern. Der Kunde kann so "seinen" Benzinpreis auf einem bestimmten Level über die Laufzeit fixieren. Die Nachfrage sei, so die Hannover Leasing Automotive, in Anbetracht der derzeitigen Marktsituation "beeindruckend".
Ähnlich funktioniert der "Diesel-swap", den Hansa Automobil Leasing in Zusammenarbeit mit dem Mutterunternehmen Commerzbank anbietet, allerdings nur Kunden mit eigenen Betriebstankstellen. Bei diesem Tauschgeschäft sichert die Bank den Dieselpreis für einen vereinbarten Zeitraum ab: Unabhängig davon, wie sich dieser am Markt entwickelt, zahlt der Kunde einen fest vereinbarten Betrag. Er hat so eine konstante Berechnungsgrundlage im Fuhrpark. Steigt der reale Marktpreis im Bezugszeitraum an, gleicht die Bank das Risiko aus. Liegt der vom Fuhrparkbetreiber gezahlte Preis unter dem wirklichen, muss er einen Ausgleich an seinen "Preisversicherer" zahlen.
Angesichts des geradezu existenzgefährdenden Preisanstiegs in den vergangenen Monaten wird die Not wohl zukünftig noch erfinderischer machen – sowohl in den Fuhrparks als auch bei den Leasinggesellschaften.
Mireille Pruvost
Leasinggesellschaft
Mindestanzahl Fahrzeuge für Tankkartenbezug
Aral
DKV
Esso
euro-Shell
Total
Union Tank (UTA)
West-falen
akf servicelease
5
9
9
9
ALD
Keine
9
9
20
9
9
10
9
9
9
9
ASL/GE Capital Solutions
Keine
9
9
9
9
Athlon Car Lease
Keine
9
9
9
9
9
Atlas Auto-Leasing
Keine
9
9
9
Business Partner
Keine
9
9
DB Rent/DB Fuhrpark Service
20
9
9
9
DFM
5
9
9
9
5
9
9
DirectLease.de
Keine
9
9
9
Hannover Leasing Automotive
10
9
9
9
Hansa Automobil Leasing
Keine
9
9
9
LeasePlan
Keine
9
9
Maske Autoleasing
10
9
9
9
9
9
Masterlease
Keine
9
9
9
Keine
9
9
Keine
9
9
9
9
VR Leasing
10
9
9
VW Leasing
10
9
9
9
9
akf servicelease
Monatlich
Monatlich
ALD
Monatlich
Nur voraussichtlichen Verbrauch zur Information
Alphabet
Monatlich
Vierteljährlich
Übernahme der Artikelbezeichnung der Mineralölgesellschaft
Arval
Monatlich
Keine Kraftstoffpauschalen wegen Vorgaben des EuGH
ASL/GE Capital Solutions
Monatlich oder periodisch, mindestens einmal jährlich
Monatlich
Athlon Car Lease
Monatlich
Keine Kraftstoffpauschalen
Atlas Auto-Leasing
Monatlich
Keine Kraftstoffpauschalen wegen Vorgaben des EuGH
Business Partner
Monatlich
Keine Kraftstoffpauschalen wegen Vorgaben des EuGH
DB Rent/DB FuhrparkService
Monatlich
Abrechnung nach Ist-Kosten
DFM
Monatlich
Vierteljährlich
Deutsche Leasing
Monatlich
Regelmäßig
DirectLease.de
Nach Kundenwunsch
Bei Abweichungen von fünf Prozent
Hannover Leasing Automotive
I. d. R. monatlich
Nur nach RS mit Kunden
Hansa Automobil Leasing
Monatlich
Keine Kraftstoffpauschalen
LeasePlan
Monatlich
Halbjährlich, zum 1.1. und 1.7. eines Jahres
Wird nicht nachgefragt
Maske Autoleasing
Monatlich
Direkte Abrechnung über Mineralölgesellschaften
(1)
(1)
Masterlease
Monatlich
Monatlich
Mobility Concept
Monatlich
Keine pauschale Aussage möglich, ständige Marktbeobachtung und Anpassung
(2)
Sixt Leasing
Monatlich
Monatlich
VR Leasing
Monatlich
Situativ nach Marktentwicklung
(3)
VW Leasing
Monatlich
Keine Kraftstoffpauschalen wegen Vorgaben des EuGH
Leasinggesellschaft
Häufigkeit der Aktualisierung
Inhalt
- Ausgabe 9/2008 Seite 24 (916.1 KB, PDF)