Surren, staunen, schreiben
Kampagne E-Pendler | In Schleswig-Holstein surrten Berufspendler mit 30 Stromern eine Woche lang kostenfrei zur Arbeit und bloggten darüber. Alternativ führt der Hamburger Weg zur E-Mobilität direkt in die Flotten.
— „Mein nächstes Auto wird ein Elektroauto!“ Die Aussage von Bloggerin Susanne Haag ist mutig, aber begründet. Denn die Norddeutsche war eine „E-Pendlerin“. Vom 26. September bis zum 4. Oktober surrte sie wie weitere Berufspendler und Fahrgemeinschaften durch Schleswig-Holstein und sammelte eigene Erfahrungen mit Stromern. BMW, Citroën, Mitsubishi, Opel, Renault, Smart und VW stellten die 30 E-Autos.
Nach ersten Aktionen der E-Pendler in Sachsen und Hessen (federführend war wie auch in diesem Fall die Frankfurter Agentur „PP:Agenda“) wurde nun der windradreiche Norden Teil der Kampagne für Elektromobilität, die erstmalig auch alle sozialen Kanäle wie Facebook, Twitter und Instagram nutzte. Besser gesagt waren es die Tester selbst, die den acht Tagen mit gut 10.000 Kilometern ein mediales Profil verpassten (siehe Blog-Einträge rechts).
Neugieriges Umfeld | Haag war mit dem Renault Zoe unterwegs und schreibt, dass ihr Umfeld sehr offen und interessiert auf das Elektroauto reagierte. Beim Mitfahren waren alle angenehm überrascht über das sehr leise Auto. Auch das Aufladen wurde von allen als sehr einfach empfunden. Die 140 Kilometer Reichweite genügten der Berufspendlerin und ihren Mitfahrern.
Ähnlich erging es einer Fahrgemeinschaft aus Fockbek: „Mit dem neuen BMW i3 ernten wir einige staunende Blicke von Passanten am Straßenrand. Wir fühlen uns toll, alle sind begeistert, ab auf die Autobahn“, bloggte sie.
Rechnung des Hybriden | Insgesamt legten die E-Pendler pro Tag zwischen 35 und 160 Kilometer zurück – der Tagesdurchschnitt lag bei 45 Kilometern. Deshalb musste das Gros der Stromer nur einmal am Tag an die Steckdose.
Interessant ist hier die Rechnung eines Probefahrers, der mit einem Hybriden tourte. Innerhalb der 720 Kilometer mit dem Mitsubishi Outlander Plug-in-Hybrid wurden 24,53 Liter getankt, was 3,41 Litern Verbrauch entspricht. Zusätzlich kamen die Stromkosten, die der Tester auf 12 kW/h pro Tag schätzte. Sein Fazit: Das E-Auto sollte die Golf-Klassengröße besitzen und der Preis dieser Klasse angemessen sein. Es müsste mehr Ladesäulen geben, die einfach zu nutzen sind. Und die elektrische Reichweite sollte mindestens 150 Kilometer betragen.
Das Austesten des Aktionsradius war auch für die Fahrgemeinschaft eines BMW i3 spannend. Nach der Hinfahrt mit dem E-Mobil über die Autobahn ging es retour nur über die Landstraße – eine Reaktion auf die Leistungskiller Kilometeranzahl und Top-Speed. Dennoch zeigten sich die Initiatoren des Projekts wie die Gesellschaft für Energie und Klimaschutz Schleswig-Holstein, das Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume, die IHK Schleswig-Holstein und die „Wirtschaftsförderung und Technologietransfer Schleswig-Holstein“ sehr zufrieden.
Hamburger Flotten | Im nahe gelegenen Hamburg ist seit Jahresbeginn das Projekt „E-Powered Fleets Hamburg“ eine der Anlaufstellen für Fuhrparkbetreiber, die rund um die Metropole hilft, E-Fahrzeuge in die Flotten zu integrieren. Christoph Steinkamp koordiniert die Pionierarbeit des Konsortiums, bestehend aus der regionalen Projektleitstelle für Elektromobilität „Hysolutions“, dem Öko-Institut sowie dem Multibrand-Leasinggeber Alphabet. Die BMW-Tochter Alphabet stellt die Fahrzeuge bereit, die sich ausdrücklich nicht allein aus dem Pool des bayerischen Mutterkonzerns rekrutieren.
Großbestand | „Bis Ende 2016 wollen wir mit dem Projekt weitere 450 E-Fahrzeuge auf die Straße bringen“, blickt Steinkamp voraus. Weitere deshalb, weil die Hansestadt schon heute einen Bestand von gut 950 Stromern oder Plug-in-Hybriden vorweisen kann. Nach den notwendigen Abstimmungen in den vergangenen Monaten sind nun die ersten Stromer in ihre neuen Fuhrparks eingezogen. In diesem Jahr sollen gut 50 weitere Flottenfahrzeuge mit Stecker lossurren, die alle mittels des Daten-Trackers des Öko-Instituts beobachtet werden.
Wie weit man in Hamburg bereits ist, zeigt die Tatsache, dass städtische Fuhrparkverantwortliche begründen müssen, wenn bei Neu- oder Ersatzbeschaffungen kein E-Fahrzeug angeschafft werden soll, berichtet Steinkamp. Alle E-Zweifler könnten sich nun sicherlich gern von der Bloggerin Susanne Haag überzeugen lassen.
| Rocco Swantusch
– Unterwergs mit dem Mitsubishi Outlander Plug-in-Hybrid. Tester 1:
„Ich konnte immer genau meine 44 Kilometer hin und zurück mit einer Batterieladung fahren. Einmal die Woche muss ich aber nach Hamburg, da fährt man natürlich mit Benzin. Bei einem Verbrauch von sieben bis acht Litern auf 100 km ist das für ein 1,8-Tonnen-Auto okay. Kurz vor der Abfahrt Schnelsen, so ab Quickborn, kurz die Charge-Taste gedrückt und ich konnte im Innenstadtbereich von Hamburg mit Strom fahren, sehr komfortabel. Man muss sich eine stromsparende Fahrweise zulegen und mit dem Energiebildschirm arbeiten, Tempomat nutzen, Eco-Taste drücken, volle Rückgewinnung aktivieren. (...) Ob das die Zukunft der Mobilität ist, vermag ich nicht zu beurteilen, schön leise wäre es auf unseren Straßen. Der Preis ist meines Erachtens für die Menge Technik und Luxus angemessen, aber als Einstieg doch recht teuer.“
– Tester 2:
„Es gab immer wieder Situationen, in denen einem die Leute etwas verwirrt hinterherschauten, weil sie das Motorgeräusch vermissten. Auf einem Supermarktparkplatz bin ich hinter einem Ehepaar langsam hergerollt, weil die mittig liefen. Als die Frau dann mit einmal bemerkte, dass ein Auto hinter ihnen her ist, war sie doch erschrocken. (...) Das Ausschalten der Klimaanlage hat ungefähr drei Kilometer elektrisch gebracht – und das ist ein Punkt, den ich etwas kritisiere. Wenn man mit sehr geringer Innentemperatur (18 Grad Celsius) unterwegs war, dann ging der Motor morgens nicht an. Wollte man es aber komfortabel haben (21 Grad Celsius) ging morgens erst einmal der Motor mit an. (...) Ich war in der Testwoche beim Citti Park. Leider konnte ich dort nicht nachladen, weil ich keine Kundenkarte der Stadtwerke Kiel besitze. Das kann bei längeren Fahrten in andere Städte dann zu Problemen führen.“
– Unterwegs mit dem BMW i3. Tester 1:
„Habe den Wagen gestern mit einer Restreichweite von 53 Kilometern zuhause abgestellt und heute Morgen die Erfahrung gemacht, dass man, wenn man sinnig fährt, Reichweite gutmachen kann. Ich habe für knapp 25 Kilometer eine Reichweite von 22 Kilometern eingebüßt.“
– Tester 2:
„Volle Beladung (unsere Fahrgemeinschaft besteht aus drei Personen) und 85 km Fahrstrecke (von Fockbek nach Quickborn), hauptsächlich Autobahn, waren zu meistern. Los ging es mit einer kleinen Praxiseinführung: Wie kommt man eigentlich auf die Rücksitzbank? Ganz wichtig, erst muss die Beifahrertür (alternativ Fahrertür) geöffnet werden, dann erst lässt sich die Hintertür öffnen (...) Zunächst fuhren wir bis Neumünster Nord mit zirka 120 km/h größtenteils mit Tempomat. Der Blick auf die verbleibende Reichweite ließ erste Zweifel aufkommen, ob man mit dem derzeitigen Fahrverhalten wirklich am Arbeitsort ankommt. Schnell die Navigation einschalten und schauen, wie viele Kilometer noch zu fahren sind. Hmm ... 15 km Reserve am Zielort. Nicht gerade viel. Also Geschwindigkeit reduzieren und Verbraucher ausschalten. (...) BMW bleibt mit dem i3 seinem Motto treu, Freude am Fahren (solange der Akku reicht).“
„Es gab immer wieder Situationen, in denen einem die Leute etwas verwirrt hinterherschauten, weil sie das Motorgeräusch vermissten. Auf einem Supermarktparkplatz , bin ich hinter einem Ehepaar langsam her gerollt, weil die mittig liefen. Als die Frau dann mit einmal bemerkte, dass ein Auto hinter ihnen her ist, war sie doch erschrocken. (...) ….Das Ausschalten der Klimaanlage hat ungefähr drei Kilometer elektrisch gebracht – und das ist ein Punkt, den ich etwas kritisiere. Wenn man mit sehr geringer Innentemperatur ((18 Grad Celsius) unterwegs war, dann ging der Motor morgens nicht an., Wwollte man es aber komfortabel haben (21 Grad Celsius) ging morgens erst e einmal der Motor mitr an. (...) Zum öffentlichen Laden des Fahrzeuges noch ein Satz: Ich war in der Testwoche beim Citti Park. Leider konnte ich dort nicht nachladen, weil ich keine Kundenkarte der Stadtwerke Kiel besitze. Das kann bei längeren Fahrten in andere Städte dann zu Problemen führen.“,
weil man leider nicht die Kundenkarte des Betreibers besitzt und so bekommt man dann keinen ‚Saft‘. Eein Auto hinter ihnen ist, war sie doch erschrocken. Auch vor der Schule der Kinder, hatte ich das einmal fast einen Schüler auf der Motorhaube, weil er das Auto nicht gehört hatte. Da müssen wir uns, wenn die Elektrofahrzeuge zunehmen echt dran gewöhnen, das wir uns nicht nur auf unser Gehör verlassen.
Stefan Hohensee (Mitsubishi Outlander Plug-in-Hybrid)
„Ich konnte immer genau meine 44 Kilometer hin und zurück mit einer Batterieladung fahren. Einmal die Woche muss ich aber nach Hamburg, da fährt man natürlich mit Benzin., Baber bei einem Verbrauch von sieben 7 bis - acht8 Litern auf 100 km ist das für ein 1,8- Tonnen- Auto okay.k. Kurz vor der Abfahrt Schnelsen, so ab Quickborn, kurz die Charge-Taste gedrückt und ich konnte im Innenstadtbereich von Hamburg mit Strom fahren, sehr komfortabel. Man muss sich eine stromsparende Fahrweise zulegen und mit dem Energiebildschirm arbeiten, Tempomat nutzen, EcoCO-Taste drücken, volle Rückgewinnung aktivieren. (...) Fazit: Ob das die Zukunft der Mobilität ist, vermag ich nicht zu beurteilen, schön leise wäre es auf unseren Straßen. Der Preis ist meines Erachtens für die Menge Technik und Luxus angemessen, aber als Einstieg doch recht teuer.“
- Ausgabe 11/2014 Seite 78 (3.2 MB, PDF)