Die vorgesehene Verschärfung bei Abgas-Messungen für Dieselautos reicht einer Studie zufolge nicht aus, um den Ausstoß von Stickoxiden in die Nähe der Grenzwerte zu drücken. Die Emissionen könnten nach Einführung der Tests unter echten Fahrbedingungen die Werte der Euro-6-Norm weiter um das Dreifache überschreiten, ergaben am Freitag veröffentlichte Berechnungen des Forscherverbunds ICCT.
Die Organisation, die eine große Rolle beim Aufdecken des Abgas-Skandals gespielt hat, empfiehlt daher weitere Verschärfungen für Neuwagen - etwa "stichprobenartige Nachtests der Abgasemissionen von Fahrzeugen im Alltagsbetrieb". Das entspricht den Plänen der EU-Kommission. Damit könne der Ausstoß der für Menschen gefährlichen Stickoxide laut der Studie bis zum Jahr 2022 auf das 1,2-fache der Euro-6-Norm gesenkt werden.
Offiziell dürfen Autos 80 Milligramm Stickoxid (NOx) pro Kilometer ausstoßen. Dies gilt für neu zugelassene Diesel seit dem Herbst 2015. Derzeit ist der NOx-Ausstoß laut ICCT im Alltag bei Euro-6-Wagen durchschnittlich bis zu sieben Mal höher als erlaubt.
Im Zentrum des Diesel-Skandals steht die Erkenntnis, dass Autos unter Laborbedingungen sehr viel weniger Schadstoffe ausstoßen als auf der Straße. Ab September 2017 sind deswegen sogenannte RDE-Tests mit mobilen Messgeräten auf der Straße in der EU Pflicht. Sie deckten aber nicht alle Fahrbedingungen des realen Alltagsbetriebs ab, kritisierte Peter Mock, der Geschäftsführer des ICCT in Europa. Dazu gehörten hohe und niedrige Temperaturen sowie schnelles Fahren. Außerdem dürften Hersteller vorbereitete Prototypen testen lassen. (dpa)