Solide Schwester
Besonders auf Pflegedienste & Co. zielt der Kleinwagen Dacia Sandero ab. Sein größter Trumpf: der Einstiegspreis von 6.300 Euro.
Ein Experiment zu Beginn: Einfach mal vor dem geistigen Auge alle Komfort-Features streichen, die nicht zwingend für eine Fahrt von A nach B notwendig sind. Okay, ABS samt elektronischer Bremskraftverteilung und Frontairbags für Fahrer und Beifahrer bleiben für die Sicherheit an Bord ebenso wie die klappbare Fondlehne fürs großzügige Beladen.
Et voilà: Vor einem steht er, der puristische Dacia Sandero – eine Idealbesetzung für Pflege- und Wachdienste. Denn die klar gezeichnete Schräghecklimousine zielt am Flottenmarkt besonders auf Fuhrparks ab, die nicht viele Kilometer herunterspulen und deren Budgets mit spitzem Bleistift kalkuliert sind. 6.303 Euro – diesen Einstiegskurs ruft die Renault-Tochter für den 1,4-Liter-Benziner (75 PS) auf. Preislich liegen der beliebte VW Polo und der Konzern-Bruder Renault Clio da deutlich drüber.
Grundversorgung in Serie
Dafür kommt der Sandero, was die Serienausstattung anbelangt, recht übersichtlich daher. So verlangt es schlicht das Konzept. ABS mit EBV, Frontairbags für Fahrer und Beifahrer, Dreipunkt-Sicherheitsgurte vorne und hinten, Stoßfänger in Wagenfarbe sowie beheizbare Heckscheibe – unter anderem diese Features gönnt Dacia seinem Basis-Fünftürer ab Werk.
Wer auf eine manuelle Klimaanlage und CD-Radio nicht verzichten möchte, muss 1.008 Euro respektive 387 Euro extra auf den Tisch legen oder für 1.050 Euro das "Klang- & Klima-Paket" ordern (Ausstattung: Ambiance und Lauréate) – ein Preisvorteil von 345 Euro. Hingegen sucht man den Sicherheitsgaranten ESP vergeblich in der Optionsliste.
Am Steuer des 4,02 Meter langen, 1,75 Meter breiten und 1,53 Meter hohen Dacia Sandero fühlt man sich ein wenig in die "Essen-auf-Räder"-Zeit zurückversetzt, technologischer Schnickschnack lenkt nicht vom Straßenverkehr ab. Dank der guten Federung, dem ordentlichen Platzangebot und der tollen Rundumsicht überzeugt der kompakte Rumäne auf der ersten Ausfahrt. Allerdings könnten die Bremsen – vorne Scheiben, hinten Trommeln – ruhig kräftiger zupacken und die Sitze ein wenig mehr Halt bieten. Zudem wäre vorne die eine oder andere zusätzliche Ablage schön.
Aktuell haben Sandero-Fans die Wahl zwischen den bekannten Renault-Benzinern 1.4 MPI (75 PS) und 1.6 MPI (87 PS) mit Fünfgang-Handschalter. Das Einstiegsaggregat erweist sich als treuer Begleiter, auch wenn ihm kräftemäßig schnell die Puste ausgeht (112 Nm bei 3.000 Umdrehungen). Doch Dacia-Käufer dürften ohnehin eher rationale Gründe interessieren als purer Fahrspaß. Der Verbrauch des 1,4-Liter-Benziners auf 100 Kilometern steht mit 7,0 Litern Super im Datenblatt, der CO2-Ausstoß liegt bei 165 Gramm.
Diesel erst ab 2009
Der 1.6 MPI, der 87 PS mobilisiert und bei 3.000 Touren 128 Nm bereitstellt, ist nur für die Top-Version Lauréate erhältlich. Seine Werte: 7,2 Liter im Schnitt und 170 g/km CO2. Wer lieber Diesel im Tank hat, muss noch bis Anfang 2009 auf die zwei Common-Rail-Turbodiesel 1.5 dCi (68 PS bzw. 86 PS) warten, beide aus dem Renault-Regal.
Ein weiteres rationales Pro-Argument, dem auch VW Polo und Renault Clio nichts entgegenzusetzen haben: das 320 bis 1.200 Liter fassende Ladeabteil. Ein toller Maximalwert, den man allerdings erreicht, indem man die Rücksitzfläche hochklappt und die Fondlehne nach vorne umlegt – insgesamt ein umständlicher Konstruktions-prozess. Immerhin: Ab Lauréate gibt es die asymmetrisch geteilte Rückbank in Serie.
Punkten kann der Dacia Sandero mit seinem Wartungsintervall von 30.000 Kilometern oder alle zwei Jahre sowie dreijähriger Händlergarantie (max. 100.000 Kilometer) aufs gesamte Fahrzeug. Und Ende des Jahres mit einem derzeit angesagten Flüssiggas-Triebwerk ab Werk. Unterm Strich also ein attraktives Gesamtpaket für die solide Fahrt von A nach B. PN
- Ausgabe 10/2008 Seite 48 (235.8 KB, PDF)