Skoda gibt auch auf allen Vieren richtig Gas. "Wir haben die jüngste Flotte von Allradfahrzeugen in der Mittelklasse", betont Skoda-Vorstandschef Winfried Vahland. Er verweist auf derzeit fünf 4x4-Modelle und den anziehenden Absatzes dieser Autos um gut 20 Prozent: "Jeder fünfte verkaufte Skoda in den Modellreihen Yeti, Octavia und Superb hat Allradantrieb". Doch die tschechische VW-Tochter hat ein Problem: Fragt man nach bekannten Autoherstellern, die Autos mit Vierradantrieb bauen, gehört der Name Skoda sicher nicht zu den häufigsten Antworten. Schließlich findet sich diese Technologie erst seit 1999 auch in Modellen mit dem geflügelten Pfeil auf der Motorhaube.
Ein Eintauchen in die Archive enthüllt jedoch Erstaunliches: Es gab schon einmal einen Skoda, der über Allradantrieb verfügte, in mehreren tausend Exemplaren gebaut, aber nie frei verkauft wurde. Die deutschen Besatzer hatten Skoda gezwungen, die große Limousine Superb 3000 in einen Kommandeurs- und Kübelwagen zu verwandeln. Der letzte „3000 X“ rollte 1943 aus dem Werk.
Mit Recht stolz ist die heutige Skoda-Mannschaft auf ihren Bestseller unter den Allradlern. Gut 43 Prozent aller Yeti-Modelle ordern Kunden mit Allradantrieb, die dafür bereitwillig 1.500 Euro (netto) Aufpreis in Kauf nehmen. Das 4,22 Meter lange SUV ist zwar kein lupenreiner Geländewagen, muss sich aber dank ausgeklügelter Elektronik auch vor prominenten, oft teureren Vertretern seiner Spezies nicht verstecken.
Er rubbelt los
Im Testgelände Pachfurth bei Wien steht ganz oben auf einem gut 30 Meter hohen Hügel ein Yeti. Sein "Bergabfahr-Assistent" wartet auf seinen Einsatz. Vor dem Kühler geht es steil talwärts - mit 80 Prozent Gefälle. Erst ein Druck auf den Off-Road-Knopf hinter dem Wählhebel für das Doppelkupplungsgetriebe, dann langsam losrollen, auch wenn der Vorderwagen den Beginn der Abfahrt verdeckt. Wenn endlich die Piste ins Blickfeld kommt, einfach die Füße von den Pedalen lösen und den Rest der Arbeit den guten Geistern der Elektronik überlassen. Der Yeti rubbelt sich über das lockere Geröll nach unten, bestimmt selbst das Tempo und erreicht sicher das Ende der Steilstrecke, die wohl kein Zweibeiner zu Fuß hätte begehen wollen.
Der kleine Tscheche, den es ab 19.900 Euro gibt, kann aber auch über dicke Steine ein Flussbett heraufkrabbeln oder sich so verschränken, dass nur noch ein Rad Bodenkontakt hat. Durchaus beeindruckend, auch wenn sich wohl kein heutiger oder künftiger Eigner des "Schneemenschen" je auf derartiges Terrain wagen wird. Das gilt sicher auch für die beiden anderen Allrad-Versionen, den Octavia und den Superb, jeweils mit dem Zusatz 4x4. Die Limousinen und Kombis verfügen nicht über die Bodenfreiheit des kleinen Wilden. Bei ihnen dient die moderne Technik für eine verbesserte Straßenhaftung (Traktion) oder zum Vorwärtskommen auf verschneiten oder nassen Straßen. Im Normalbetrieb sind die Skoda-Allradler mit Frontantrieb unterwegs. Verliert ein Vorderrad die Haftung, lenkt eine sogenannte Haldex-Kupplung die Antriebskraft an die runden Kollegen, die noch festen Boden unter dem Gummi haben. Das alles funktioniert in Bruchteilen von Sekunden und überzeugt nicht nur im Gelände, sondern auch auf rutschigen Straßen oder in vereisten Kurven.
"Wir sind derzeit in der größten Modelloffensive der Unternehmensgeschichte", sagt Skoda-Chef Vahland. "Unsere im letzten Jahr runderneuerte Allrad-Palette leistet einen wichtigen Beitrag zu unserer Wachstumsstrategie“. Schon im Herbst wird der neueste Allrad-Beitrag zum Händler rollen. Der etwas höhere Octavia Kombi mit dem Zusatz Scout lässt keine Wahl, sondern bewegt sich immer auf allen Vieren. Er glänzt durch optische Extras wie schwarze Umrandungen der Radhäuser oder leichte Retouchen am Bug. Zudem bietet er mehr Bodenfreiheit, kann zwei Tonnen ziehen und kostet ab 25.400 Euro. (sp-x/kak)