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Rüstzeug für Selfmade-Autovermieter

24.07.2015 06:00 Uhr
© Foto: RAM/Fotolia, Trueffelpix/Fotolia [M] Autoflotte

Firmen können für ihre Mitarbeiter zum vollautomatisierten Autovermieter werden, wenn sie ihren Bestandspool umrüsten oder spezielle Autos extra dafür anschaffen.

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_ Noch scheint das Angebot der Nachfrage voraus zu sein."Obwohl sich nahezu die Hälfte aller deutschen Unternehmen vorstellen kann, Corporate Carsharing zu nutzen, wissen die wenigsten, wie das Modell im Unternehmen akzeptiert und vor allem wie es effektiv eingesetzt werden kann", zitierte Jens Diehlmann, Global Automotive Finance Leader bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young, noch vor zwei Jahren Ergebnisse einer Umfrage des Automotive Insti tute for Management der European Business School. Er kommt aber dennoch zu dem Fazit: "Früher oder später wird sich das Corporate Carsharing bei Unternehmen etablieren."

Dieser Zeitpunkt scheint im Jahre 2015 noch nicht erreicht zu sein, aber Fakt ist: Der Markt entwickelt sich weiterhin sehr dynamisch - es gehen neue Angebote an den Start, wie auch unsere aktuelle Übersicht zeigt. Und die Fuhrparkbetreiber sind sich bewusst, dass es bei der Mitarbeitermobilität noch in mehrfacher Hinsicht Optimierungspotenzial gibt. Aber wie zwei aktuelle Praxisbeispiele in dieser Ausgabe zeigen, erweist sich Corporate Carsharing nicht immer als die richtige Lösung.

Mobilitätsaudit durchführen

Auch Unternehmensberater Diehlmann empfiehlt daher eine gründliche Prüfung: "Auch wenn viele Argumente für das Corporate Carsharing sprechen und sogar davon ausgegangen werden kann, dass es ein Mobilitätskonzept der Zukunft wird: Bevor sich ein Unternehmen für den Umstieg entscheidet, sollte es unbedingt ein Mobilitätsaudit durchführen. Denn erst dann wird klar, ob sich dieses Modell - in Kombination mit anderen individuellen Verkehrsangeboten - im Hier und Jetzt für das jeweilige Unternehmen rechnet oder nicht."

Die Unternehmen, die zu dem Schluss kommen, dass sich Corporate Carsharing für sie lohnt, weil sie beispielsweise die Auslastung der Fahrzeuge durch Privatvermietung an die Belegschaft außerhalb der Geschäftszeiten steigern können und zugleich dem veränderten Mobilitätsbedürfnis vieler Nachwuchsfach- und -führungskräfte Rechnung tragen wollen, finden ein vielseitiges Angebot vor: Sie können für Corporate-Carsharing-Fahrzeuge samt Hard- und Software für den vollautomatisierten Betrieb leasen oder über Langzeitmiete beziehen.

Pool nachrüsten

Sie können aber auch bestehende Poolfahrzeuge mit der notwendigen Technik nachrüsten und haben dabei die Wahl, ob sie einen elektronischen Schlüsselkasten irgendwo in ihrem Firmengebäude anbringen lassen oder ob die Mitarbeiter den unternehmenseigenen "Mietwagen" schlüssellos entern sollen - zum Beispiel über einen RFID-Chip auf ihrem Führerschein oder eine speziellen RFID-Karte.

Um das Angebot transparenter darstellen zu können, haben wir auf den folgenden Seiten beide Lösungsmöglichkeiten in getrennten Marktübersichten erfasst.

Neue Player

Auf der Seite der Komplettanbieter gibt es seit dem vergangenen Jahr sogar gleich drei neue Wettbewerber: Im Sommer 2014 debütierte das auf Langzeitmiete basierende Produkt "Shaggo" von Fuhrwerk Plus. Darüber hinaus neu sind in dieser Übersicht auch "Audi Shared Fleet" und "Carpool-Management", das Corporate-Carsharing-Angebot von Volkswagen Leasing, das auf die Verwaltung des Bestandspools des Kunden abzielt, aber neben der Hardware auf Wunsch auch ein kombiniertes Angebot mit passenden Leasing- oder Langzeitmietfahrzeugen beinhalten kann.

Ein weiterer Leasinggeber, der in den Startlöchern steht, ist Leaseplan: "Wir befinden uns bereits in einer fortgeschrittenen Entwicklungsphase", sagt Dieter Jacobs, Geschäftsleitung Fuhrparkmanagement.

Dafür wird der aufmerksame Leser feststellen, dass drei Anbieter fehlen, die im Vorjahr gelistet waren: GE Capital Fleet Service hat die Teilnahme abgesagt, die beiden kooperierenden Unternehmen PSA Peugeot Citroën ("Share your fleet") und Sixt Leasing ("Sixt Corporate Carsharing") haben auf die Anfrage der Redaktion nicht geantwortet.

Einsatzbereiche

Nach Auskunft der Anbieter nutzen die Fuhrparkkunden das Corporate Carsharing überwiegend für berufliche Tagesfahrten oder Dienstreisen. Auch auf kurzen Strecken für Fahrten zwischen einzelnen Standorten wird es eingesetzt. Größtenteils wird so die Nutzung von Taxi, Mietwagen oder Bahn ersetzt, aber zum Teil auch die Dienst- oder Abteilungswagen selbst.

Nach Ansicht von Cambio, Deutsche Bahn, Fuhrwerk Plus und Ubeeqo lassen sich durch Corporate Carsharing 30 Prozent der Kosten durch Substituierung der anderen Verkehrsträger reduzieren, bei der Einbindung der Privatnutzung laut Fuhrwerk Plus sogar bis zu 70 Prozent.

"Mit Corporate Carsharing kann die Effizienz des Firmenfuhrparks- insbesondere der Poolflotte- durch Auslastungsoptimierung gesteigert werden. Durch die systemseitige Umsetzung sowie ein lückenloses Reporting lassen sich zudem vielfältige Prozessoptimierungen generieren", hebt Gerhard Künne, Sprecher der Geschäftsführung der Volkswagen Leasing, die Vorteile hervor.

Stefan Fuhrer, Leiter Vertrieb bei Ametras Rentconcept, macht eine detaillierte Rechnung auf: Von den monatlichen Aufwendungen für den Fuhrpark ließen sich jeweils fünf Prozent an Personal- und Mietwagenkosten einsparen, vier Prozent der Ausgaben für Taxifahren und zwei Prozent für eingesparte Kilometerpauschalen. Verringert würden die monatlichen Investitionen durch die Vermietungen für Privatfahrten, die er auf 24 Prozent beziffert. Durch die optimierte Auslastung der Corporate-Carsharing-Flotte könnten ihm zufolge je nach Fuhrparkgröße 20 bis 40 Prozent der Fahrzeuge eingespart werden.

Gleichzeitig sieht Künne aber auch begrenzte Einsatzgebiete: "Corporate Carsharing bietet generell keinen Ersatz für einen personengebundenen Dienstwagen, der hochgradig individuell genutzt wird." Darüber hinaus sei es keine Lösung für spezialisierte Servicefahrzeugflotten mit Sondereinbauten und speziellen Verwendungszwecken.

Tipps für die Einführung

Unternehmen, die Corporate Carsharing einführen wollen, sollten eine modular buchbare Lösung wählen, die in vorhandene Strukturen und Services leicht integrierbar sei."Bestehende Prozesse sollten sich idealerweise einfach einbinden lassen", sagt Diana Leufkes, Regional Account Manager bei Fuhrwerk Plus. Zudem sollten beim Vergleich der Anbieter und Konditionen die jeweiligen System- und Dienstleistungsumfänge, also das, was im jeweiligen Modul enthalten ist, genau beleuchtet werden, empfiehlt Leufkes.

Dieter Jacobs von Leaseplan legt potenziellen Kunden von Corporate Carsharing ans Herz, bei der Produktauswahl darauf zu achten, dass auch diese Mietfahrzeuge eine gleichwertige Servicebetreuung erhalten. "Fahrzeuge, die keinem Fahrer zugeordnet sind, werden häufig stiefmütterlich behandelt", weiß Jacobs. Typische Full-Service-Bestandteile wie Reifenservice oder Wartung wanderten in solchen Fällen wieder zum Fuhrparkleiter. Deshalb sollte auch beim Corporate Carsharing auf eine erstklassige Betreuung gesetzt werden, damit in diesem Bereich ebenfalls die administrative Entlastung ihre Wirkung entfalten könne.

Nicht zu unterschätzen seien auch die Effekte einer breit angelegten Kommunikation, um ein solch großes Projekt erfolgreich zu implementieren. Mitarbeiter, Betriebsrat und Datenschutzbeauftragte sollten über die Abläufe informiert sein und die Vorteile von Corporate Carsharing kennen, rät Leufkes. Ein überschaubares Pilotprojekt, eine Kick-off-Veranstaltung und Informationsmaterial, bei denen auch der Dienstleister unterstützen könne, trägt dazu bei, dass ein möglichst großer Teil der Belegschaft zum zufriedenen Kunden der firmeneigenen Autovermietung wird.

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