Von Andreas Heise/AUTOHAUS
Bei Rolls-Royce spricht man gerne von "Präsenz". Und ja, wer die neue Schöpfung, den Cullinan, das erste Mal sieht, der muss zugeben: Die hat er – diese Präsenz. Dafür sorgen eine Länge von über 5,3 Metern und eine Höhe von knapp 1,84 Metern sowie klare, schnörkellose Linien. Denkt man beim Anblick der Front an einen höhergelegten Phantom, gibt sich das Heck eigenständig, auch wenn es ein wenig an einen Range Rover erinnert.
Das Außendesign im Ganzen mit seinen kurzen Überhängen und der leicht abfallenden Dachlinie ist gelungen. Trotz der Wuchtigkeit eines Geländewagens ist die für dieses Fahrzeugsegment so bedeutende Eleganz nicht verloren gegangen. Den Entwicklern kam dabei die Aluminium-Spaceframe-Architektur (ASF) zugute. Die eigenständige Basis, auf der auch der Phantom basiert, ließ dem Entwicklungs- und Designteam Platz für gewisse Freiheiten. Auffällig außerdem: die niedrige Gürtellinie. Die großzügigen Fensterflächen sorgen für einen luftigen Innenraum und gute Sicht nach außen – egal, ob man selbst fährt oder standesgemäß gefahren wird.
Doch meistert der Cullinan auch Gelände oder ist es "mehr Schein als Sein"? Auch wenn es bei der Vorstellung am Donnerstag in Ismaning bei München "Nur anfassen, nicht fahren" hieß, sprechen die Daten doch für Ersteres. Immerhin handelt es sich um den ersten Rolls-Royce mit Allradantrieb. Die Wattiefe beträgt für einen Geländewagen respektable 54 Zentimeter. Im Segment der Luxus-SUV spricht die BMW-Tochter von einem Klassenbestwert.
Die Luftfederung wurde angepasst, größere Federbeine hielten Einzug, um auch Schläge im schwierigen Gelände abzumildern. Im Offroad-Einsatz verwendet ein elektronisch gesteuertes System zur Dämpfereinstellung eine Luftkompression, um jedes einzelne Rad aktiv anzupassen, sobald es Traktion verliert. So soll sichergestellt werden, dass jeder Reifen Bodenkontakt hat und das maximale Antriebsmoment übertragen wird. Mittels Offroad-Knopfdruck kann der Fahrer das Setting fürs Gelände zudem weiter verfeinern. Für ausreichend Leistung sorgt ein Zwölfzylinder mit 420 kW / 571 PS bei 5.000 U/min, gepaart mit einer ZF-Achtgangautomatik. Die mächtigen 850 Newtonmeter Drehmoment liegen bereits bei 1.600 U/min an.
Eine Glas-Trennwand für perfektes Klima
Aber nicht nur der 4x4-Antrieb ist eine Neuheit bei den Briten. Zum ersten Mal verfügt ein Rolls-Royce über eine Heckklappe, die an eine Ära erinnert, als das Gepäck üblicherweise noch auf einem Träger außerhalb des Fahrzeugs transportiert wurde. Damit die Insassen keine kalte oder heiße Luft abbekommen, wenn das Heck beladen wird, hat Rolls-Royce eine Glasscheibe zwischen Kofferraum und Rücksitzen eingezogen.
Es sind eben die feinen Details, die einen Rolls-Royce auszeichnen. Ob Regenschirmschacht in der Tür, Whiskey-Fach im Fond, Laser-Licht in den Frontscheinwerfern, ausfahrbare Anhängerkupplung oder elektrische Spielereien. So lassen sich die Rücksitze auf Knopfdruck umklappen. Das Kofferraum-Volumen wächst dann von 560 auf 1.930 Liter. Um dem Ganzen noch die Krone aufzusetzen, lässt sich per weiterem Knopfdruck der Boden anheben, damit sich eine durchgehende Ladefläche ergibt. Und wer mit seinem Cullinan gerne auf den Campingplatz fährt, der wählt das Ausstattungsdetail "Viewing Suite", hinter dem sich eine ausklappbare Sitzanlage im Kofferraum versteckt. Für das gehobene Picknick sozusagen.
Das Ganze hat natürlich seinen Preis: Los geht's ab 265.000 Euro netto. Die ersten Auslieferungen sollen im Januar 2019 erfolgen. Über die Zahl der Vorbestellungen verrät der Autobauer nichts, doch da der Luxus-Geländewagen eine Antwort auf die gestiegene Kundennachfrage ist, sollte er ein Erfolg werden. Übrigens: Der Cullinan ist nach dem größten je gefundenen Diamanten benannt, der heute Teil der britischen Kronjuwelen ist. Ein Diamant fürs Grobe eben.