_ Reifen genießen nicht überall die Bedeutung, die ihnen eigentlich zuteil wird. Denn nicht allein die Technik bestimmt, wie sicher ein Auto unterwegs ist. Gerade bei extremer Wetterlage merkt der Fahrer schnell, wie beschränkt die Helferlein an Bord sein können, wenn es am Elementaren fehlt - nämlich an der Bodenhaftung.
"Die Größe einer DIN-A4-Seite beschreibt die Kontaktfläche zwischen Fahrzeugreifen und Straße. Das ist der neuralgische Punkt für die Sicherheit, bei dem wir ansetzen." Ralf Bechtold weiß, wovon er spricht. Seit 1995 leitet er den gleichnamigen Reifenhandel in München, dessen Geschäftsbereich Tire Fleet Management seit 2006 für Flotten aktiv ist. Der Reifen bestimmt also die Performance des Firmenwagens, keine neue, aber eine nicht überall präsente Tatsache. Ebenso fehlt es bisweilen in den Fuhrparks am Überblick, welche Kosten rund um die Pneus anfallen.
"Gerade dieser Punkt, die realen Reifenkosten vom Fuhrparkverantwortlichen zu erhalten, ist immer noch schwierig und zeitaufwendig", betont Jens Greulich. Der Manager ist Vertriebsleiter bei Tire Fleet Management und kennt aus seiner vorherigen Zeit als Flottenverantwortlicher bei einem großen Autovermieter die Nöte seines Gegenübers. "Als damaliger Flottenmanager bei der National Autovermietung hatte ich zweimal im Jahr voll mit dem Thema Reifen zu tun. Dann kam Tire Fleet Management auf den Plan und hat mich dabei entlastet." Entscheidend dabei ist, dass der Flottenmanager die Gesamtkosten für die Reifen kennt."Das ist nicht immer einfach herauszurechnen, aber es ist die Basis. Denn je mehr Infos wir vom Kunden bekommen, desto besser können wir unsere Dienstleistung der jeweiligen Flotte anpassen", erklärt der Profi.
Leasing statt Kauf
Lohnt sich der Aufwand beim Thema Reifen, einen weiteren Dienstleister ins Flottenboot zu nehmen?"Ja, unbedingt", betont Greulich. "Gerade für Fuhrparks, die sehr individuell unterwegs sind, finden wir maßgeschneiderte Mobilitätslösungen. Vom Reifenkauf über den mobilen Reifenwechsel bis zur europaweiten Pannenhilfe." Das können andere Reifenketten natürlich auch. Das besondere bei Tire Fleet Management ist, dass die Pneus in der Regel im Besitz des Dienstleisters sind und eben nicht dem Leasinggeber oder dem Fuhrparkbetreiber gehören. So wird die Reifenpflege zum Werterhalt. Die Ziele der beiden Parteien sind dabei deckungsgleich. "Ich möchte natürlich, dass der Reifen möglichst lange läuft, da wir nach gefahrenen Kilometern bezahlt werden. Also achte ich auf jeden Reifen am Fahrzeug eines Kunden", wie Firmenchef Bechtold betont. Luftdruck und Laufleistung werden penibel kontrolliert. "Da bin ich hinterher wie der Teufel nach der Seele. Am Ende ist es für die Flotte kalkulierbar, da der Betreiber eine monatliche Gebühr für alle Reifenthemen zahlt und wir für alle Ebenen des Geschäfts geradestehen. Der Kunde profitiert bei gut gepflegten Reifen nicht zuletzt vom optimalen Rollwiderstand und geringem Spritverbrauch."
Langzeitmiete
Kunden-Potenziale sieht Bechtold beispielsweise in der Langzeitmiete. Hier ist der saisonale Reifenwechsel nicht überall Usus, wie die Übersicht in Autoflotte (siehe 03/2016, S. 51 ff.) zeigt. Ein zweites großes Feld sind die Transporterflotten. Gerade was die Reifen betrifft, unterscheidet sich hier oft der Sicherheitsgedanke im Vergleich zu den Pkw-Flotten. Und das, obwohl zahlreiche PS-starke Kilometerjäger über die Autobahnen preschen und die Lenker eben nicht wie Pkw-Neuwagenfahrer seit vorletztem Herbst auf ein Reifendruckkontrollsystem vertrauen können. Aber auch hierfür gibt es Lösungen, wie Bechtold berichtet: "Für Nutzfahrzeugreifen setzen wir mit einem Pilotkunden ein neuartiges System ein. Ein handtellergroßer Transponder wird in jeden Reifen der gut 100 Fahrzeuge verbaut und sendet unter anderem täglich einen Statusbericht. Das System wertet die Daten aus und meldet uns mit einem Ampelsystem, wann ein Reifen unwirtschaftlich im Einsatz ist."
Mehr als einmal kam es schon vor, dass ein Lkw-Fahrer einen Anruf aus München bekam und auf einen Plattfuß hingewiesen wurde, den er selbst nicht bemerkt hatte. Allein steht der Fahrer in solchen Situationen nicht da, da sich im Moment genau 2.051 Partner-Werkstätten bundesweit um die Tire-Fleet-Management-Kunden kümmern. Kein Wunder, dass wohl nur wenige ihre Reifen so gut kennen werden wie Ralf Bechtold.
- Ausgabe 04/2016 Seite 72 (119.2 KB, PDF)