Spezielle Flotten benötigen eine spezielle Betreuung. Herzig Automobile aus Offenbach ist Coparts-Partner und Global Automotive Service (G.A.S.) aus Essen ist wiederum eine Tochter der Coparts. G.A.S. vermittelt Aufträge von Flottenkunden an Werkstätten. "Ich wurde einfach kontaktiert und gefragt, ob ich an den Ausschreibungen teilnehmen möchte", beantwortet Kfz-Meister Dieter Herzig die Frage, wie diese Kooperation zustande kam. Früher habe er über diesen Kanal hauptsächlich an älteren Fahrzeugen geschraubt. In der Zwischenzeit sind es aber viele jüngere Modelle, die meist zur klassischen Inspektion oder zum Ölwechsel angemeldet sind.
Nico Kuhnke, Leiter Netzwerk bei Global Automotive Service, erklärt: "Freie Betriebe können sich bei uns bewerben, wir prüfen den Bedarf in der Region und lassen dem interessierten Betrieb weitere Unterlagen zukommen." Das 2006 gegründete Unternehmen arbeitet derzeit mit rund 1.700 Partnerbetrieben zusammen.
Empfehlungen und kurze Wege
In der Vergangenheit hat Herzig auch den Flottenfuhrpark von seinem Nachbarn betreut. Der hatte sich aufgrund der kurzen Wege und der guten Empfehlungen für den Betrieb entschieden. Ein großer Vorteil ist hier der persönliche Kontakt. Im Gegensatz zu Endverbrauchern haben Flottenmanager oft auch einen technischen Background und verstehen in der Regel, wenn unvorhersehbare Reparaturen anstehen. An sich also eine sehr gern gesehene Kundschaft. Aber was, wenn man keinen Flottenmanager auf der gegenüberliegenden Straßenseite kennt? Eine gute Idee ist es, sich mit seinem Versicherungsmakler gut zu stellen, denn der kann im Schadenfall Empfehlungen aussprechen. Freie Betriebe haben so die Chance auf attraktive Aufträge. Wer sich nur auf mechanische Reparaturen konzentriert, arbeitet idealerweise mit einem Karosserie- und Lackbetrieb zusammen.
Peter Opfermann ist Versicherungsfachmann. Er sagt:"Wenn der Kunde keine Werkstatt des Vertrauens hat, dann empfehle ich ihm eine Werkstatt, die bei mir Kunde ist - je nachdem, wo der Geschädigte wohnt. Wenn der Flottenkunde mit meiner Empfehlung zufrieden ist, wird er selbstverständlich immer wieder dahin gehen. Freie Werkstätten sollten die zufriedenen Kunden animieren, Empfehlungen auszusprechen, dabei werden in der Regel auch Firmen aufmerksam. Ich selber habe durch meine 23-jährige Berufserfahrung über Empfehlungen meine Netzwerke somit aufgebaut." Wie gut das Geschäft mit Flottenkunden laufen kann, unterstreicht Daniela Negraszus, Geschäftsführerin beim Bosch-Betrieb Karrer & Barth und Partner aus Karlsruhe. Flotten machen zehn Prozent der Werkstattauslastung in dem 32 Mitarbeiter starken Betrieb aus.
Teils kam die Kooperation durch Bosch zustande, aber natürlich auch durch viel Eigeninitiative. Die Vorteile liegen für sie klar auf der Hand:"Zum Teil haben wir freie Handhabe innerhalb der Fuhrparkvorgaben, zudem gibt es einen gesicherten Zahlungseingang und der Werkstattrhythmus ist sehr gut planbar." Ihr Tipp ist es, sich gut im Umfeld zu vernetzen. Besonders Handwerkerbetriebe aus der Umgebung seien dankbare Flottenkunden.
Je spezieller die Fahrzeuge, umso länger bleiben sie auch im Fuhrpark. Negraszus resümiert: Die Autos sind zwischen null und 15 Jahren, es gibt Flotten, die halten die Fahrzeuge zehn Jahre und länger. Da es sich dabei meist um Arbeitsgeräte handelt, sind den Fuhrparkbetreibern der persönliche Kontakt sowie ein zügiger Ablauf wichtig. Zudem kann eine Spezialisierung, beispielsweise auf Elektromobilität, nicht schaden. Großer Bedarf besteht auch bei Campingfahrzeugen oder Food Trucks, also mobilen Verkaufsfahrzeugen. Hier ist die Technik aufgrund der Inneneinrichtung weit vielfältiger. Daniel Krcmar ist Geschäftsführer bei Lou's Maultäschle, einem gut gebuchten Cateringservice mit einer Flotte von sechs Food Trucks, drei Trailern und drei Pkw - alle zwischen drei und fünf Jahre alt.
Spezialflotten-Betreuung
"Da wir seit Beginn an in die gleichen Werkstätten gehen und diesen vertrauen, haben wir eine starke Bindung. Technisch gesehen haben wir bei einer Anlaufstelle das Thema mit der großen Hebebühne - die Trucks passen nicht überall drauf." Im Notfall muss er auf weitere externe Betriebe zugreifen, denn die Trucks sind für Veranstaltungen wie Hochzeiten fix gebucht.
Besonders heikel: die Technik im Interieur, also zum Beispiel die Küche. Nach "x Anfragen" hat man sich sogar dazu entschieden, einen Mitarbeiter einzustellen und die Ersatzteile selbst zu besorgen. Das ist sicherlich nicht die günstigste Lösung. Aber Spezialflotten benötigen eben auch spezielle Betreuung. Für eine freie Werkstatt hätten sich hier gute Synergien ergeben - vorausgesetzt, Equipment und Know-how sind vorhanden.
Eher schlechter stehen die Chancen bei größeren Flotten, die im Zyklus von rund zwei bis drei Jahren ausgetauscht werden. Martin Thorschmidt ist Flottenmanager bei der Familienbrauerei Dinkelacker in Stuttgart. Sein Statement ist klar: "Da unsere Fahrzeuge zu 90 Prozent über den Hersteller geleast sind, gehen wir nach Möglichkeit immer in die Herstellerwerkstatt. Dort bekommen wir alles im Paket mit Finanzierung, Wartung, Verschleiß, Reifenpaket, UVV und TÜV. Hier wird der Reifenwechsel mit dem Service verbunden, somit ist nur ein Werkstattaufenthalt nötig."
Freie Werkstätten oder Servicepartner werden in der Regel nur mit Glasschäden oder Smartrepair-Kleinigkeiten beauftragt. Anders sieht es da beim restlichen Bestand aus. Denn ein Teil der 59 Fahrzeuge ist gekauft und somit hat Thorschmidt bei diesen Fahrzeugen freie Wahl. Da es sich teils um Exoten wie einen Tesla, alte VW Bullis oder einen alten Mercedes-Benz handelt, wird individuell und auf Empfehlung hin entschieden.
Spezielle Kleinflotten
Profane Transporter werden zu hippen Foodtrucks mit integrierter Küche und sind der Renner auf Veranstaltungen.
Bei den Flottenkunden ist zum Beispiel der Werkstatt-Rhythmus sehr gut planbar.
- Ausgabe 12/2019 Seite 38 (166.3 KB, PDF)