_ Fuhrparkmanagement boomt. Das Interesse der Fuhrparkbetreiber an einem externen Dienstleister, der die vielen verschiedenen Lieferanten- und Nutzerdaten zu einem effizienten Gesamtkonstrukt zusammenführt und dabei Kostenoptimierung nicht aus dem Blick verliert, ist ungebrochen.
Das ist wohl auch der Grund dafür, dass es in diesem Jahr gleich zwei Neugründungen gab: Die unter anderem zu Akf Servicelease gehörenden "Flottenmeister" aus Pullach unter der Führung von Christian Braumiller, der Marktkennern noch von seiner Zeit bei ASL oder Hannover Leasing Automotive bekannt sein dürfte. Und zudem seit 1. Juli die aus der gleichnamigen Autohaus-Gruppe entstandene "Graf Hardenberg Fuhrparkmanagement" aus Karlsruhe, deren Erwartungen beim Start übertroffen wurden.
Allerdings gibt es auch kleinere Anbieter, die den aggressiven Preiskampf nicht überlebt haben und sich auf dem großen Markt nicht behaupten konnten. "Der Markt des Fuhrparkmanagements hat sich in den vergangenen Jahren sehr stark konsolidiert", sagt auch Arnd Martin, Geschäftsführer der FleetCompany. Oft braucht es auch einen langen Atem, bis es zum Abschluss kommt. Die Entscheidungswege bei Flottenbetreibern können sehr lang sein.
Weiteres Wachstum
Die etablierten Gesellschaften hingegen freuen sich größtenteils über starke Zuwächse. Zweistellige Steigerungsraten im Neukundengeschäft sind keine Einzelfälle: Die zur VW Leasing gehörende Carmobility konnte ihr Volumen im ersten Halbjahr 2016 um 24 Prozent steigern, ARI rechnet bis Jahresende mit einem Plus von 25 bis 40 Prozent, HLA Fleet Services legte bis Juni um 30 Prozent zu und Sixt Mobility Consulting prognostiziert für 2016 ein Wachstum im mittleren zweistelligen Prozentbereich.
Zunehmend komplexere Flotten
Wenn Flottenbetreiber einen externen Fuhrparkmanager beauftragen, dann oft, weil sie sich auf ihr Kerngeschäft zurückbesinnen. Eine eigene schlagkräftige Abteilung aufzubauen, ist kostenintensiv und erfordert einiges an Know-how. Gerade in Zeiten, wo - nicht zuletzt auch aufgrund des Spardrucks - viele verschiedene Lieferanten involviert sind. Bei einer Ausschreibung erhält gern der Anbieter mit dem günstigsten Preis den Zuschlag. Und dann muss auch er in die Fuhrparkprozesse eingesteuert werden. Gleichzeitig werden die Mobilitätsformen vielfältiger, wenn man an die Beliebtheit von Langzeitmiete und Carsharing denkt oder an neue Technologien oder Antriebsformen jenseits des klassichen Dieselmotors. "Fuhrparkmanagement-Dienstleistungen sind im Besonderen bei großen Fuhrparks von sehr großer Bedeutung, da diese bei einer großen Lieferantenvielfalt einfach Transparenz und standardisierte Prozesse gewähren können", sagt Vinzenz Pflanz, Chief Sales Officer der Sixt Leasing. "'Plug- and Play' mit sämtlichen Lieferanten entlang der Wertschöpfungskette wird in Zukunft eine immer wichtigere Rolle spielen", so Pflanz weiter.
Gleichzeitig beobachten die Marktakteure auch im Fuhrparkmanagement einen Trend zur Globalisierung der Leistungen. Als Folge, dass der Fuhrpark in den Unternehmen immer mehr zentralisiert werde, nimmt "die Nachfrage nach global übergreifenden Dienstleistungen beziehungsweise Fuhrpark-Konzepten stetig zu", sagt Martin.
Dazu gehören beispielsweise auch die Auswertungen der Kennzahlen im Fuhrpark. "Die Reporting-Ansprüche der Kunden werden durch zunehmend globale Vernetzung immer umfangreicher und individueller", stellt Benno Aul, Leiter Vertrieb und Produktentwicklung bei Expert Automotive, fest. Aus diesem Grund hat Sixt im vergangenen Jahr ein Global-Reporting-Tool entwickelt, das durch seine Transparenz über sämtliche Mobilitätslösungen Einsparpotenziale auch auf globaler Ebene aufdecken kann.
Hilfe für kleine Flotten
Doch im Gegenzug dazu sieht der Newcomer Graf Hardenberg in der Zukunft eine größere Nachfrage nach individuellem, lokalem Fuhrparkmanagement für kleinere Flotten. "Eine steigende Anzahl von kleinen Gesellschaften ist hierfür ein deutlicher Beleg", findet deren Leiter Fuhrparkmanagement Thorsten Eisenbarth.
Die Vielzahl an Anbietern mit unterschiedlichen Schwerpunkten, die sich auch in der nachfolgenden Marktübersicht widerspiegelt, bewirkt, dass die Angebotsseite für Interessenten sehr undurchsichtig ist. Das bemängelt auch Matthias Rotzek, Geschäftsführer der HLA Fleet Services: "Flottenbetreiber stehen heute einem unübersichtlichen Angebot gegenüber, wenn sie nach Fuhrparkmanagement suchen. Es werden sehr unterschiedliche Produkte beziehungsweise Dienstleistungen angeboten - von Software über Telematik-Systeme bis hin zu klassischen Fuhrparkmanagement-Dienstleistungen. Bei der überschaubaren Anzahl von Unternehmen, die vollumfängliche Fuhrparkmanagement-Dienstleistungen anbieten, gibt es signifikante Unterschiede bei Dienstleistungsumfang und -qualität."
Anbieter müssen sich also positiv vom Wettbewerb absetzen. Das hat Rotzek, um die Qualität seines Teams unter Beweis zu stellen, getan und Ende 2015 ein erfolgsabhängiges Preismodell als Alternative zum monatlichen Fixbetrag eingeführt. Seine Vergütung richtet sich nach den für die Kunden erzielten Einsparungen. Darauf sind die ersten Kunden bereits angesprungen und haben das neue Modell implementiert.
Die Kontaktangaben aller in der Marktübersicht gelisteten Anbieter finden Sie im E-Paper der Autoflotte unter digital.autoflotte.de
- Ausgabe 10/2016 Seite 79 (274.3 KB, PDF)