Seine Kontakte in die Politik sind hervorragend – und das nutzt der Cheflobbyist der deutschen Automobilindustrie immer wieder aus. Als der Jurist und ehemalige Bundesminister Matthias Wissmann vor zwei Jahren vom Bundestag an die Spitze des Verbands der Automobilindustrie (VDA) wechselte, sollte er das Image der Autoindustrie aufpolieren und dabei seine Beziehungen nach Berlin und Brüssel nutzen. Jetzt ist die Branche in eine tiefe Krise gerast, und der bewährte Strippenzieher Wissmann versucht in einem Drahtseilakt, gute Stimmung zu verbreiten, ohne dabei den Ernst der Lage unter den Teppich zu kehren. Am heutigen Mittwoch wird Wissmann 60 Jahre alt. In der Konjunkturkrise, die vor allem dem Autoexport schwer zusetzt, hebt Wissmann immer wieder die Stärken der deutschen Hersteller hervor. "Die deutsche Automobilindustrie bleibt auch in konjunkturell äußerst schwierigen Zeiten Vorreiter beim Klimaschutz", betonte Wissmann erst kürzlich in Wolfsburg. Ein enger Vertrauter bezeichnet es als eine der wichtigsten aktuellen Aufgaben Wissmanns, diese Vorzüge der deutschen Autobauern gegenüber der internationalen Konkurrenz in der Öffentlichkeit zu vermitteln. Der VDA-Präsident fährt als "gutes Beispiel voran" und nutzt dienstlich innovative Modelle aller deutschen Hersteller im Wechsel, derzeit einen Mercedes S 400 Hybrid. Privat fährt der Wahl-Berliner einen VW Golf, im Regierungsviertel ist er aber meist mit dem Fahrrad unterwegs. Im November 2008 hatte der VDA Wissmann für weitere zwei Jahre einstimmig zum Verbandspräsidenten gewählt. Der mächtige Autoverband setzt auf die guten Beziehungen des ehemaligen CDU-Verkehrsministers und wirtschaftspolitischen Sprechers der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, der Bundeskanzlerin Angela Merkel seit langem kennt. In der Regierung Kohl saßen Merkel und Wissmann gemeinsam im Kabinett. "Sein Verhältnis zur Bundeskanzlerin ist sehr sachorientiert und auf persönlicher Ebene sehr gut", sagt ein Vertrauter Wissmanns. Nähe zu Merkel nicht immer ein Vorteil Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen beschreibt Wissmann als "guten Lobbyisten": "Er zeichnet sich durch seinen direkten Kontakt zu Angela Merkel aus, die auf ihn hört." Dies sei jedoch nicht immer ein Vorteil für die ganze Branche, sagt Dudenhöffer mit Blick auf den Streit um geringere Emissionswerte bei Neuwagen in Europa. Vor allem durch den Widerstand Berlins sei der Plan der Europäischen Kommission, den CO2-Ausstoß für Neuwagen von 2012 an zu senken, um drei Jahre verschoben worden. Das habe der Branche zwar kurzfristig geholfen, behindere mittelfristig aber die Innovationsfreude.