Im Dezember 2020 sind so viele Pkw neu zugelassen worden wie noch nie in diesem Monat seit Beginn der Dataforce-Aufzeichnungen im Jahr 2001. Der relative Anstieg zum Vorjahresmonat lag bei 9,9 Prozent, wie der Frankfurter Branchenbeobachter mitteilte. Dass es trotz Lockdown einen solchen Ansturm auf die Zulassungsstellen gab, hat mehrere Gründe:
An erster Stelle nennt Dataforce-Experte Benjamin Kibies Vorzieheffekte durch die ausgelaufene Mehrwertsteuersenkung. Das steigerte vor allem die privaten Neuzulassungen (plus 45,4 Prozent). Im geringeren Umfang zogen aber auch Fahrzeughandel und -bau ihre taktischen Zulassungen vor. Dass die Sondereinflüsse – Hersteller minus 25,2 Prozent, Handel minus 10,9 Prozent Handel und Autovermieter minus 6,4 Prozent – trotzdem im Minus waren, liegt an noch stärkeren Sondereffekten im Dezember 2019.
Ein weiterer Anreiz für vorgezogene Zulassungen war laut Kibies das 95-Gramm-Emissionsziel der Hersteller. Um dieses zu erreichen, mussten zum Jahresende europaweit noch zahlreiche Elektroautos (BEV) und Plug-In-Hybride (PHEV) auf die Straßen kommen. Die vorläufige Auswertung der Kraftstoffarten zeige für BEV und PHEV einen Anteil 41 Prozent an den Neuzulassungen. Bei den Eigenzulassungen der Hersteller hätten sie sogar 69 Prozent ausgemacht. Im Vergleich zum Vorjahresmonat spielte außerdem die Anzahl der Arbeitstage eine Rolle (plus zwei Tage).
Für das Gesamtjahr 2020 konnte auch der starke Dezember nicht mehr viel retten. Mit knapp 2,92 Millionen Neuzulassungen fiel der Markt nach Angaben des Kraftfahrt-Bundesamts (KBA) um 19,1 Prozent. Dabei schnitten der Relevante Flottenmarkt (minus 12,4 Prozent) und der Privatmarkt (minus 13,0 Prozent) noch etwas besser ab. Die Eigenzulassungen von Fahrzeugbau (minus 28,4 Prozent) und -handel (minus 28,5 Prozent) sowie die Anmeldungen der Autovermieter (minus 30,2 Prozent) gaben deutlich stärker nach.
Privater Transporter-Markt trotzt Krise
Der Transporter-Markt beendete das Jahr 2020 mit einem Zuwachs von 8,4 Prozent im Dezember. Kibies: "Treiber waren einmal mehr die privaten Zulassungen mit einem Sprung um 53,9 Prozent. Auch hier war die geringere Mehrwertsteuer der entscheidende Faktor."
Der Relevante Flottenmarkt für Transporter wuchs den Angaben zufolge um 2,4 Prozent, was aber vor allem auf die größere Zahl an Arbeitstagen zurückging. Die weiteren gewerblichen Kanäle entwickelten sich alle negativ. Besonders auffällig ist hierbei ein Minus von 41,4 Prozent im Fahrzeugbau.
Im Gesamtjahr wurden 9,4 Prozent weniger leichte Nutzfahrzeuge und Pkw-Utilities angemeldet als 2019. Einzig der Privatmarkt erreichte durch den Wohnmobil-Boom ein Wachstum (plus 3,3 Prozent). (AF)