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Nächste IAA: Diese Städte sind im Rennen

20.01.2020 10:28 Uhr
Nächste IAA: Diese Städte sind im Rennen
Mit der Initiative "Frankfurt sagt JAA zur IAA" trommelt die Mainmetropole für den Verbleib der IAA.
© Foto: Screenshot/www.frankfurt-sagt-jaa.de

Der Verband der Automobilindustrie hat seine kriselnde Autoschau IAA neu ausgeschrieben. Trotz aller aktuellen Verkehrsprobleme stellen sich die sieben Bewerberstädte als Zukunftslabore vielfältiger Mobilität dar.

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Von Christian Ebner, dpa

Nicht nur VW-Chef Herbert Diess sieht die Automobilindustrie vor gigantischen Umbrüchen. Das Auto werde vom Transportmittel zum wichtigsten und teuersten Gerät im Internet, mahnte Diess unlängst die Manager seines Konzerns. Das muss sich auch auf der Internationalen Automobilausstellung (IAA Pkw) abbilden, die der Verband der Automobilindustrie (VDA) bislang alle zwei Jahre in Frankfurt veranstaltet hat. Nach dem Misserfolg bei Publikum und Veranstaltern im vergangenen Jahr soll sich die Leistungsschau der Industrie in eine Mobilitätsplattform wandeln, möglicherweise auch an einem neuen Ort.

An der Ausschreibung beteiligen sich neben Frankfurt noch Berlin, München, Köln, Hamburg, Stuttgart und Hannover. Sie sollen in der kommenden Woche ihre Konzepte beim VDA vorstellen. Noch im Januar will der Verband eine Kurzliste mit drei Bewerbern erstellen und innerhalb des ersten Quartals den Zuschlag für die nächste IAA Pkw im Herbst 2021 geben. "Es sind alles spannende Standorte", sagte ein Verbandssprecher. "Es wird ein knappes Rennen."

Der Verband verlangt umfassende Organisationskonzepte und Investitionen. Neben der klassischen Messe mit Autoschau und Kongressangeboten stellt sich die Industrie eine großzügige Freifläche mit Teststrecken und Parcours vor. Besucher sollen dort beispielsweise automatisiert fahrende Autos mit alternativen Antrieben oder neue Mobilitätsangebote in Praxistests erleben können. Die Automesse soll sich zur Mobilitätsplattform mausern. Auch bislang verpönte Verkaufsausstellungen mit Show-Elementen will der VDA auf Druck der Hersteller gestatten.

Die Hauptstadt BERLIN wäre sicherlich der Austragungsort mit den heftigsten politischen Debatten – aber auch mit der größten Nähe zum Machtzentrum. Berlins Messe hat aus Sicht von Geschäftsführer Christian Göke Erfahrung, neben der Schau auch ein Forum zu bieten. "Jeder soll sich hier äußern können", hieß es erst jetzt zur Grünen Woche. Der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) sieht ein weiteres Pfund: die Hochschul- und Forschungslandschaft der Hauptstadt. "Neue Mobilität ist undenkbar ohne Wissenschaft und Forschung", sagte Müller der dpa. Dass ein Parteitag der in Berlin mitregierenden Grünen die IAA ablehnte, tangiere den Senat nicht. "Der Koalitionspartner ist überzeugt", versicherte Müller.

Große Hoffnungen macht sich MÜNCHEN. "Wir haben einen Fünf-Sterne-Flughafen", und "wir haben eines der besten und modernsten Messegelände, die es weltweit gibt", sagte Messechef Klaus Dittrich. Mit BMW, Audi, MAN und vielen Zulieferern sei Bayern ein wichtiger Standort der Autoindustrie. Die großen US-Tech-Konzerne Microsoft, Apple, Google, Amazon und IBM hätten wichtige Standorte bzw. ihre Deutschland-Zentralen in München. Die bayerische Staatsregierung unterstützt die IAA-Bewerbung.

Vorjahresveranstalter FRANKFURT setzt auf Urbanität und will wegen der vielen Einpendler gleichzeitig das Rhein-Main-Gebiet einbinden. "Wir gehen mit der IAA dorthin, wo die Menschen bereits sind", sagt Wirtschaftsdezernent Markus Frank (CDU). Mit Flughafen, Hauptbahnhof, Internetknoten und Autobahnkreuz stelle Frankfurt das europäische Mobilitätsdrehkreuz schlechthin dar, wirbt die Initiative "JAA zur IAA". In der Region findet sich auch das gerade erneuerte Opel-Testgelände, das für die vom VDA verlangten Test- und Demonstrationsfahrten genutzt werden könnte.

Auch HAMBURG reklamiert den Titel der deutschen Mobilitätsstadt Nummer eins für sich. Im Zusammenhang mit dem Weltkongress für Intelligente Transportsysteme (ITS) im Oktober 2021 hat die Hansestadt rund 100 Mobilitätsprojekte angeschoben, von denen 30 bereits abgearbeitet seien. Es geht um Sharing-Konzepte ebenso wie um autonomes Fahren, um E-Mobilität und Wasserstoff, um digitale Verkehrslösungen wie um selbstfahrende Fahrzeuge im öffentlichen Nahverkehr oder die Kommunikation zwischen Ampeln und Autos. "Wir werden ein Reallabor für digitale Mobilität bekommen", sagt Messechef Bernd Aufderheide. Als Freifläche bieten die Hanseaten das Heiligengeistfeld an, auf dem sonst der Jahrmarkt "Dom" abgehalten wird.

In KÖLN sieht man sich ebenfalls als prädestiniert dafür an, Gastgeber des großen Automobil-Zirkus zu werden. "Die neue IAA muss die Gamescom der Mobilität werden", sagt Messe-Geschäftsführer Gerald Böse mit Blick auf die jährlich in der Domstadt stattfindende Online-Spiele-Messe. Man wolle Autofans "mit einem emotionalen Event" ansprechen und dabei alle Facetten der Mobilität einbeziehen – sowohl die ökonomischen als auch die ökologischen.

HANNOVER, bereits Austragungsort der IAA Nutzfahrzeuge, setzt auf sein weitläufiges Messegelände mit großen Freiflächen. Die zunehmende Vernetzung von Autos könne dort getestet werden. "Hannover ist das einzige Messegelände, das zur IAA ein 5G-Netz und ein digitales Verkehrssystem für automatisiertes und vernetztes Fahren bieten kann", hieß es bei der Messegesellschaft. Die 5G-Technologie solle dort ab Sommer 2020 bereitstehen und autonomes Fahren auch auf Abschnitten der Autobahnen A2, A7 und A39 erlebbar machen. 

Trotz Dauerstau, Bahnhofsmisere und Diesel-Fahrverbot rechnet sich STUTTGART mit einem starken Fokus auf Nachhaltigkeit gute Chancen aus. "Wir sind die Heimatstadt der Mobilität", sagt Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne). Die Stadt habe eines der dichtesten Ladesäulen-Netze für Elektroautos. Es gebe bereits erste Taxistände mit Schnellladesäulen, zudem prüfe man, wie sich Seilbahnen in der Stadt nutzen ließen. Ein Malus könnte für die schwäbische Heimatstadt von Porsche und Mercedes-Benz die allzu große Nähe zu einem dominanten Hersteller sein. Das trifft aber auch auf München und Hannover zu.

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