Der Verkehrssektor ist der einzige Sektor, der den Zielwert des Bundes-Klimaschutzgesetzes für 2022 überschritten hat und dessen CO2-Emissionen höher ausfielen als im Vorjahr. Das war die Erkenntnis im Frühjahr 2023 laut Zahlen des Umweltbundesamtes (UBA). Eventuell war das ein weiterer Anreiz für einige Unternehmen, den Fuhrpark peu à peu zu elektrifizieren. Immerhin sind im ersten Halbjahr 2023 etwas mehr als 16 Prozent der Neuzulassungen Stromer, was einen Anstieg von knapp 32 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum bedeutet.
UTA Edenred hat das Ergebnis, wie viele Fuhrparks sich in der Umstellung befinden, so interessiert, dass die Kleinostheimer (neben Aschaffenburg) 303 Fuhrparkmanager befragen ließen. Im Online-Panel wurden im März 2023 sieben Fragen an Flottenmanager mit mindestens vier Fahrzeugen gestellt. 84 Prozent der Teilnehmer hatten sowohl Pkw als auch Lkw in der Flotte.
Emissionen gemessen am erhöhten Fahrzeugbestand nicht gestiegen
Laut UBA ist der Verkehrssektor der einzige, dessen Emissionen 2022 im Vergleich zum Vorjahr angestiegen sind. Ein Grund dafür ist das in 2021 verminderte Verkehrsaufkommen aufgrund der Corona-Maßnahmen, das sich 2022 wieder normalisierte. So ist es zum Teil auch zu erklären, dass 2022 der Verkehrssektor 1,1 Millionen Tonnen über dem Wert aus 2021 lag (148 Mio. Tonnen in 2022 vs. 147 Mio. Tonnen in 2021), was einem Anstieg um 0,7 Prozent entspricht. Vergleicht man jedoch die 147 Mio. Tonnen mit dem Jahr 2019, also dem letzten „normalen“ Jahr, sieht die Sache positiver aus, denn damals emittierte der Verkehrssektor laut Umweltbundesamt noch 163,5 Mio. Tonnen CO2. Die Zahl der zugelassenen Fahrzeuge lag 2019 laut Kraftfahrtbundesamt (KBA) bei 58,2 Millionen Fahrzeugen, in 2021 bei 59,6 Millionen (davon 6,3 Millionen Lkw) und lautete im vergangenen Jahr 60,1 Millionen. Von 2021 auf 2022 ist das ein Bestands-Plus von 0,8 Prozent. Damit sind die Emissionen pro Fahrzeug zwar minimal zurückgegangen, in Gänze aber doch gestiegen und liegen damit über dem im Bundes-Klimaschutzgesetz festgelegten Zielwert für 2022. Die Bevölkerung in Deutschland wuchs seit 2019 übrigens um 1,1 Millionen Menschen auf 84,4 Millionen.
22 Prozent haben keine Klimaziele definiert
Um die Emissionen auf der Straße aktiv zu senken, müssen sich gewerbliche Fuhrparks in den kommenden Jahren qua Gesetz nachhaltiger aufstellen. Die UTA-Umfrage ergab, dass sich 40 Prozent der befragten Flottenmanager eine CO2-Reduktion zum Ziel gesetzt haben, während sich sogar 28 Prozent vorgenommen haben, bis 2030 CO2-neutral zu werden. 22 Prozent haben keinerlei Klimaziele im Fuhrpark formuliert. Dass ab 2025 ein Nachhaltigkeitsbericht auch für den Fuhrpark obligatorisch wird, sofern mehr als 250 Mitarbeiter und mehr als 40 Millionen Euro Jahresumsatz existieren, ist nur 66 Prozent bekannt, verständlicherweise mehr bei denen, die es betrifft, also größere Unternehmen.
41 Prozent aller befragten gab bei der Erreichung der Klimaziele Spritsparen als eine Lösung an – zumindest Stand heute. Zukünftig weitergedacht, wollen das weitere 18 Prozent angehen. Damit liegt dieser Wert fast gleichauf mit der Umstellung auf E-Mobilität. 39 Prozent der Befragten tun das aktuell und weitere 24 haben es „in Zukunft“ vor. 36 Prozent der Befragten schließt das aber auch in Zukunft aus, was eventuell auch mit Blick auf eine eventuell vorhandene Lkw-Flotte der Befragten zurückzuführen ist.
Interessanter Punkt: Die Reduzierung der Fuhrparkgröße ziehen heute und auch in Zukunft lediglich 41 Prozent in Betracht. Gut 50 Prozent appellieren an den Firmenwagenfahrer, Emissionen und damit einhergehend auch Kosten zu reduzieren. Denn behutsamer Umgang mit dem Automobil zahlt sich nicht nur beim Verbrauch aus, sondern eben auch beim Verschleiß. Elektromobilität sehen hingegen 51 Prozent der Fuhrparkmanager als Kostentreiber, 18 Prozent sehen keinen Unterschied zum Verbrenner und lediglich 28 Prozent erkennen einen Kostenvorteil bei elektrisch angetriebenen Fahrzeugen.
Bei der Frage zum Einsatz von grünem Wasserstoff planen der Umfrage zufolge 29 Prozent diesen „künftig einzusetzen“, 15 Prozent verneinten und 46 Prozent antworteten mit „vielleicht“.
E-Fuels sauberer als Elektroautos?
Eine interessante Frage kam zum Schluss der UTA-Studie: „Denken Sie, dass E-Fuels umweltfreundlicher als Elektrofahrzeuge sind?“ 36 Prozent antworteten mit „Ja“, 28 Prozent verneinten. 24 Prozent tippten auf „vielleicht“ und elf Prozent hatten sich keine Gedanken darüber gemacht.