"Schade, dass es vorbei ist", urteilt Michael Gasper, Leiter Facility Management und Wirtschaftsdienst sowie Prokurist einer hauseigenen Servicegesellschaft am Katholische Stiftung Marienhospital Aachen mit 310 Betten. Gasper ist einer von 187 Beschäftigten, die bei "KLIK green" in den letzten drei Jahren in rund 250 Kliniken und Reha-Einrichtungen zu Klimamanagern ausgebildet wurden, um so Ideen vom Narkosegas-Wechsel bis zum plastikfreien Frühstückstablett in ihren Häusern realisieren zu können. Das Ziel: mehr Energie- und Ressourceneffizienz. Warum sich Dr. Eckhart von Hirschhausen als Schirmherr bei KLIK green engagiert, hat er Autoflotte im Interview erzählt.
Einiges wird bleiben von KLIK green, wie Gasper betont, der sich sicher ist: "Viele Häuser - oft Einrichtungen mit langer Tradition - hatten bis dahin Nachhaltigkeit noch nicht als relevantes Thema erkannt, ihnen fehlten Kontakte, Informationen, Ansätze. Nun haben wir gemeinsam eine umfassende Datenbank mit Maßnahmen und ein bundesweites Netzwerk aufgebaut, auf das wir künftig zurückgreifen können."
Umstellung auf Elektromobilität
In Aachen hat sich Gasper, der seit über zwölf Jahren für das Marienhospital arbeitet und viel Leidenschaft für grüne Themen mitbringt, gefreut, als sich die Geschäftsführung für eine Teilnahme an KLIK green entschieden hat. Zumal sich das Haus bereits seit vielen Jahren in einem Modernisierungsprozess befindet: Neubauten, Umstellung von Fernwärme auf eine eigene Heizung, modernisierte Wasseraufbereitung. "Mit KLIK green wollten wir diesen Weg unterstreichen und dank des Netzwerks und der fachlichen Expertise von außen noch besser vorankommen", so Gasper.
Neben den energetischen Maßnahmen hat das Marienhospital seine Speiseversorgung umgestellt und diverse Maßnahmen im Bereich der Mobilität auf den Weg gebracht. Die rund 1.300 Mitarbeiter können über Jobrad jeweils bis zu zwei E-Bikes für drei Jahre leasen. Derzeit laufen rund 150 Verträge. Außerdem bietet die Klinik vergünstigte Jobtickets für den ÖPNV an, für die sich schon über 250 Mitarbeiter entschlossen haben und die die Geschäftsführung zusätzlich finanziell unterstützt.
Im geleasten Fuhrpark für die häusliche Pflege, die das Marienhospital an sieben Tagen in der Woche im Schichtdienst anbietet, hat sich ebenfalls einiges getan: Von den 15 VW Up mit Ottomotor, die bis dato über das Autohaus Fleischhauer vor Ort bezogen wurden, sind bereits vier auf elektrische Smart EQ Fortwo umgerüstet, für die das Krankenhaus vom regionalen Mercedes-Händler betreut wird. Parallel wurden Wallboxen in einem abgeschlossenen Parkbereich installiert. Jeweils zwei Mitarbeiter teilen sich ein Auto, das täglich 130 Kilometer fährt. "Sukzessive soll die ganze Flotte elektrisch werden, die nächsten vier Wallboxen sind bereits geplant", so Gasper. Beim mittäglichen Schichtwechsel werden die E-Smart an den Schnellladestationen aufgetankt. Sogar zwei E-Bikes zählen zum Fuhrpark, mit denen Mitarbeiter Patienten im städtischen Bereich erreichen.
Abgesehen vom Fuhrpark für die häusliche Pflege haben nur noch die beiden Geschäftsführer jeweils einen geleasten Benziner (Audi/BMW). Ein Mercedes Sprinter, ein VW Caddy und ein VW Bus sind für interne Transporte vorhanden. Die Leasingabwicklung organisiert hier die interne Beschaffung, ein eigenes Fuhrparkmanagement gibt es nicht. "Wenn ein Fahrzeug zur Inspektion muss, kümmert sich die Werkstatt des Vertragspartners", so Gasper, der mit seinen Kollegen Ideen für weitere Projekte hat: So soll eine PV-Anlage auf die großen Dachflächen installiert werden, die Fenster und Fassaden werden unter die energetische Lupe genommen.
Das Klimateam formiert sich
Auch am St. Johannes-Hospital in Dortmund mit 570 Betten und circa 2.800 Mitarbeitern wird eine PV-Anlage wohl das nächste nachhaltige Projekt. Aber Marius Aschenbach, Technischer Systemplaner in der Bautechnikabteilung des Krankenhauses, hat als Klinikmanager des Hauses, das ebenfalls an KLIK green teilgenommen hat, schon viele Maßnahmen angestoßen, vorneweg energetische. "Das reichte vom Lampentausch über die Erneuerung von Heizungen bis hin zur Anpassung des Wärmebedarfs", zählt Aschenbach auf. Außerdem wurden in der Cafeteria ein Mehrwegsystem für Becher und Essensbehälter eingeführt.
Seit rund fünf Jahren können Mitarbeiter zudem ein Dienstrad leasen, mittlerweile existieren mehrere Hundert Verträge. "Auch für unsere Radfahrer bauen wir die Infrastruktur aus", berichtet Aschenbach. "Wir haben rund 80 mietbare Fahrradboxen und zwei kostenfreie Fahrradkäfige für je 25 Räder."
Auch in Dortmund wurde der Fahrzeug-Pool modernisiert, auf den Mitarbeiter für Fortbildungen und Fahrten zwischen verschiedenen Standorten über ein Mobilitätsportal im Intranet zugreifen können. Statt des Diesels und zwei Smart wurden drei VW ID.3 für drei Jahre geleast und ein Skoda Octavia als Benziner für längere Fahrten. Auch drei E-Bikes und zwei übertragbare Westfalen-Tickets für den Nahverkehr lassen sich über das Portal buchen. "Seit wir die E-Autos haben, verzeichnen wir mehr Buchungen, E-Bikes und ÖPNV-Tickets werden ebenfalls gut angenommen", erklärt Aschenbach.
Über "Wirelane" hat das Krankenhaus zehn Ladesäulen installieren lassen, fünf davon im Parkhaus für Besucher. Neben dem Pool gehören in Dortmund nur noch zwei weitere geleaste Dienstfahrzeuge für die Geschäftsführung und den kaufmännischen Direktor zur Flotte, darunter ein Audi E-Tron. Ein interner "Mobilitätskreis" trifft sich im St. Johannes-Hospital regelmäßig als strategischer Zirkel. "Seit Kurzem arbeite ich zudem mit unserem Qualitätsmanagement zusammen", so der Technische Systemplaner, wobei die Themen derzeit noch dezentral laufen. "Das wollen wir künftig stärker bündeln."
KLIK green
Ende April endete das dreijährige von der Nationalen Klimaschutz- Initiative des Bundesumweltministeriums geförderte Projekt "KLIK green - Krankenhaus trifft Klimaschutz". Die Verbundpartner Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland - Landesverband Berlin, Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen und das Universitätsklinikum Jena begleiteten rund 200 Krankenhäuser und 50 Reha-Kliniken bei der Umsetzung von Klimaschutz durch die Ausbildung von Klimamanagern, Workshops, Hilfe bei Fördermitteln, dem Aufbau eines Netzwerks und einer Datenbank. In der Bilanz stehen über 1.600 Maßnahmen zur Steigerung der Energie- und Ressourceneffizienz sowie eine voraussichtliche Reduzierung von klimaschädlichen Treibhausgasen (Kohlendioxid-Äquivalenten) von mindestens 200.000 Tonnen. Die Teilnehmer konnten CO2- und finanzielle Einsparungen bei Energie, Beschaffung, IT, Mobilität, Abfallvermeidung und Speisenversorgung erreichen.
- Ausgabe 07/2022 S.14 (345.4 KB, PDF)