Der Fahrdienst-Vermittler Uber will sein angeschlagenes Image eilig reparieren und hält dabei am streitbaren Gründer und Chef Travis Kalanick fest. Der Verwaltungsrat habe Vertrauen in Kalanick, sagte Gremiumsmitglied Arianna Huffington in einer Telefonkonferenz in der Nacht zum Mittwoch.
Kalanick selbst nahm nicht an der Telefonkonferenz teil. Der charismatische Firmenchef hatte zuletzt für Negativ-Schlagzeilen gesorgt, als in einem Video zu sehen war, wie er in schroffem Ton mit einem Uber-Fahrer streitet. Kalanick versprach danach, erwachsener zu agieren. Seitdem wird nach einer erfahrenen Nummer zwei für die Uber-Chefetage gesucht, die sich um das Tagesgeschäft kümmern könnte. Nach Informationen des Finanzdienstes Bloomberg fragte Kalanick unter anderem Facebook-Chef Mark Zuckerberg und dessen Geschäftsführerin Sheryl Sandberg um Rat.
Uber geriet zuletzt in den Mittelpunkt mehrerer Kontroversen. Eine ehemalige Software-Entwicklerin beschrieb in einem viel beachteten Blogeintrag eine Unternehmenskultur, die von Frauen-Diskriminierung geprägt ist. Ihre explosiven Vorwürfe führten zu einer großflächigen Untersuchung unter anderem mit dem früheren Generalstaatsanwalt Eric Holder, der jetzt als Anwalt aktiv ist. Die Untersuchung dürfte bis Ende April abgeschlossen sein und die Ergebnisse sollen veröffentlicht werden, sagte Huffington.
Außerdem wirft die Google-Schwesterfirma Waymo wirft Uber in einer Klage den Einsatz von Lidarsensor-Technologie für selbstfahrende Autos vor, die ein ehemaliger führender Mitarbeiter gestohlen habe. Der Top-Manager Jeff Jones, der als früherer Marketingchef des Handelsgiganten Target zu den Erfahreneren in der Chefetage gehörte, warf vor wenigen Tagen frustriert hin.
Investoren, die in Finanzierungsrunden zum Teil zu einer Gesamtbewertung von deutlich über 60 Milliarden Dollar in Uber investiert haben, machen diese Turbulenzen genauso Sorgen wie die fortlaufenden Milliardenverluste bei der globalen Expansion. Auch das dürfte den Veränderungsdruck auf Uber und Kalanick verschärfen. Huffington betonte, eine Firmenkultur, die "brillante Arschlöcher" ("brilliant jerks") toleriere, solle es nicht mehr geben. (dpa)