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Mobilität: Sixt verschmilzt Autovermietung und Carsharing

28.02.2019 20:30 Uhr
Sixt Firmenzentrale Pullach
Sixt-Firmenzentrale in Pullach
© Foto: picture alliance/imageBROKER/Stefan Kiefer

Nach dem Ende der Partnerschaft mit BMW bringt der Münchner Mobilitätskonzern sein eigenes Angebot "Sixt Share" an den Start. Die Ambitionen sind groß.

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Deutschlands größter Autovermieter Sixt startet sein eigenes Carsharing und vernetzt alle Angebote auf einer App. Strategievorstand Alexander Sixt sagte am Donnerstag in München: "Mit Sixt Share starten wir nicht einfach noch eine Carsharing-Marke, sondern definieren durch die Verschmelzung von Autovermietung und Carsharing eine neue Produktkategorie." Auch in kleinen Städten könnten die Kunden Fahrzeuge flexibel für wenige Minuten bis zu 27 Tagen mieten. Vorstandschef Erich Sixt betonte, das Unternehmen komme seiner "Vision eines globalen Anbieters individueller Mobilität ein großes Stück näher".

Sixt hatte seine Anteile an dem Carsharing-Dienst DriveNow Anfang 2018 an seinen damaligen Partner BMW verkauft. Der Münchner Autobauer hat das Unternehmen soeben mit dem Carsharing-Dienst des Konkurrenten Daimler zu Share Now mit insgesamt 20.000 Autos zusammengelegt (wir berichteten).

Alexander Sixt erklärte: "Als Marktführer mit weltweit 240.000 Fahrzeugen haben wir eine starke Kundenbasis aufgebaut." Vorstandschef Erich Sixt betonte: "Carsharing kostet uns praktisch nichts." Sein Unternehmen habe die Software und das Know-How dafür bereits, und "zu sehr überschaubaren Kosten können wir jedes Mietauto mit Telematik ausstatten. Wir werden einen sehr großen Teil unserer Flotte damit ausrüsten."

Share-Now-Geschäftsführer Olivier Reppert sagte in Berlin, jeder Player, der in den Markt komme und versuche, Menschen von Carsharing als Alternative zum privaten Auto in Großstädten zu überzeugen, sei gut für das Produkt an sich.

Umfassendes Angebot

Alexander Sixt sagte, Carsharing allein sei nur Stückwerk und ein Nischenmarkt, die Autovermietung dagegen habe ein Marktvolumen von 58 Milliarden Dollar, Taxi und Ridehailing – private Mitfahrgelegenheiten – sogar von 285 Milliarden Dollar. Die Zusammenführung dieser Angebote eröffne ein enormes Potenzial. Mit den verschiedenen Diensten biete Sixt seinen Kunden 240.000 Autos in 250 Städten weltweit auf einer einzigen App an. In Deutschland vermittle Sixt darüber auch Taxis, in den USA sei der Mitfahrdienst Lyft Partner.

Mit dem Carsharing startete Sixt am Donnerstag in Berlin. Schrittweise soll es zunächst in Deutschland, dann weltweit ausgerollt werden. Ziel sei es, dass Kunden ein Auto irgendwo auf der Straße per App anmieten, flexibel über die Mietzeit entscheiden und es entweder irgendwo in derselben Stadt wieder abstellen oder auch an einer beliebigen Sixt-Station in Deutschland abgeben.

Seitenhiebe gegen den Ex

Erich und Alexander Sixt teilten viele Seitenhiebe gegen den Ex-Partner BMW aus. "Wir müssen keine Marke neu erfinden, wir sind Sixt", sagte der Strategiechef. Sixt stelle keine Autos her, sondern hin. Sein Unternehmen sei "eine IT-Company mit angeschlossener Autovermietung", die jeden Tag eine Milliarde Anfragen verarbeite, unterstrich der Firmenchef und Großaktionär.

Unter den Gästen der Party, mit der das Unternehmen den Start seiner neuen Plattform feierte, war auch Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU). (dpa)

Die neue Mobilitätswelt von Sixt auf einem Blick:

Die drei Produkte "Rent", "Share" und "Ride" umfassen in einer App alle Sixt-Mobilitätsngebote in den Bereichen Autovermietung, Carsharing und Fahrdienste.

Sixt Rent

Das Unternehmen hat im vergangenen Jahr mit der Digitalisierung seines klassischen Vermietgeschäfts begonnen. Der komplette Anmietprozess erfolgt zum Teil bereits vollständig über die App ("Sixt Digital-Self-Service"). So können Kunden an großen Flughäfen in Deutschland ihr Fahrzeug bis 30 Minuten vor Mietbeginn am Smartphone auswählen, direkt zum Parkplatz gehen und es dort über die App öffnen. 2019 soll dieser Service sukzessive auf weitere Flughäfen in Europa und den USA sowie ausgewählte Stationen in Stadtgebieten erweitert werden.

Sixt will darüber hinaus die Expansion seiner Autovermietung mit weltweit über 2.200 Stationen beschleunigen. Geplant sind digitale Stationen beispielsweise auf Parkflächen von Hotels oder Parkhäusern. Damit soll auch die Brücke zwischen Autovermietung und stationärem Carsharing geschlagen und so das kombinierte Angebot auch in kleineren und mittelgroßen Städten ausgerollt werden.

Sixt Share

In Abgrenzung zu anderen Carsharing-Diensten soll das neue Kombi-Angebot von Sixt den Kunden ermöglichen, über Geschäftsgebiete hinaus ihr Fahrzeug flexibel abzugeben – künftig an allen Sixt-Stationen weltweit und auch in allen anderen Geschäftsgebieten. Der Nutzer kann zudem frei entscheiden, wie lange er sein Fahrzeug behalten will: nur wenige Minuten oder bis zu 27 Tagen.

Für den flexiblen Einsatz der Fahrzeuge zwischen Autovermietung und Carsharing vernetzt Sixt seine Flotte. Der Konzern kündigt ein auf künstlicher Intelligenz basiertes Preissystem an. Dadurch sei der Kunde immer automatisch mit dem günstigsten Tarif unterwegs, heißt es.

Sixt Ride

Unter dieser Marke bündelt Sixt ein umfassendes Angebot für den Wachstumsmarkt rund um Taxi-, Fahr- und Transferdienste. Hierzu kooperiert das Unternehmen international mit über 1.500 Partnern und bekommt nach eigenen Angaben Zugriff auf über eine Million Fahrer. Gebucht und bezahlt werden die Services ebenfalls direkt über die neue App. Mit dem Ride-Produkt können sich Kunden in 250 Großstädten in Europa und den USA in unter zehn Minuten abholen lassen und im Voraus Transfers in über 60 Ländern und 500 Städten buchen.

Partnerintegration

Neben dem eigenen digitalisierten Angebot setzt Sixt bei seiner Mobilitätsplattform "One" auf die Einbindung verlässlicher Partner. Damit wollen die Münchner eine strategische Allianz für Mobilität schmieden. Ihr Asset: der Zugang zu 20 Millionen Kunden. (rp)

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