-- Anzeige --

Mini-SUV: Hochbeinige Stadtflitzer

27.10.2014 15:12 Uhr
Gewagter und kalkulierter Auftritt: Der Nissan Juke will und soll auffallen – und polarisieren.
© Foto: Nissan

-- Anzeige --

Seit rund einem Jahrzehnt rollt der SUV-Trend mit Wucht über deutsche Straßen. Gab es die auf Sportlichkeit getrimmten Geländewagen zunächst eher in den hochpreisigen Segmenten, boomen sie spätestens seit 2010 auch in den kleinen Klassen.

Die Wachstumsraten der Mini-SUV sind angesichts des weitgehend gesättigten Pkw-Marktes außergewöhnlich: Zwischen Herbst 2013 und Herbst 2014 ist die Zahl der Neuzulassungen in Deutschland um knapp 48 Prozent gestiegen. Dank zahlreicher neuer Modelle dürfte sich der Trend noch eine Weile fortsetzen. "Mehr als ein Drittel des Wachstums des SUV Segments wird in den nächsten sechs Jahren von den Mini-SUV kommen", prognostiziert Professor Ferdinand Dudenhöffer vom Center Automotive Research an der Universität Duisburg-Essen.

Warum die Mini-SUV boomen, lässt sich besonders gut an einem der ersten modernen Vertreter dieser Klasse zeigen: dem Nissan Juke. Angefeuert vom Erfolg des kompakten Crossovers Qashqai ergänzten die Japaner 2010 auch ihre Kleinwagenfamilie um ein SUV-Modell. Im Vergleich zum freundlichen Frauen-Stadtauto Micra und dem bieder-praktischen Note war der Juke trotz eng verwandter Technik ein frecher Revoluzzer. Fast schon cartoonhaft wirkten das Vier-Augen-Gesicht mit dem krokodilartig aufgesetzten Taglichtern, die schwungvollen Breitbau-Kotflügel und der Mix aus Geländewagen- und Coupé-Elementen auf den ersten Blick. Der gewagte Auftritt war Kalkül: Mit dem aufgebockten und aufgepeppten Kleinwagen sollten Kunden angesprochen werden, denen die beiden Alternativ-Modelle und die Stadtautoentwürfe der Konkurrenz zu spießig waren.

Ansprechende Form
In den Augen manch potentieller Kunden mag Nissan mit dem polarisierenden Design einen Schritt zu weit gegangen sein. Dass man Kleinwagen-Technik auch mit weniger extremen Mitteln optisch aufhübschen kann, zeigten ein wenig später etwa der Opel Mokka, der formal eher den sachlichen Kurz-Geländewagen gibt. Oder der Peugeot 2008, der bis auf die höher gelegte Karosserie der Formensprache des Kleinwagens 208 vertraut. Irgendwo zwischen diesen Polen siedelte sich der Renault Captur ab, der das bereits sehr dynamische Design des Clio noch einmal ein wenig überspitzt.

Neben dem Styling ist allen Mini-SUV ein mehr oder weniger leichtes Wachstum in allen Dimensionen gemein. Vor allem in Länge und Höhe legen sie gegenüber ihren Kleinwagen-Ahnen um einige Zentimeter zu. In einem besonders prägnanten Innenraumgewinn äußert sich das in der Regel aber nicht. Gerade der Juke ist da Parade- und Negativbeispiel: Obwohl er fast 40 Zentimeter länger ist als der Micra, sitzt man vor allem unter dem coupéhaft abfallenden Dach im Fond spürbar enger. Und der Kofferraum ist zwar nominell leicht größer, dafür flach, ungünstig geschnitten – und nicht zuletzt ein gutes Stück höher gelegen. Vor allem letzteren praktischen Nachteil teilt sich der Nissan mit dem Großteil seiner Segments-Genossen. Anders als es das "U" (für "Utility") in SUV verspricht, wird bei den kleinen Modellen der Nutzwert nicht groß geschrieben. In Sachen Alltagstauglichkeit, Variabilität und Raumangebot zumindest können sie sich von ihren konventionellen Kleinwagen-Cousins nur in Einzelfällen einmal absetzen.

Kaufmotive der "Alten"
Trotzdem spricht das Mini-SUV-Konzept viele Kunden an. "SUV genießen insbesondere bei älteren Autofahrern sehr hohe Attraktivität. Die bessere Übersicht, da SUV eben höher aufbauen, die bessere Ergonomie oder Bequemlichkeit mit dem einfacheren Einstieg und die erlebte oder empfundene Sportlichkeit, abgeleitet durch die Geländewagen-Historie, sind wichtige Kaufmotive", weiß Dudenhöffer. "SUV verbinden Praktikabilität mit Emotion und sind damit eine ideale Kombination, um Neuwagenkäufer den Mund wässrig zu machen."

Daher spiele auch der im Vergleich zum normalen Kleinwagen höhere Preis nicht mehr die Hauptrolle, sagt der Experte. Der Nissan Juke etwa kostet in der 94 PS starken Basisversion 13.000 Euro (netto), beim Micra startet die Preisliste bereits mit 9.600 Euro. Auch die Konkurrenz siedelt die Mini-SUV-Preise oberhalb ihrer Kleinwagenmodelle an. Renault etwa verlangt 12.900 Euro für den Captur, Opel will für den Mokka mindestens 15.900 Euro haben. Dem Erfolg des Rüsselsheimers tut das keinen Abbruch. Mit knapp 20.000 neu zugelassenen Exemplaren ist er der Bestseller der kleinen SUV-Klasse und hinter dem VW Tiguan aktuell das bestverkaufte SUV gesamt.

Doch die Konkurrenz wächst. In Kürze starten die Schwestermodelle Jeep Renegade und Fiat 500 X ins Rennen um die Gunst der Kundschaft, im kommenden Jahr ergänzt zunächst der Honda HR-V auf Jazz-Basis das Angebot, für 2016 wird Toyotas Beitrag in der Boom-Klasse erwartet. Auch Audi, Land Rover und Mercedes arbeiten an SUV der Vier-Meter-Klasse. Und Marktführer VW dürfte bei einem Anhalten des Booms ebenfalls nicht lange untätig bleiben. (Holger Holzer/sp-x)


Gängige Mini-SUV

Nissan Juke Bildergalerie

-- Anzeige --
-- Anzeige --

MEISTGELESEN


-- Anzeige --

STELLENANGEBOTE


-- Anzeige --

KOMMENTARE


SAGEN SIE UNS IHRE MEINUNG

Die qualifizierte Meinung unserer Leser zu allen Branchenthemen ist ausdrücklich erwünscht. Bitte achten Sie bei Ihren Kommentaren auf die Netiquette, um allen Teilnehmern eine angenehme Kommunikation zu ermöglichen. Vielen Dank!

-- Anzeige --

WEITERLESEN




NEWSLETTER

Newsletter abonnieren und keine Branchen-News mehr verpassen.


Autoflotte ist die monatlich erscheinende Fachzeitschrift für den Flottenmarkt im deutschsprachigen Raum. Zielgruppe in diesem wachsenden Markt sind die Fuhrpark-Entscheider in Unternehmen, Behörden und anderen Organisationen mit mehr als zehn PKW/Kombi und/oder Transportern. Vorstände, Geschäftsführer, Führungskräfte und weitere Entscheider greifen auf Autoflotte zurück, um Kostensenkungspotenziale auszumachen, intelligente Problemlösungen kennen zu lernen und sich über technische und nichttechnische Innovationen zu informieren.