_ Der VW-Skandal und die drohenden Fahrverbote haben das Diesel-Image in letzter Zeit spürbar angekratzt, und hier und da entscheidet sich ein ehemaliger Selbstzünder-Fahrer inzwischen doch für einen Otto-Motor. Davon stehen ab sofort zwei weitere in der Jaguar-Preisliste: Der gleichermaßen kultivierte wie bissige Zwei-Liter-Vierzylinder ersetzt im XE die bisherigen Aggregate und erweitert im größeren XF das Angebot - hier stand bislang nur ein deutlich teurerer Sechszylinder zur Verfügung. Erhältlich ist das Triebwerk in beiden Limousinen wahlweise mit 200 PS (ab 31.058 Euro im XE) und Frontantrieb oder in einer 250-PS-Version mit optionalem Allradantrieb (im XF ab 42.992 Euro).
Einzug hält der neue Fremdzünder außerdem auch im F-Pace, dort allerdings nur in der stärkeren Ausbaustufe und wie es sich gehört, serienmäßig mit 4x4-Technik (ebenfalls ab 42.992 Euro).
Neuer Lückenfüller
So angenehm die neuen Benziner auch sein mögen, im Flottengeschäft spielt immer noch der Diesel die Hauptrolle. Hier legt Jaguar mit der jüngsten Ausbaustufe seines Zweiliters eine interessante Alternative nach. Bislang gab es den Vierzylinder nur mit 163 und 180 PS, die sowohl im XE als auch im XF zwar für ausreichende Fahrleistungen sorgten, aber auch eine große Lücke zum 300 PS starken V6 hinterlassen haben. Das hat nun ein Ende, denn dazwischen nimmt ab sofort die neue 240-PS-Version ihren Platz ein.
Für das Leistungsplus verantwortlich zeichnet ein zweiter Turbolader, der mit maximal 500 Newtonmeter gleichzeitig auch noch ein bisschen mehr Drehmoment aus dem Triebwerk quetscht. Der Souveränität der 700 Newtonmeter im V6 kann der Vierzylinder damit zwar noch nicht ganz Paroli bieten, doch lassen Beschleunigung und Durchzug zu keiner Zeit die zwei extra Brennräume vermissen.
Stark und sparsam
Von Null auf 100 spurtet der XF (ab 41.479 Euro) in 6,5 Sekunden, der kleinere und leichtere XE (ab 38.874 Euro) reißt die Marke sogar schon vier Zehntel früher; hier ist der Diesel immer an den Allradantrieb gekoppelt, beim XF hat man die Wahl. Obwohl er mit reichlich Kraft ausstaffiert ist, benimmt sich der Vierzylinder immer noch wie ein englischer Gentleman: Weder lautes Knurren noch Brummen, kein ruppiges Anfahren. Geschmeidig und gleichmäßig gibt der Motor seine Power ab, die von der Achtgang-Automatik unauffällig verwaltet wird und sowohl XE als auch XF nachdrücklich Fahrt aufnehmen lässt. Auch akustisch hält sich der Diesel dezent zurück. Apropos Zurückhaltung: Anders als der Whiskey-Konsum von manchem Landlord hält sich der Durst des Jaguars in Grenzen. Unter fünfeinhalb Liter verspricht Jaguar. Auf der Testrunde zeigte der Bordcomputer nicht mal einen ganzen Liter mehr an.
Auch im F-Pace
Neben den beiden Limousinen XE und XF und dem gerade erst enthüllten Kombi XF Sportbrake hält der 240-PS-Selbstzünder auch im F-Pace Einzug - wiederum ausschließlich mit Allradantrieb (ab 44.420 Euro). Die Fahrleistungen hinken denen der beiden agilen Limousinen natürlich etwas hinterher, mit 7,2 Sekunden für den Standardsprint und 217 km/h Topspeed ist der Vierzylinder aber gewiss keine Verzichtserklärung. Wenn überhaupt, trifft das für die erstmals im SUV angebotene 163-PS-Basisversion zu, die den Briten nicht unter zehn Sekunden auf Landstraßentempo bringt, Tempo 200 wird nicht ganz erreicht. Neben dem Verbrauch (5,8 Liter) ist der Preis ein gutes Argument für die Einstiegsmotorisierung: 36.605 Euro.
- Ausgabe 07/2017 Seite 38 (146.1 KB, PDF)