Egal ob Händler, Flotteneinkäufer oder Privatperson: Kunden sollten genau hinschauen, bevor sie ein Fahrzeug im europäischen Ausland bestellen. Diesen Ratschlag hat der Datendienstleister Jato Dynamics anlässlich der Konferenz "Grenzenlos Einkaufen" in Brüssel gegeben. "Die Ausstattung unterscheidet sich in vielen Ländern gravierend", warnte Nick Margetts, Deutschland-Geschäftsführer des Unternehmens. Verschiedene Währungen, Angebotsvielfalt und nationale Unterschiede prägten weiterhin das europäische Bild, insbesondere bei den östlichen EU-Nachbarstaaten. Bei einem Vergleich zweier baugleicher Mittelklasse-Kombis – Angaben zum Fabrikat wurden nicht gemacht – für den deutschen und den polnischen Markt steche vor allem die Preisdifferenz von gut 4.000 Euro zugunsten des Wagens aus Polen ins Auge. Bei näherem Hinsehen zeige sich allerdings, dass für Kopfairbags und Traktionskontrolle, beides in Deutschland serienmäßig, in Polen noch mal fast 1.000 Euro fällig seien. Zudem erfülle das Auto nicht die Abgasnorm EU4, sondern nur EU3. Und statt auf den üblichen Sommerreifen rolle das Modell für den polnischen Markt auf schlechteren Ganzjahresreifen. Im Innenraum des polnischen Fahrzeugs seien eindeutig minderwertigere Materialien verarbeitet worden und äußerlich unterscheide sich das Fahrzeug auffällig durch schwarze Plastikspiegel – beides nicht optimal für den Wiederverkauf. "Die erforderliche Transparenz für einen ordentlichen Vergleich ist nicht in dem Maße vorhanden, dass ein Kauf in anderen Ländern ohne aufwendige Vorbereitung zu bewältigen wäre", resümmierte der Geschäftsführer von Jato Deutschland. So seien in Europa über 91.000 verschiedene Fahrzeugversionen im Angebot, mit über 2,8 Mio. Sonderausstattungen. Allein für den VW Golf stünden in den 21 vom Unternehmen recherchierten Ländern Europas knapp 2.500 Versionen zur Auswahl, für den Mégane von Renault seien es gar 3.500. "Hinzu kommt, dass sich der Markt ständig verändert", sagte Margetts. Allein in den ersten zwei Wochen des neuen Jahres hat der Marktbeobachter für Deutschland schon bei einem Viertel aller verkäuflichen Neufahrzeuge Veränderungen bei Preis, Ausstattung oder Option ausgemacht. In einigen neuen EU-Ländern lag die Quote im gleichen Zeitraum sogar bei über 50 Prozent. (ng)
Marktbeobachter warnen vor Autokauf im Ausland
"Immer noch gravierende Ausstattungsunterschiede der Fahrzeuge in Europa" / 3.500 verschiedene Versionen des Renault Mégane