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Jedes Rad wird zum E-Bike

01.09.2017 06:00 Uhr
Jedes Rad wird zum E-Bike

Was für Autos nicht geht, funktioniert für Diensträder recht einfach: das Umrüsten zur E-Version. Der sächsische Spezialist hat bereits einige Flotten im Kundenstamm und sieht weiteres Wachstumspotenzial.

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_ Was vor zehn Jahren als Studentenprojekt an der Fachhochschule Zwickau begann, ist zu einem interessanten neuen Weg für die Mitarbeitermobilität herangewachsen - sofern sich diese nicht auf vier, sondern auf zwei Rädern abspielt. Denn das junge Team um Thomas Herzog rüstet jedes gängige Fahrrad zum E-Bike um - eine Idee, die für Lastenräder logisch und für Jobbikes zumindest überlegenswert ist. 2015 brachte die neu gegründete Firma Pendix das eigenentwickelte Nachrüstset auf den Markt. Zuvor gab es neben der Technik auch Fragen zu den Finanzen zu klären. Zu den fünf privaten kamen drei institutionelle Investoren, die mittlerweile helfen, dass die Firma aus Sachsen bald einen größeren Gang treten kann.

Schuko reicht

Die Idee des Sets ist simpel: Man nimmt ein klassisches Fahrrad, ersetzt im Tretlager einige Komponenten und verbaut am Rahmen einen abnehmbaren Akku von der Größe und Form eines Stoßdämpferkolbens. Je nach Leistung (300 oder 500 Wh) wiegt der Akku zwischen 2,2 und maximal 2,9 Kilogramm. Er kann einfach abgenommen werden, um an jeder üblichen Steckdose ein Refresh zu erhalten, was gut drei Stunden dauert. Der Energiespeicher wird von den Kunden - anders als bei den meisten E-Autos - gekauft, da das Invest überschaubar ist bei garantiert 500 Komplettladungen - jeweils von null auf 100 Prozent gerechnet -, was laut Thomas Herzog für 15.000 bis 25.000 Kilometer Wegstrecke ausreicht. "Danach besitzt der Akku immer noch mindestens 80 Prozent Leistungsfähigkeit", rechnet der Pendix-Geschäftsführer vor. Um im Winter einen Kälteschock zu vermeiden, empfiehlt der Hersteller, die Akkus stets im Gebäude zu laden. "Unsere Kunden in Norwegen oder Kanada zeigen, dass das System so auch bei frostigen Minusgraden funktioniert", so Herzog.

Wartungsfrei

Die Batterien sind, wie alle Komponenten, Eigenentwicklungen. So stammen 90 Prozent der Komponenten des wartungsfreien Systems aus Deutschland und werden in Zwickau montiert. 34 Mitarbeiter beschäftigt Pendix mittlerweile. Aktuell liegen die Verkäufe im "deutlich vierstelligen" Bereich, zeichnet Herzog auf. Das ist eine Verdreifachung gegenüber dem Vorjahr. "Auch im kommenden Jahr wollen wir dynamisch wachsen und uns im Flottenbereich als zuverlässiger, langfristiger Partner etablieren", so der Manager.

Lastenräder

Zu den Flottenkunden der ersten Stunde gehört der KEP-Dienstleister Blitz-Kurier aus dem brandenburgischen Rathenow. Im Schnitt touren die umgebauten Lastenräder gut 20 Kilometer am Tag. Die Bestandsräder haben ein Durchschnittsalter von mehr als zehn Jahren."Einige sind wahrscheinlich eher 20 Jahre alt", erklärt Enrico Schwarzlose und lacht. Denn damit sind die zweirädrigen Fortbewegungsmittel älter als der Post- und Kurierdienst selbst, den Schwarzlose vor 18 Jahren gründete.

Mit insgesamt vier Geschäftsstellen wird ein Gebiet von 80 bis 100 Kilometer rund um Rathenow abgedeckt. Für die Zustellungen nutzen die Mitarbeiter sowohl rund 80 Pkw (VW Up und Caddy) als auch die 230 Lastenräder."Diese haben wir im vergangenen Jahr alle in unserer Werkstatt mit dem Pendix- System umgerüstet", berichtet der Geschäftsführer und ergänzt: "Da Pendix momentan der einzige Anbieter für Nachrüstlösungen ist, fiel die Wahl nicht schwer, zumal unsere Ansprechpartner in Zwickau sitzen, was vieles erleichtert."

Leichter macht der Umbau die Arbeit der Kurierfahrer allemal. Jeder Fahrer wuppt gut 60 Kilogramm an Briefen pro Tour. So beladen reicht die Akkuleistung für gut 30 Kilometer Strecke, weshalb die röhrenförmige Batterie jeden Abend an die Steckdose muss. Die Stromkosten pro Rad beziffert Schwarzlose auf etwa zehn Euro im Jahr. Nach einem Jahr in Betrieb haben sich die Investitionskosten bereits wieder eingespielt. "Pro Tag sparen die Mitarbeiter zwischen 20 und 30 Minuten an Fahrzeit ein, da sie schneller die Zustellungen erledigen können. Das spart Kosten ein", kalkuliert der Brandenburger.

Ersatz gibt es sowohl für die Fahrräder wie auch für die Akkus. "Denn bei längeren Touren nehmen die Mitarbeiter auch mal einen zweiten Akku mit", berichtet Schwarzlose, der 1999 mit nur einem Mitarbeiter seinen Kurierdienst startete und heute mehr als 400 Angestellte beschäftigt.

Neben Blitz-Kurier zählen die Sachsen 17 weitere Flotten - vom Paketdienst über Kommunen bis zu Werkverkehre - als Kunden. In acht von zehn Fällen wird das Pendix-System für den Warentransport genutzt.

Es gibt drei Varianten, wie die Sets in die Flotte kommen: über den Fachhandel, über die Hersteller oder im Direktvertrieb. So verbauen rund 450 Fachhändler bundesweit das Set direkt an Neu- oder Bestandsräder. "Das sind gut zehn Prozent aller Händler in Deutschland", erklärt Herzog. Gleichzeitig bieten 34 Marken wie Pakka, Herkelmann oder Böttcher ihre Räder mit dem Umbau ab Werk an. Direkt vertreiben die Sachsen das E-Bike-System in zehn europäischen Ländern. Privatkunden zahlen ab 1.490 Euro (brutto), für Flottenkunden gibt es individuelle Angebote. Die erste Scheu bei Neukunden nimmt meist eine kostenlose Testphase. "Das hat sich sehr bewährt, da die Nutzer schnell merken, wo die Stärken unserer Lösung liegen. Das sind zum einen Zeitersparnisse für Touren beispielsweise auf weitläufigem Werksgelände, aber auch die bequeme Fahrt für die Mitarbeiter, die mit deutlich weniger Kraftaufwand vorankommen. Das entspannt viele Radler ungemein", meint Herzog.

Der Umbau kann, wie bei Blitz-Kurier, durch den Flottenbetreiber selbst erfolgen, über lokale Händler oder durch Pendix. Nach gut eineinhalb Stunden Umrüstzeit kann der Radler leichter denn je in die Pedale treten. Langfristig wollen sich die Sachsen aber auch an größeren E-Mobilen ausprobieren. "Jedes Fortbewegungsmittel unterhalb des Pkw ist dabei vorstellbar, aber dann nicht als Komplettlösung, sondern nur für die Antriebstechnik. Unsere Basis ist und bleibt das E-Fahrrad, denn hier sehen wir noch jede Menge Potenzial", ist Herzog überzeugt.

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