Honda Civic – das war einmal ein sehr extravaganter Vertreter der Kompaktklasse – man denke nur an die vorigen Generationen mit dickem Spoiler und zerklüftet wirkender Karosserie. Vor allem als krawallige "Type R" Variante war der Honda Civic allemal ein Hingucker – ob man das Proll-Design nun mochte oder nicht. Schluss, aus, vorbei mit dem Design-Firlefanz: Der aktuelle Honda Civic kommt außen ganz brav, fast schon ein wenig bieder-unauffällig daher.
Honda Civic Test (2024)
BildergalerieDer unauffällige Look setzt sich auch im Interieur fort: Der Innenraum ist – im besten Sinne des Wortes – funktional und sehr aufgeräumt eingerichtet: Kein Bling-Bling, kein Chichi, kein Schnickschnack keine bunten Animationen, keine dutzendfachen Farb-illuminationen, nein, hier ist Schlichtheit angesagt: Tasten, Knöpfe, Hebel – die sind alle dort verortet, wo man sie vermutet und erfüllen auch die Aufgaben, die man erwartet. Schlicht – aber nicht billig – wirkt auch der (verhältnismäßig kleine) 9-Zoll-Touchscreen. Aber eine Panoramadisplay hat bei diesem Honda Civic sicher auch niemand erwartet. Ein USB-C-Slot vorne wäre nett gewesen, stattdessen bietet Honda vorne wie hinten nur alte USB-A-Schächte.
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Schön, dass sich Klimatisierung und Lautstärke des Bose Soundsystems noch über klassische Drehregler justieren lassen. Letzteres kommt mit 12 Lautsprechern plus Subwoofer, die zwar für ordentlich Schalldruck sorgen – insgesamt dürfte das Audiosystem aber ein bisschen feiner tönen. Bei der Schaltkulisse gehen die Asiaten einen eigenen Weg. Die Fahrtrichtung und Parkmodus werden über mehrere separate Tasten und nicht per Schiebe- oder Drehregler auf der Mittelkonsole angesteuert; an dieses Prozedere gewöhnt man sich aber schnell.
Honda ZR-V (2024)
BildergalerieSerienmäßig bietet der Honda Civic in der (nahezu voll ausgestatteten) Testwagen-Ausführung „Advance“ unter dem Schlagwort „Honda Sensing“ eine Fülle von Assistenten, von denen der ziemlich geschmeidig funktionierende Adaptive Geschwindigkeitsassistent mit Stauassistent zu loben ist. Zudem freut sich der Fahrer an kalten Wintertagen über eine dreistufig einstellbare Sitzheizung und ein warmes Lenkrad.
Auch das Platzangebot stimmt, beim dem jetzt 4,55 Meter langen Civic (Radstand um plus 35 Millimeter gewachsen) kommen keine klaustrophobischen Gefühle auf. Vorne fühlt man sich wie seinerzeit im Mittelklässler Accord, da finden auch Großgewachsene ihre Idealposition, in jedem Fall sitzen sie aber bequem auf den elektrisch vielfach einstellbaren Lesersitzen. Allerdings ist der Einstieg in den Wagen recht niedrig.
75 Jahre Honda Motor Company
BildergalerieHinten kann die Coupé-artige Linie den Insassen am Haupthaar ein wenig lästig werden – und die Mini-Dreiecksfenster sind zwar gut gemeint, erweitern den Blick fürs Ganze aber nicht wirklich. Schade, dass Honda die praktisch zusammenklappbaren „Magic Seats“ früherer Generationen nicht mehr anbietet, mit denen man im Handumdrehen Platz für sperriges Stückgut schaffen konnte. Diese muss man nun im 404 Liter fassenden Kofferraum (niedrige Ladekante, aber etwa zwölf Zentimeter Stufe) unterbringe, mittels diverser Ösen lassen sich Gepäckstücke fachgerecht sichern.
Alle Achtung wert ist der Antrieb: Der Hybridantrieb (Diesel und reinen Benziner gibt es nicht mehr) vereint eine Lithium-Ionen-Batterie mit zwei Elektromotoren und einem neu konzipierten 2,0-Liter-Atkinson-Benzinmotor, der über Direkteinspritzung verfügt und die Batterie also ohne Stecker lädt. Das Hybridsystem des Honda Civic bietet Gesamtleistung von 135 kW/184 PS und ein kräftiges Drehmoment von 315 Newtonmeter.
Hermann