Herz und Verstand

Kann der Opel Astra Sports Tourer dem VW Golf Variant Paroli bieten? Erste Ausfahrt mit dem Hessen.

Der Auftrag für den auf 4,70 Meter geschossenen Opel Astra Sports Tourer ist klar: Vor allem die zwei Fs, Flotten und Familien, sollen den lifestyligen, bereits erhätlichen Kombi in ihr Herz schließen.

Mit seiner abfallenden, schmalen Dachlinie wirkt er noch ausgewogener als der Fünftürer, mit dem er sich quasi die Optik bis zur B-Säule teilt. Insgesamt eine schicke Erscheinung. Aufgrund seines Charmes könnte das mit dem Herz also klappen.

Der Gegenpol dazu ist bekanntlich der Verstand. Und da liefert Opel Flottenchefs ein paar griffige Pro-Argumente. Damit ausgerüstet, lässt sich der Weg in die Controlling-Abteilung selbstbewusst antreten. So lägen alle Motorvarianten – bei Vollkasko – im Wettbewerbsvergleich in der günstigsten Versicherungsklasse und auch die Restwert-Prognosen könnten sich sehen lassen. Die Analytiker von bähr & fess erwarten nach 36 Monaten und 60.000 Kilometern einen Restwert von 61 Prozent.

Wären wir beim Nutzwert, ein Thema, das sich oftmals als K.o.-Kriterium entpuppt. Wer in der Post-Caravan-Ära Musterkoffer & Co. unter der Laderaumabdeckung des Kombis verstauen möchte, findet hier Platz für 500 Liter vor. Jedoch gehen 73 Liter davon auf das Konto der Mulde unterm Ladeboden. Maximal schluckt der Hesse 1.550 Liter – auf Niveau des Insignia Sports Tourer (540 bis 1.530 Liter). Beachtlich.

Macht man sich die Mühe und legt die Datenblätter von Astra Sports Tourer und Caravan nebeneinander, fällt auf, dass der Vorgänger mit seinen 540 bis 1.590 Litern Stauvolumen eindeutig die Nase vorn hat. Erstaunlich, kommt der Nachkomme doch satte 18 Zentimeter länger daher. Kompakt ist etwas anderes.

Und die Konkurrenten VW Golf Variant und Ford Focus Turnier? Der 4,53 Meter lange Wolfsburger bringt 505 bis 1.495 Liter unter, der 4,47-Meter-Kölner 503 bis 1.546 Liter.

Zwei Kniffe haben sich die Entwickler einfallen lassen, um das Einladen über der niedrigen Ladekante herrlich kommod zu machen. Erstens EasyAccess: Ein Anstupsen genügt, schon saust das Laderaumrollo schräg nach oben – ideal für kleineres Ladegut. Größere Gegenstände? Ein Mal ziehen, die Abdeckung verschwindet in der Kassette. Ab Edition Serie ebenso wie der Edelstahl-Ladekantenschutz.

Bei Kniff Nummer zwei, den leider erst die Ausstattung Sport bietet, handelt es sich um die Fernentriegelung der Fondsitz-Lehnen, FlexFold genannt. Via Tasten im Kofferraum gehen die Lehnen (60:40) eben in die Knie. Optional soll das Ganze laut Opel Ende Februar verfügbar sein, der Preis stehe noch nicht fest.

Möchte man Passagiere in Reihe zwei „einladen“, auch kein Problem, der Raum für Füße, Knie und Köpfe ist mehr als okay.

Motorenseitig stehen vier Diesel (DPF Serie), fünf Benziner und ein LPG-Vertreter parat (ab dem zweiten Quartal 2011) – alte Bekannte mit 95 bis 180 PS Leistung. Wir waren auf der ersten Ausfahrt mit dem spritzigen 2.0 CDTI (160 PS) unterwegs, der sich mit 5,1 Litern im Schnitt (CO2-Ausstoß: 134 g/km) begnügen soll.

Nichts zu kritisieren gibt es am feinen Sechsganghandschalter, der präzisen Lenkung, dem lobenswerten Fahrkomfort, den vielen Ablagen und der tollen Verarbeitung – so macht der Sports Tourer Spaß.

Preisfüchse dürften jedoch noch bis Januar warten. Für diesen Termin hat Opel den 1.3 CDTI mit 95 PS angekündigt. Dank Start-Stopp an Bord soll der Kombi nur 4,1 Liter konsumieren, was CO2-Emissionen von 109 g/km bedeutet. Der Preis für den Sparmeister steht noch nicht fest.

Ansonsten startet der Golf-Konkurrent in der Basis Selection bei 15.126 Euro. Dafür kommen Dienstwagennutzer in den Genuss von unter anderem ESP, ABS, Tagfahrlicht, sechs Airbags und Dachreling. Klimaanlage und CD-Radio gibt‘s im „Cool & Sound“-Paket für 832 Euro extra – oder ab Edition. Empfehlenswert für Vielfahrer: der AGR-Premiumsitz für 328 Euro Aufpreis bei Edition und Innovation (Serie bei Sport).

Wer auf die Botschaften von Herz und Verstand hört, der kommt beim neuen Opel Astra Sports Tourer auf seine Kosten. Keine Frage. pn

• Ausgabe 12/2010 Seite 46 (466.6 KB, PDF)