Gut gerüstet durch den Winter
Nach dem Baukastenprinzip können sich Flottenkunden beim Full-Service-Modul „Reifenersatz“ auch sämtliche Leistungen rund ums Rad bei ihrem Leasinggeber zusammenstellen. Fast alle Wünsche scheinen verhandelbar zu sein, dennoch lohnt sich der Blick auf die feinen Unterschiede. Und nicht alle Wahlmöglichkeiten erweisen sich in der täglichen Praxis als vorteilhaft für den Fuhrparkmanager.
Beim Thema Reifen gehen die meisten Flottenbetreiber auf Nummer sicher, auch in der kalten und rutschigen Jahreszeit. Die meisten geben laut Auskunft der Leasinggesellschaften Winterreifen gegenüber Ganzjahresreifen den Vorzug – mit Ausnahme spezieller Einsatzbereiche. Am ehesten kommen sie bei nicht personenbezogenen Wagen, City-Transportern und leichten Nutzfahrzeugen zum Einsatz.
Auch wenn das Oberlandesgericht Oldenburg diesen Juli befunden hat, dass Formulierungen wie „an die Wetterverhältnisse anzupassende Ausrüstung“ und „geeignete Bereifung“ in Paragraf 2 Abs. 3a der Straßenverkehrsordnung zu ungenau seien, und deswegen Bußgelder wegen Sommerreifen im Winter für verfassungswidrig erklärte (Az. 2 SsRs 220/09), wird sich an der bisherigen Praxis in den Fuhrparks wohl kaum etwas ändern. Vermutlich wird sich der Trend zu Winterreifen in Zukunft sogar noch verstärken, denn die zuständigen Bundesministerien der Justiz und des Inneren sollen das Urteil hinsichtlich gesetzgeberischer Konsequenzen prüfen. Auch eine EU-weite Winterreifenverordnung der Europäischen Kommission ist denkbar.
Neben Prestigegründen dürfte auch das Sicherheitsbestreben der Grund sein, warum Flotten weiterhin auf Premium setzen, und das nicht nur bei Reifen für die Ober-, sondern auch die Mittelklasse. Die Nachfrage nach günstigeren Zweitmarken sei gering oder gar nicht zu verzeichnen.
Die feinen Unterschiede – auch beim Reifenersatz
Um auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der gewerblichen Klientel eingehen zu können, haben die Leasinggesellschaften beim Full-Service-Modul „Reifenersatz“ so ziemlich alles im Angebot, was man sich denken kann. Viele Leistungen gehören fest zum Umfang dazu, einige sind –gegen Aufpreis – optional erhältlich, vieles ist aber auch wie so oft verhandelbar.
Feine Unterschiede zwischen den Leasinggesellschaften gibt es dennoch, wie auch der Tabelle „Leistungen im Modul Reifenersatz“ auf Seite 30 deutlich wird: Ob Felgen, Radkappen, der saisonale Wechsel, die Einlagerung oder die Entsorgung der Altreifen feste Bestandteile des Full-Service-Bausteins oder optional erhältlich sind, variiert sehr stark. Fuhrparkleiter sollten also vor Abschluss eines solchen Moduls oder besser noch vor Abschluss des Full-Service-Leasingvertrags für sich definieren, welche Leistungen sie wirklich benötigen. Dann sollten sie prüfen, welche davon in der Rate enthalten sind und wie sehr die monatliche Gebühr in die Höhe schießt, wenn Extra-Leistungen „hinzugebucht“ werden.
Unterschiedlich ist auch geregelt, ab welcher Profiltiefe laut Standardleasingvertrag die Montage neuer Winterreifen erlaubt ist (siehe Tabelle auf S. 28). So gilt bei vier Gesellschaften offiziell die gesetzliche Mindestprofiltiefe von 1,6 Millimetern, die aber erwiesenermaßen als viel zu unsicher gilt. Daher sollten Flottenchefs zum Schutz ihrer Fahrer unbedingt auf den von Polizei und von Reifenindustrie empfohlenen vier Millimetern bestehen, die in der Praxis der meisten Leasinganbieter zum Glück als Maßstab gelten.
Wem der gleiche Fahrkomfort wie im Sommer wichtig ist und wer mit Winterpneus genauso schnell unterwegs sein will wie in der schönen Jahreszeit, sollte auch die zum Teil unterschiedlichen Regelungen bezüglich Größe und Geschwindigkeitsindex der Winterbereifung erfragen. Gerade bei stärkeren Motorisierungen werden laut Atlas Auto-Leasing vermehrt Winterreifen mit gleichem Geschwindigkeitsindex und gleicher Reifengröße wie bei Sommerreifen angefragt. Viele Leasinggeber gestatten aber grundsätzlich nur die kleinste laut Fahrzeugpapieren zugelassene Dimension, die dann schon mal ein bis zwei Stufen unter der Klasse der Sommerreifen liegen kann.
Auch bei Atlas Auto-Leasing wird mit dem Kunden beim Winterpneu die kleinste zugelassene Rad-Reifen-Kombination vereinbart – der Geschwindigkeitsindex fällt eine Klasse niedriger aus als beim Sommerreifen. „Die kleinste zugelassene Größe hat nicht nur Kostenvorteile, denn in der Regel bietet der Reifen auch eine größere Fahrsicherheit im Winter aufgrund der geringeren Breite“, erklärt geschäftsführender Gesellschafter Christian Kiffe seine Vorgehensweise.
Individuelle Vereinbarungen sind aber auch in diesem Punkt bei den meisten Anbietern möglich.
Zum Komfort der Fahrer steht ein umfangreiches Netz an Reifendienstleistern bereit (siehe Tabelle unten), die mit ihrer Servicekarte für alle über das Modul abgedeckten Leistungen nach freier Wahl aufgesucht werden können. Was sich für den Fahrer als Vorteil erweist, kann sich für den Verantwortlichen vor allem großer Fuhrparks jedoch häufig als Nachteil erweisen. Denn für ihn geht die Transparenz verloren und er kann letztendlich auch keinen Einfluss darauf nehmen, welche Reifen seine Fahrer beim Reifenpartner vor Ort aufziehen lässt, auch wenn es eine Vereinbarung mit dem Leasinggeber zur Farbrikatseinschränkung gab. Denn das, was auf dem Papier steht, ist beim Reifendienstleister vor Ort dann gerade oder generell nicht verfügbar. Eine Erfahrung, die auch Fuhrparkleiter Stephan Wagner gemacht hat. „Was ich als Fuhrparkleiter im Fuhrpark vorgebe, funktioniert in der realen Umsetzung nicht. Denn in dem Moment, wo der Fahrer bei sieben, acht, neun Partnern des Leasinggebers seine Reifen beziehen kann, habe ich überhaupt nicht die Möglichkeit, die Marken zu steuern.“
Auch bestimmte Fabrikate auf der Servicekarte zu hinterlegen – schließlich kann bei den meisten Anbietern die Fabrikatswahl eingeschränkt werden – sei nicht machbar gewesen. „Und wenn ich den Fahrer herumfahren lasse, bis er einen Reifenpartner gefunden hat, der die Reifen vorrätig hat, die ich vorschreibe, ist der Winter vorbei“, sagt Wagner weiter.
Den Wunsch nach mehr Einflussnahme durch den Flottenchef beobachtet auch VR Leasing: „Unter der derzeitigen Situation und dem Kostendruck fragen die Fuhrparkverantwortlichen eine Steuerung ihrer Nutzer an, um so ein optimales Verhältnis zwischen günstigen Konditionen und hochwertigen Reifen, gepaart mit einem angemessenen Serviceniveau am Nutzer, zu erhalten“, sagt Michael Jauch, Referent Kfz-Dienstleistungen & Einkauf.
Als einen Ausweg, um als Fuhrparkverantwortlicher im Full-Service-Leasing mehr Kontrolle und Steuerungsmöglichkeiten beim Reifenbezug zu erlangen, sieht Fuhrparkleiter Wagner – zumindest in der Theorie – die Vor-Ort-Montage am eigenen Standort, sprich: das Mobile Fitting, das auch alle von uns befragten Leasinggeber, zumindest optional, anbieten. Aber in der Praxis erweise es sich dann als Hindernis, die bei diversen Reifenpartnern der Leasinggeber eingelagerten Reifen zu zentralisieren.
Wenig Kontrollmöglichkeiten sieht Wagner auch bei den Felgen: Einige Mitarbeiter führen im Winter mit Alufelgen, weil ein Händler gerade mit einem besonders günstigen Angebot aufwarten konnte oder die Stahlfelgen nicht verfügbar waren, andere seien weiterhin „nur“ mit Stahlfelgen unterwegs. Das führe gerade bei User-Choosern zu Missgunst und endlosen Diskussionen.
Einzige Alternative für mehr Transparenz und Steuerung: ein Abkommen mit einem (lokalen) Reifenhändler, das feste Bezugsregeln verankert. Praktikabel ist eine solche Lösung jedoch wohl eher für kleine Fuhrparks. mireille pruvost
Leasinggesellschaft
Profiltiefe, die nach Standardleasingvertrag WR-Ersatz erlaubt
akf servicelease
3 mm
gesetzl. Mindestprofiltiefe
gesetzliche Mindestprofiltiefe, i. d. Praxis < 4 mm (nach Empf. der Reifenindustrie )
4 mm
Athlon Car Lease
4 mm
Atlas Auto-Leasing
4 mm
Business Partner
gesetzl. Mindestprofiltiefe
carmobility
4 mm
Commerz Real Autoleasing
3 bis 4 mm
Daimler Fleet Management
gesetzl. Mindestprofiltiefe
DB FuhrparkService
< 4 mm
DB Rent
< 4 mm
DeTeFleetServices
4 mm
4 mm
DSK Leasing
4 mm
GE Capital – ASL Fleet Services
4 mm
Hannover Leasing Automotive
4 mm
LeasePlan
4 mm
4 mm
Raiffeisen-Impuls Fuhrparkmanagement
4 mm
Sixt Leasing
4 mm
VR Leasing
4 mm
VW Leasing
vertragliche Vereinbarung, z. B. bei Reifenersatz nach Bedarf mit Erreichen der Verschleißgrenze
Leasinggesellschaft
Verschleißbedingter Reifenersatz
… inkl. Felgen
Saisonaler Wechsel
WR mit Alu-felgen
Rad-kappen
Montage/Wuchten
… inkl. Gewichte und Ventile
Einlagerung
Altreifen-Entsorgung
Mobile Fitting
Hol- und Bringdienst
Sonstiges
akf servicelease
ALD Automotive
1
1
2
Kostenloses Upgrade für Alufelgen bei der Alu-WR-Kompletträder-Aktion
Alphabet
Arval
Reifenreparaturen, Achs-vermessung und -einstellung
Athlon Car Lease 3
4
4
Atlas Auto-Leasing
Business Partner
1
1
2
carmobility
/
Freie Fabrikatswahl
Commerz Real Autoleasing
Daimler Fleet Management
/
Kostenloses Upgrade auf Alufelgen bei WR
DB FuhrparkService
DB Rent
DeTeFleetServices
Deutsche Leasing Fleet
DSK Leasing
GE Capital – ASL Fleet Services
WR-Komplettsatz bei Aus-lieferung (auch im Sommer), zusätzlich ab Oktober bis April montiert
Hannover Leasing Automotive
LeasePlan
Auslieferung auf WR möglich
Mobility Concept
Raiffeisen-Impuls Fuhrparkmanagement
5
VR Leasing
VW Leasing
6
Reifen-Clever-Paket mit 40 Prozent Preisvorteil gegenüber Reifen nach Bedarf mit freier Fabrikatswahl
- Ausgabe 10/2010 Seite 26 (1.1 MB, PDF)