Von Rocco Swantusch
Einen Tag nachdem in Wolfsburg die Bänder langsamer als sonst wieder anrollten und damit ein Zeichen für die gesamte Autoindustrie setzten, tagte der Bundesverband Fuhrparkmanagement (BVF). Nicht mit Maske und desinfizierten Händen, sondern getrennt vor dem eigene PC. Virtuell heißt das neue Netzwerken. Was aus dem geplanten 24. Verbandstreffen in Nürnberg ein Online-Meeting machte. Gut 70 Teilnehmer klickten sich in das Zwei-Tage-Programm rein.
"Die aktuelle Situation beschert uns viele neuen Fragen", eröffnete der Verbandsvorsitzende Marc-Oliver Prinzing die Online-Session. "Wie muss ich einen Poolwagen desinfizieren? Dürfen mehrere Personen in einem Auto mitfahren? Wie sieht es mit dem Mundschutz beim Autofahren aus? Aktuell machen die Fuhrparkleiter zahlreiche praktische Erfahrungen beim Mobilitätsmanagement." Gleichzeitig verwies Prinzing auf jene sieben zertifizierten Mobilitätsmanager, die eben erst ihren Lehrgang erfolgreich abgeschlossen haben – und zwar mit einer Online-Abschlussprüfung.
So ähnlich wie bei diesem BVF-Kurs mit Blended-Learning-Konzept, der auch im normalen Ablauf unter anderem auf virtuelle Kommunikationswege setzt, fand nun die Wissensvermittlung und die persönliche Diskussion unter den Verbandsmitgliedern statt. Zu bereden gab es einiges, unter anderem zu den just an diesem ersten Tag des Verbandstreffens (28. April) in Kraft getretenen Änderungen der Straßenverkehrsordnung (StVO). Gerade was Geschwindigkeitsüberschreitungen betrifft, wird der Staat nun deutlich früher aktiv. Hier seien die Fuhrparkleiter noch stärker gefordert, künftige Strafmandate genau zu prüfen, denn Fahrverbote werden bei Tempoverstößen nun deutlich früher verhängt als bisher, warnte Prinzing.
Die verschärfte StVO spielt auch für Fahrradfahrer eine Rolle, da die Abstände beim Überholen seitens eines Autos auf mindestens 1,5 Meter konkretisiert wurden. Was in manchen Straßen wohl einem Überholverbot gleichkommt. So standen auch Fragen zum Dienstrad im Fokus, die Rechtsanwalt Peter Rindsfus beantwortete. In wechselhaften Zeiten kann man als Unternehmen aber auch auf Klassiker wie die Fuhrparksoftware genauer schauen. Hier erkläre Prinzing die unterschiedlichen Systeme – Software als Lizenz auf dem eigenen Rechner oder Software-as-a-Service aus der Cloud. Beide Varianten seien nur schwer direkt vergleichbar, warnte der Verbandschef, denn die Leistungstiefe unterscheide sich deutlich. Eine wichtige Frage gab der Experte aber für die Partnerwahl mit auf den Weg. Fragen Sie den möglichen Partner: Woher kommst Du? Der Hintergrund der Firma sei ebenso interessant wie der Kontakt zu Referenzkunden, die ähnlich strukturiert sein könnten wie die eigene Flotte.
Richtig verhandeln
Auf das Kennenlernen folgt das Verhandeln. Und hier meinte Coach Jochen Stelter klipp und klar: "Du bekommst das, was Du verhandelt hast." Neben einer kurzen Typologie der Verhandler – harte, weiche oder partnerschaftliche – brachte der Profi einige Anleitungen mit: Trennen Sie beim Verhandeln die Ebenen: Mensch und Sachprobleme. Gehen Sie weg von ihrer starren Position und verhandeln Sie stattdessen die gegenseitigen Interessen. Nutzen Sie objektive Kriterien als Datenbasis. Und ganz wichtig: Keine Leistung ohne Gegenleistung!
Verhandelt wird gerade natürlich vielerorts über den Schwenk hin zur elektrifizierten Flotte. Entsprechend spielten Dienstleister aus der E-Mobilität eine zentrale Rolle beim zweitägigen Verbandstreffen. Die Kunst besteht dann aber auch darin, das Neue zu gestalten und dabei das Bekannte nicht zu vernachlässigen. So zeigten am zweiten Tag Praktiker (Dieter Grün und Martin Kaus), wie die UVV-Vorschriften auf E-Fahrzeuge anzuwenden sind (Gefährdungsbeurteilung, Einweisung und Unterweisung). Abgerundet wurde die Online-Premiere mit Ernährungstipps von Coach Ulrik Böhmer und Hinweisen zum Thema Homeoffice von Verbandsgeschäftsführer und umsichtigen Moderator Axel Schäfer. So resümierte Prinzing nach zwei Tagen, dass das Motto des Online-Verbandsmeetings voll aufgegangen sei: "Wenn das Leben Dir Zitronen gibt, mach Limonade daraus."
Schäfer betonte: "Wir haben zwar schon früh auf moderne Technik gesetzt und schon lange vor der Corona-Zeit Webinare, Webmeetings und Podcasts für unsere Mitglieder angeboten, aber die rege Teilnahme und der Austausch aus dem Homeoffice in dieser langen Web-Veranstaltung hat uns dennoch in seiner Intensität sehr positiv überrascht. Das Meeting hat offensichtlich Spaß und Nutzen gebracht. Das ermutigt uns, das Angebot im digitalen Bereich für unsere Mitglieder kurzfristig weiter zu entwickeln und auszubauen."