_"Der Reifenbereich liegt ungefähr auf Vorjahresniveau und bleibt damit stabil. Positive Entwicklungen verzeichnen wir vor allem im Dienstleistungsbereich." So wie man bei Fleet Partner die momentane Lage einschätzt, lässt sich der Gesamtmarkt der freien Werkstattketten umschreiben. Wie unser Praxisbeispiel des Fuhrparks Tungolay aus Monheim (siehe S. 28) zeigt, zählen die Pneus als saisonale Kontaktpunkte zwischen Dienstwagenfahrer und Servicepunkt zum Basisgeschäft.
FSK und UVV
Mehr Dynamik in puncto Neugeschäft versprühen Flottendienstleistungen wie die Führerscheinkontrolle (FSK) oder im zunehmenden Maße die jährliche Unterweisung in die Unfallverhütungsvorschriften (UVV). Dennoch sieht Fleet Partner noch in den Standarddienstleistungen wie Ölwechsel und Bremsenservice die gefragtesten Angebote. Wachstum gab es im Werkstattnetzwerk von Vergölst, Reiff und Pneuhage in allen Flottensegmenten. Gleichzeitig sehen die Profis, dass sich viele Flottenkunden ernsthafter für den digitalen Wandel rüsten. Zwei Punkte bremsen hier allerdings: Zum einen die zahlreichen offenen Fragen zum Datenschutz und zur Datennutzung.
Zum anderen gibt es seitens der freien Werkstätten, die nach den Vorgaben der Hersteller den Service durchführen, um damit die Herstellergarantie für den Fuhrparkbetreiber zu erhalten, eine immer noch hohe Abhängigkeit von eben jenen Fahrzeugherstellern. Da es gleichzeitig keine standardisierten Systeme gibt, bremse dies die Entwicklung, moniert Fleet Partner.
In unserer Marktübersicht (ab S. 26) finden Sie das Leistungsangebot von acht bundesweiten Werkstattketten. Schwierig ist hier der Vergleich mit den Marken der Werkstatt-Konzeptanbieter wie Carat, Hans Hess Autoteile oder ATR. So erklärte beispielsweise Carat, das unter anderem mit den Marken Ad-Auto Dienst, Auto Mobil Meisterwerkstatt und Autoplus aktiv ist, auf unsere Anfrage, dass man durch die nicht ganz homogene Gruppe an Werkstätten kein zufriedenstellendes Ergebnis bei den Antworten geben könne. So finden sich vor allem klassische Ketten wieder, die allein oder als Netzwerk mit anderen Partnern in ganz Deutschland Flotten bedienen können.
Wartung von Stromern
Der Bosch Service zählt hier zu den Einzelkämpfern und Branchengrößen gleichermaßen."Wir sehen den Trend, dass freie Werkstätten immer stärker als Anbieter für Reparatur- und Service-Lösungen gefragt sind. Zudem sehen wir eine Intensivierung des Wettbewerbs im Flottenmarkt", beschreibt die Tochter des schwäbischen Traditionsunternehmens die Chancen für die freien. Im eigenen Netzwerk, dessen Fäden in Karlsruhe zusammenführen, das aber bundesweit an rund 1.000 Stützpunkten aktiv ist, sind in erster Linie kleine und mittelgroße Flotten die Wachstumstreiber beim Geschäft. Gerade die kleineren Fuhrparks setzten zunehmend auf eine digitale Prozessbegleitung, heißt es aus Karlsruhe. So wird man mittlerweile auch verstärkt als Ansprechpartner für Telematiklösungen gesehen und mit der wachsenden Stromerflotte zählt mittlerweile auch die Instandhaltung von Elektrofahrzeugen zum Repertoire.
Nadelöhr Datenschutz
Weiterhin steigende Fuhrparkzahlen kann auch Dirk Depenbrock präsentieren. Wie uns der Leiter Vertrieb Geschäftskunden bei A.T.U bestätigt, legten dabei vor allem die Full-Service-Leasing-Angebote zu. "Die Wartungs- und Reifen- sowie Glasservices und UVV-Prüfungen werden besonders stark nachgefragt", konkretisiert der Manager. Und wie steht es mit den erwähnten digitalen Prozessen beim Großanbieter aus Weiden aus? "Hier sind wir in der Vorbereitung, teilweise auch schon in der Testphase. Die weiteren Digitalisierungsschritte befinden sich aber noch in der Theorie", sagt Depenbrock und begründet die Lauerhaltung wie folgt: "Wir möchten die für 2018 geplanten neuen Datenschutzverordnungen abwarten." Das Nadelöhr ist also momentan der Datenschutz.
Papierlose Werkstatt
"Die Digitalisierung hat und wird auch weiterhin die Prozesse verändern", ist auch Jochen Clahsen, Leiter 4Fleet Group Deutschland, Österreich und Schweiz, überzeugt. So sind Online-Terminvereinbarung und Routing heute selbstverständlich. "In Zukunft werden Themen wie die digitale Serviceannahme oder die papierlose Werkstatt bei unseren Partnern Einzug halten", ist Clahsen überzeugt. "Damit werden Wartezeiten weiter sinken und eine professionellere Dokumentation der Arbeiten und des Fahrzeugzustands werden die Sicherheitsstandards verbessern."
Aber der Mehrwert am Kunden muss für Fuhrparkbetreiber keine reine Zukunftsmusik bleiben, denn wie der Profi betont, ist heute schon nicht allein die Art der Dienstleistung das Kriterium bei der Werkstattwahl.
"Vielmehr unterscheidet die Umsetzung die Anbieter: Termintreue, kurze Wartezeiten, zusätzliche Services wie Hol- und Bring-Service und Annehmlichkeiten während der Wartezeit wie WLAN, Ambiente oder Unterhaltung sind besonders gefragt." Das Auto ist König, aber der Fahrer ist es ebenso.
Zurück zum Grundthema Reifen kommt Driver Fleet Solution. Das in Breuberg ansässige Handelsnetz sieht den umfänglichen Reifenservice als eine der wichtigsten Dienstleistungen. Das beginnt bei der Lieferung der Kompletträder, geht über Einlagerung in Verbindung mit Hol- und Bring-Diensten und endet bei Mobile Fitting. Neben den Pneus besteht im Moment eine deutliche Nachfrage nach Führerscheinkontrollen und UVV-Prüfungen. Das alles mündet auch in diesem Jahr in einem moderat dynamisch wachsenden Flottenmarkt, glauben die Hessen, die mit Zuwachsraten rechnen.
SUV und Transporter
Doch woher stammt das allerorts prognostizierte Mehrgeschäft? Für Arnd Metzler ist klar:"Die Fahrzeugbereiche der SUV und Transporter haben sich am stärksten entwickelt", resümiert der Ansprechpartner für Flotten bei First Stop Reifen Auto Service aus Bad Homburg. Weitere Schlagwörter sind auch hier UVV und Autoservice. Den Weg ins Digitale sieht Metzler noch am Anfang, aber es gebe immer mehr Flotten, die sich danach erkundigen und entsprechende Anforderungen an ihren Werkstattpartner stellten.
Zwiegespalten, was den Grad an Digitalisierung unter den Flottenkunden betrifft, ist auch Wolfgang Weigand. Der Bereichsleiter Vertrieb bei Servicequadrat bestätigt, dass man mit einzelnen Fuhrparks, bei denen solche Aktivitäten im Fokus stehen, im Gespräch sei. Wer heute mit Klassikern wie der Reifeneinlagerung punkten wolle, müsse eine flächendeckend gleiche Qualität anbieten, ist Weigand sicher. Große Freude bereiten dem Markenverbund im Moment die SUVs und Nutzfahrzeuge.
Andreas Berents, Geschäftsführer Euromaster Deutschland und Österreich, freut sich derweil über Zuwächse im Flottensegment zwischen 50 und 250 Einheiten. Diese werden in Teilbereichen wie Glas bereits komplett digital betreut. Das treffe auch auf die UVV-Prüfung und die Führerscheinkontrolle zu. Weitere Produkte wie der kostenlose 15-Punkte-Mastercheck sollen dem Beispiel folgen. Denn die Differenzierung zwischen den freien Werkstätten findet immer mehr jenseits des klassischen Reifenwechsels oder Servicetermins statt.
Eine Übersicht über das Leistungsangebot von Werkstattketten finden Sie im Pdf-Download!
- Ausgabe 07/2017 Seite 24 (257.5 KB, PDF)