Der emeritierte Präsident des Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung, Hans-Werner Sinn (75) nennt die aktuelle Entwicklung der Ölnachfrage eine Bestätigung seiner These, dass eine aggressive Umweltpolitik kontraproduktiv sei. Er sieht sich bestätigt durch die Prognose der Internationalen Energieagentur (IEA), dass die weltweite Nachfrage in diesem Jahr um 2,2 Millionen Barrel (je 159 Liter) pro Tag wachsen. Ein neuer Rekord.
Schon 2008 hatte der Ökonom von der kontraproduktiven Auswirkung einer verschärften Umweltpolitik gesprochen. Jetzt wiederholte er seine Thesen in einem Interview mit der 'Bild-Zeitung' und kritisiert dabei massiv die Energiepolitik der Bundesregierung. Der CO2-Ausstoß bei Öl, Kohle und Co. könne nur reduziert werden, wenn "alle oder fast alle mitmachen, denn was wir nicht verbrauchen, verbrauchen sonst andere", sagte Sinn. "Wenn Deutschland kein Öl mehr kauft, fällt der Weltmarktpreis, und andere kaufen es". Das hätten die vergangenen 40 Jahre deutlich gezeigt.
Ein Verbot von Verbrennungsmotoren sei daher sinnlos: "Es ruiniert unsere Automobilindustrie, senkt unseren Lebensstandard und subventioniert andere Länder, vor allem China. Wo in den letzten Jahren nicht nur immer mehr Kohle verbrannt wird, sondern auch der Ölverbrauch steigt. Da es zu wenig Ökostrom gebe und die Atomkraftwerke abgeschaltet würden, "bedeuten mehr Elektroautos Braunkohleabbau und mehr Kohlenstoff in der Luft", zitiert das „Manager-Magazin“ aus dem Interview. Laut Sinn führt das Verbrennerverbot wegen der Umlenkung der Öltanker in andere Länder eben nicht zu weniger Kohlenstoffemissionen. "Der Klimawandel beschleunigt sich wegen des Verbrennerverbots."