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Dubai Motor Show 2017: Der Spaß der Scheichs

21.11.2017 11:52 Uhr
Dubai Motor Show 2017
Devel 60 heißt dieser kuriose Wüstenpanzer, der ab Ende 2018 in einer Kleinserie gebaut werden soll.
© Foto: SP-X/Michael Specht

Wenn nicht hier, wo dann? Verrückte, teure und abgedrehte Autos gehören auf Motor Show in Dubai längst zur Normalität. Kein Wunder, Geld und Sprit gibt es im Überfluss.

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Von Michael Specht/SP-X

Mit entsprechenden Erwartungen schlendert der Besucher durch die Messehallen hinter dem World Trade Center. Natürlich sind auch die deutschen Autobauer vertreten, zu wichtig sind die Staaten im Nahen Osten, zu hoch ist deren Kaufkraft. Doch präsentiert wird, was auch nicht schon in Frankfurt auf der IAA gezeigt wurde, sogar inklusive Elektromobilität. Obwohl letzteres hier kein Thema ist und Dubai angeblich über 54 Ladestationen verfügen soll (gesehen haben wir keine einzige). Das Hauptproblem ist nicht die geringe Reichweite der Stromer, sondern der permanente und obligatorische Einsatz der Klimaanlage. Bei Temperaturen zwischen 25 bis 45 Grad Celsius, wie sie zwölf Monate im Jahr hier herrschen, würde sie den Akku in null-komma-nichts leerlutschen.

Also besser gleich ein dicker Achtzylinder, mit Abstand der Lieblingsmotor in dieser Region der Welt, egal ob im neuen Inifiniti QX 80, der hier seine Weltpremiere feiert oder in den riesigen SUV von Lincoln, Ford, Chevrolet, Cadillac, Toyota und Nissan. Bei Benzinpreisen von umgerechnet 45 Euro-Cent pro Liter schmerzt ein Verbrauch von 20 bis 25 Liter nicht wirklich.

Nischenanbieter in Höchstform

Zur Höchstform laufen auf der Dubai International Motor Show die Nischenanbieter auf – mit zum Teil abenteuerlichen Konstruktionen. Den Vogel abschießen dürfte hier der Devel 60. So nennt sich eine Art Wüstenpanzer, der auch die Hauptrolle in einem Science-Fiction-Film spielen könnte. Sechs Räder, sechs Sitze, 700 PS und jeden erdenklichen Luxus. Gebaut wird das Gefährt in den USA. Die optisch einem Spähpanzer ähnelnde Karosserie besteht komplett aus Karbon. Ende 2018 soll es angeblich mit einer Kleinserie losgehen. Preis? Mehrere Millionen Dollar. Genauer wollte es Firmengründer und Autosammler (über 300 Stück aus 100 Jahren) Majid Al Attar nicht sagen.

Ähnliche Zukunftspläne schmiedet Nael Alieh von W Motors. Sein Supersportwagen Lykan, was Werwolf heißen soll, kostet 1,4 Millionen Dollar. 100 Exemplare sollen insgesamt innerhalb der nächsten vier Jahre gefertigt werden, zunächst in Turin, später in Dubai. Unter der Karbon-Karosserie steckt ein Sechszylinder-Boxer vom Porsche-Veredler Ruf.

Die Vereinigten Arabischen Emirate gehören auch für Bodo Buschmann, Chef von Brabus, zu den lukrativsten Ländern. Wen wundert es da, dass auf seinem Messestand eine ganze Flotte aus Zwölfzylinder-G-Modellen auf Kundschaft wartet? Krönung ist der 900 PS starke G 900 für 425.000 Euro. "Wir wollen zum Abschluss nochmal zeigen, was geht", sagt Buschmann. Im April kommt nämlich die neue G-Klasse auf dem Markt. Mit Zwölfzylinder ist es dann vorbei – zumindest bei Mercedes.

Neun Wüstenmonster mit Stahlplatten 

Schlicht an den Kopf fassen kann sich der Messebesucher, stoppt er beim KarlmannnKing. Die chinesische Firma IAT plant laut Vertriebschef Michael Nothdurft – er verteilt Visitenkarten aus Titan – neun Exemplare dieses Wüstenmonsters, dessen Karosserie so aussieht als habe man sie aus Stahlplatten in diversen Richtungen verschweißt. 3,8 Millionen Dollar ruft IAT für den KarlmannKing auf. Das Chassis liefert ein Ford 550 Pickup. Von den Amerikanern stammt ebenso der 6,8-Liter-V10 mit 415 PS. Es fällt schwer zu glauben, dass es Menschen gibt, die so etwas tatsächlich kaufen.

Eher vielleicht schon den Vulcano Titanium der italienischen Firma Cecomp. Die Hülle des zweisitzigen Sportcoupés – Preis 2,5 Millionen Dollar – besteht aus dem harten, aber sehr leichten Metall Titan. Es wird gewöhnlich für Düsentriebwerke und Jagdbomber eingesetzt. Kein anderer Autohersteller hat sich bislang an diesen Werkstoff zum Bau einer Karosserie herangewagt. "Es bleibt ein Einzelstück", sagt Projektmanager Fabrizio Merlo. Unter der Haube des Vulcano arbeitet ein 6,2-Liter-Kompressor-V8 mit 680 PS. Die Höchstgeschwindigkeit soll bei 350 km/h liegen.

Mehr als "reines Spaßgerät" bezeichnet Gründer und Firmenchef Rashid Alshaali seinen selbstkonstruierten Shaali N360. Fünf Jahre entwickelte er den offenen Zweisitzer, in der Bauart einem KTM X-Bow nicht unähnlich. Nicht ohne Grund, Rashid selbst fuhr in der KTM-GT4-Serie mit. Als Antrieb dient ein 1,4-Liter-Vierzylinder-Turbo (stammt aus der Suzuki Hayabusa), den eine US-Firma auf die stolze Leistung von 360 PS bringt.

Wenn schon groß dann richtig

Über so kleine Spielzeuge kann Hamad bin Hamdan al Nahyan nur milde lächeln. Motto: Wenn schon groß, dann richtig groß. Sein Gefährt hat die Ausmaße eines Lkw und musste daher auf dem Außengelände vor der Messe parken. Was aussieht wie eine Mischung aus Lokomotive und Amphibien-Fahrzeug nennt sich "Dhabiyan". Hamad kaufte vom US-Militär einen ausrangierten Allradlaster, entfernte dessen komplette Karosserie und verwandelte ihn in ein seltsames Ungetüm, fähig, sämtliche Wüsten der Welt unter die Räder zu nehmen. Die riesige Schnauze ist der eines 1946er GMC Trucks nachempfunden. Als oben aufgesetzte Fahrerkabine dient ein Jeep Wrangler, auf dem Kühlergrill thront eine verchromte Kamel-Statue. Warum dieses? "Das ist Dhabiyan", sagt Hamad bin Hamdan al Nahyan stolz, "so hieß das Kamel meines Großvaters."

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