Der Preis der Flexibilität
Um kurzfristig Mobilität sicherzustellen oder um sich nicht langfristig zu binden, mieten Fuhrparks Fahrzeuge an. Doch dieses Plus an Freiheit bringt auch Nachteile mit sich. Wann ist Miete eine Alternative?
Manchmal muss es im Fuhrpark schnell gehen: Da zieht der Vertrieb ein neues Projekt an Land und auf einen Schlag muss plötzlich ein ganzer Trupp an temporären Mitarbeitern zum Kunden entsandt werden. Oder die ausländische Muttergesellschaft schickt eine Delegation von Mitarbeitern kurzfristig nach Deutschland. Dann greift der Fuhrparkmanager zum Telefon, ruft seinen Vermietpartner an und schon ein paar Stunden später stehen die vorübergehenden Flottenmitglieder in georderter Zahl bereit.
In diesen Zeiten ist es vor allem das Bedürfnis nach guter Planbarkeit, Kostenkontrolle oder Liquidität, das Unternehmen zum Abschluss von Mietverträgen bewegt. Denn wer bestellt schon gern ein Leasingfahrzeug über eine Vertragslaufzeit von 36 oder mehr Monaten für die „Wackelkandidaten“ unter den dienstwagenberechtigten Mitarbeitern, sprich für Mitarbeiter in der Probezeit oder von Stellenabbau bedrohtes Personal? Während die vorzeitige Rückgabe von Leasingfahrzeugen rechtlich schwierig und, wenn überhaupt möglich, mit hohen Kosten verbunden ist, können Mietfahrzeuge nach Einhaltung der Mindestmietdauer jederzeit zurückgegeben werden. Mehrkosten entstehen für den Kunden dann nicht, abgerechnet wird bei den meisten Anbietern entweder taggenau oder nach der für den Kunden günstigsten Methode. Zudem ist meist alles bis auf Kraftstoff und manchmal Extra-Kilometer jenseits der eingekauften Laufleistung inklusive. Keine Kosten für Steuern, GEZ, Instandhaltung, Wartung oder Inspektion. Für bestimmte Einsatzwecke im Fuhrpark, die im Einzelfall immer geprüft werden sollten, gibt es keine Alternative zur Miete.
Doch die Flexibilität hat ihren Preis, wie unsere Umfrage bei den Autovermietern und Leasinggesellschaften zeigt. Denn nicht nur die monatliche Rate eines Mietwagens ist höher als die für ein im Full-Service geleastes Fahrzeug, wie sogar einer der von uns befragten Autovermieter eingesteht. Auch Mehrkilometer schlagen mit höheren Ausgaben zu Buche, wenn die bei der Langzeitmiete meist auf rund 4.000 Kilometer begrenzte inkludierte Laufleistung überschritten wird. Nur bei der Kurzzeitmiete, die in den meisten Fällen nicht über einen Monat hinausgeht, ist es dem Vermieter egal, welchen Stand der Tacho bei der Rückgabe anzeigt.
Nicht nur in monetärer Hinsicht hat die Kurz- oder Langzeitmiete als Alternative zum Leasing ihren Preis: Denn unter Umständen müssen die Fahrer Einbußen bei der Ausstattung der Fahrzeuge hinnehmen. Zwar decken die Autovermieter die gesamte Bandbreite von der Kompaktklasse bis zur Luxuslimousine mit Leder-Interieur in gängiger Business-Ausstattung ab, zudem können (mobile) Navis und sonstige Extras mitgebucht werden. Eine Garantie für eine bestimmte Motorisierung oder ein bestimmtes Modell bekommen Flottenkunden in den meisten Fällen jedoch nicht. Sie buchen lediglich eine bestimmte Klasse. Ein individuell vom Fahrer konfiguriertes Fahrzeug wird für einen Vielfahrer also eher zum Wohnzimmerersatz als ein noch so gut ausgestattetes Standardfahrzeug aus einer Vermietflotte, das zufällig gerade verfügbar war, als die Reservierung einging.
Weiterer Haken an den Vermietautos: Sie müssen nach einer bestimmten Nutzungsdauer getauscht werden. Dies kann nach 30, 60 oder erst nach 120 Tagen der Fall sein. Hat sich ein Fahrer gerade an sein Vehikel gewöhnt, muss er es plötzlich gegen ein anderes eintauschen, das dann ein ganz anderes Modell mit einer ganz anderen Motorstärke sein kann. Mancher Fahrer wird sich hiermit vielleicht schwer tun, denn auch ihm wird ein gewisses Maß an Flexibilität abverlangt. Ganz zu schweigen vom Aufwand. Lediglich Fuhrparkmanagement-Spezialist Fleetlevel+, der im letzten Jahr mit seinem Vermietprodukt „Rent+“ gestartet ist und dem Mieter sogar ein bestimmtes Modell garantiert, gewährt, dass die Fahrzeuge über die gesamte Mietdauer nicht ausgetauscht werden.
Woran sich auch so mancher Fahrer gewöhnen muss: Auch wenn die meisten Mietautos jünger als sechs Monate sind und damit als Neuwagen gelten, sie sind schon mehr Kilometer gelaufen als ein neu ausgeliefertes Leasingfahrzeug.
Und bei einigen Anbietern ergänzen auch junge Gebrauchtwagen (GW), die bis zu zwei Jahre alt sein können und bis zu 80.000 Kilometer gelaufen sind (siehe Tabelle unten), die Vermietflotte.
Ab wann lohnt sich Miete, ab wann Leasing?
Bei längerer, mehrjähriger Verweildauer im Fuhrpark rechnet sich Leasing mehr als die Miete. Da trotz aller aufgeführten Nachteile in manchen Situationen jedoch kein Weg an einem Mietwagen vorbeiführt, stellt sich die Gretchenfrage, wo die Grenze zwischen beiden Vertragsformen verläuft, ab der die eine für den Flottenbetreiber wirtschaftlicher ist als die andere. Hierzu sind die Einschätzungen sehr unterschiedlich. Doch einig sind sich wohl alle von uns befragten Anbieter, dass bei weniger als sechs Monaten die Miete mit ihrer taggenauen An- und Abmietung dem Leasing vorzuziehen ist – ganz zu schweigen von den rechtlichen Aspekten beim Leasing, die kurzfristige Verträge nicht möglich machen. Einige sehen die Grenze auch bei neun, zwölf oder 18 Monaten. „Diese Abgrenzung ist in hohem Maße modell- und fahrleistungsabhängig. Als grobe Faustregel sehen wir die Langzeitmiete bei Mietzeiten bis zu neun, höchstens zwölf Monaten, ab dann ergeben sich deutliche Kostenvorteile beim Leasing“, sagt Herbert Scherf, Leiter Vermietgeschäft Rent+ bei Fleetlevel+.
Auch Atlas Auto-Leasing sieht zwölf Monate als „Daumenwert“ an. „Richtigerweise ermittelt man dies aber im Einzelfall, bezogen auf ein konkretes Leasingfahrzeug“, empfiehlt deren Geschäftsführer Christian Kiffe. Mireille Pruvost
Autovermieter
Im Mietpreis inklusive
Im Mietpreis exklusive
Kosten pro km für Zusatzkilometer
Kosten für Zweitfahrer
Volumenabhängige Rahmenverträge nach spezifischem Kundenbedarf
Zusatzleistungen je nach Kundenvereinbarung
ab 17 Cent
in der Regel im Rahmenvertrag inkludiert
Alle Steuern und Versicherungen, Wartung, Verschleiß
Winterreifen, GPS und sonstige Extraleistungen
ab 10 Cent
keine
CCUniRent
Kzm: GEZ, Steuer, Haftpflicht, Vollkasko, Teilkasko mit SB, Inspektion, normaler Reifenverschleiß; Lzm: je nach Kundenbedürfnis
k. A.
k. A.
Haftpflichtversicherung, Haftungsreduzierung, Zulassung, GZ.
Navi, Dieselgarantie, Automatikgetriebe, Winterreifen, Eintragung eines zweiten Fahrers
Lzm: individuelle Vereinbarung
individuelle Vereinbarung
Zulassung, Haftpflichtversicherung, Teilkasko, auf Wunsch Vollkasko, 24-h-Pannenhilfe
Zubehör wie Winterreifen, Navi, Kindersitze
Bei allen Geschäftsrahmenverträgen km inklusive
Je nach Rahmenvertrag meist inklusive, sonst 6 Euro/Tag
Haftungsbeschränkung, Diebstahlschutz
Servicegebühr für Anmietung Bhf./Flughafen, Zweitfahrer, Hol- und Bringdienst, zusätzliche Versicherungsleistungen, Einwegmiete (ausgenommen Firmenkunden-Vertragsraten)
17 bis 27 Cent
36,50 Euro pro Miete
Sixt – siehe Sixt Leasing, rechte Seite
Terstappen
Haftpflichtversicherung, Haftungsreduzierung mit min. 550 Euro SB
individuell nach Acriss-Code
keine
Miete statt Leasing
Leasing- und FPM-Gesellschaft
Kurzzeitmiete
Langzeitmiete
Kooperationspartner
Laufzeit Min.-Max.
Max. Laufleistung/Monat
Anzahl Fzg.-Klassen
Laufzeit Min.-Max.
Max. Laufleistung/Monat
Anzahl Fzg.-Klassen
akf servicelease
14 T
5.000 km
5
Avis und verschiedene kl. Autovermieter
ALD Automotive/CPM
1–29 T
unbegrenzt
16
1 M–unendl.
4.200 km
16
k. A.
1–17 T
unbegrenzt
16
1–6 M
2.000 bis 4.000 km
Kzm: Avis
variabel
4.200 km
13
1–6 M 1
3.500 bis 6.000 km
8/4Tarifgruppen
Avis
Athlon Car Lease
30–730 T
3.000 km
6
ARS Frauke Arndt GmbH, Europcar
Atlas Auto-Leasing
1–29 T
unbegrenzt
16
ab 1 M
4.200 km
16
Avis, Europcar
carmobility
0,5 T
nach Vereinbarung
12
ab 1 M
4.000 km oder nach Vereinbarung
12
Euromobil, Europcar
Commerz Real Autoleasing
1 S–30 T
je nach Fzg.-Klasse
13
1–6 M
je nach Fzg.-Klasse
13
–
Daimler Fleet Management
k. A.
k. A.
13
max. 9 M
4.200 km
13
Avis, Mercedes-Benz Vertriebsorganisation Deutschland
DB FuhrparkService
1 S–1 J
4.000 km
7
ab 1 J
4.000 km
7
–
DB Rent
1 S–1 J
4.000 km
7
ab 1 J
4.000 km
7
–
DeTeFleetServices
1T–3 M
unbegrenzt
6
3 M–30 M
n. V.
5
–
1 T–1 M
4.200 km
8
1–12 M
4.200 km
8
Avis
Fleetlevel+
1–6 M
2.000 bis 5.000 km
alle Modelle von BMW und Mini, ab April auch andere Fabrikate
keine
GE Capital – ASL Fleet Services
1 T-unendl.
unbegrenzt
14
1–6 M
nach Vereinbarung
14
Avis, Enterprise, Hertz
Hannover Leasing Automotive
k. A.
k. A.
k. A.
14 T–6 M
unbegrenzt
15
Avis, Terstappen
LeasePlan
1–29 T
unbegrenzt
12
ab 29 T
4.000 km
12
k. A.
1–28 T
nach Vereinbarung
16
1–9 M
nach Vereinbarung
16
Avis, Hertz
Sixt Leasing
1 T–27 T
unbegrenzt
Pkw: 12, Special-car:15, Lkw: 9
ab 28 T 2
4.000 km
Pkw: 12, Special-car:15, Lkw: 9
keine
VW Leasing
1–24 T
k. A.
gemäß Angebot
25 T–30/60/120 T 3
k. A.
k. A.
Euromobil, Europcar
Autovermieter
Kurzzeitmiete
Langzeitmiete
Kooperationspartner
Laufzeit Min.-Max.
Max. Laufleistung/Monat
Anzahl Fzg.-Klassen
Laufzeit Min.-Max.
Max. Laufleistung/Monat
Anzahl Fzg.-Klassen
Buchbinder
1–28 T
nach Vereinbarung
Pkw: 20, Lkw: 8
ab 28 T
nach Vereinbarung
Pkw: 20, Lkw: 8
CCUniRent
1 T–2 M
4.000 km
alle
60 T–18 M
3.000 km
alle
Enterprise
1–27 T
unbegrenzt
alle
ab 28 T
nach Vereinbarung
alle
Europcar
Ab 1 T
unbegrenzt
13
bis mehrere M 4
nach Vereinbarung
13
Hertz
1–28 T
meist unbegrenzt
>20
ab 1 M
3.920 km
>20
Sixt – siehe Sixt Leasing
Terstappen
Pkw: 1–27 T, Lkw: bis 29 T
Pkw: 4.000 km, Lkw: auf Anfrage mehr
ca. 70 Acriss-Codes
Pkw: ab 28 T, Lkw: ab 30 T
Pkw: 4.000 km, Lkw: auf Anfrage mehr
ca. 60 Acriss-Codes
- Ausgabe 3/2010 Seite 26 (1.0 MB, PDF)