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Deer Mobility Solutions: Im Hochlauf

29.11.2021 13:00 Uhr
Deer Mobility Solutions: Im Hochlauf
Im Offensivteam: Rudolf-Irmar Zahorka (links), Leiter der Deer, und Andree Stimmer, Marketingleiter der Energie Calw.
© Foto: Annemarie Schneider/Deer

Über die Tochtergesellschaft Deer versorgt die Energie Calw nicht nur den ländlichen Raum in Baden- Württemberg mit E-Carsharing und -Abos. Sie dehnt ihre Aktivitäten auch in die Städte und bundesweit aus.

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Elektromobilität ist ein weites Feld. Es berührt auch stark das Geschäft der regionalen Energieversorger. Welche Chancen sind mit dem Trend hin zur Elektrifizierung der Fahrzeuge verbunden? Was leiten sich daraus an möglichen Angeboten für Kunden ab? Wie muss sich das Unternehmen dafür wandeln? Mit solchen Fragen hat sich die Energie Calw (ENCW) beschäftigt und bereits vor fast zehn Jahren die spärlich vorhandenen E-Autos auf ihre Praxistauglichkeit getestet und wo einsetzbar, auch angeschafft. Richtig Schwung hat dann 2016 eine E-Offensive des Landkreises gebracht. Das Ziel des Projektes: Jede Kommune sollte mindestens eine Ladesäule mit zwei Ladepunkten sowie einen E-Pkw vor Ort erhalten, um das Carsharing in der ländlichen Region ökologisch zu etablieren. "Das Ganze war so erfolgreich, dass daraus vor drei Jahren die Deer als eigenständige Sparte entstanden ist", sagt Rudolf-Irmar Zahorka, Leiter der Deer.

Mehr Angebot, größere E-Flotte

Inzwischen beschränken sich die Leistungen nicht mehr auf das E-Carsharing. Auch Miet- und Abo-Modelle für E-Pkw sind Teil des Portfolios für Privat- und Firmenkunden. Und die Nachfrage ist hoch. Infolgedessen ist der Fuhrpark auf rund 650 Fahrzeuge angewachsen, von denen rund 300 im kommunalen Carsharing zur Stundenund Tagesmiete bereitstehen. Die anderen 350 sind in Miete oder im Abo bei Privatund Flottenbetreibern im Einsatz. Letztere fahren rund 200 der E-Autos. Gleichzeitig wurden bis heute rund 500 Ladestationen installiert. Kerngebiet sind ländliche Regionen in Baden-Württemberg.

Grundsätzlich unterscheidet Deer zwei Angebote. Bei der "Basic Line" wird die stunden- und tageweise Miete im kommunalen E-Carsharing gebündelt."Inzwischen arbeiten wir mit rund 150 Kommunen zusammen", so Zahorka. In der Basic Line sind Klein- und Mittelklassewagen wie der BMW i3, VW E-Up, VW ID.3, VW ID.4, Renault Zoe, Fiat 500e und E-Minis zu finden. Die zweite Schiene heißt "Business Line", welche Tages-, Wochen- und Wochenendmiete beinhaltet. Die buchbaren Autos reichen von Mercedes-Benz EQA und EQC über Jaguar I-Pace bis zum Porsche Taycan. Darüber hinaus schnürt Deer Full-Service-Pakete zu E-Auto-Abos.

Bei Firmenkunden sind in der Praxis allerdings klare Segment-Zuordnungen nicht möglich. ENCW-Marketingleiter Andree Stimmer erläutert: "Viele Unternehmen lassen sich von uns individuelle Konzepte erarbeiten, die Mischformen darstellen. Ein Kunde deckt zum Beispiel einen Teil seines Mobilitätsbedarfs durch das öffentliche Carsharing ab und hat ein Kontingent an E-Autos in Ankermiete, das vormittags geschäftlich genutzt wird und nachmittags sowie am Wochenende anderen Kunden über Carsharing zur Verfügung gestellt wird."

Eine regionale Krankenkassenvertretung ersetzt die bisher geleasten Firmenwagen durch E-Auto-Abos von Deer und lässt die Fahrzeuge gegen einen internen Tarif die Mitarbeiter auch privat fahren. Einen anderer Anwendungsfall, der jüngst umgesetzt wurde, erläutert Rudolf-Irmar Zahorka:"Wir haben für eine Wohnungseigentümergesellschaft Ladeinfrastruktur auf zwei Parkplätze errichtet und zwei E-Autos ausschließlich für die Bewohner vor Ort. Die Nutzung wird über die Betriebskosten umgelegt und wir übernehmen die komplette Abrechnung der Fahrten."

Digitales Schaltzentrum

Um die verschiedenen Mobilitätslösungen abbilden, buchen und berechnen zu können, wurde die Software von Fleetster als White-Label-Lösung angeschafft und an die eigenen Bedürfnisse angepasst. Alle Vorgänge werden über das System verwaltet. "Die Unternehmen können hier auch relevante Daten wie Kostenstelle und Einsatzzwecke hinterlegen, elektronische Fahrtenbücher führen und Führerscheinkontrollen durchführen", sagt Zahorka.

Bei der "Basic Line" laufen alle Prozesse via App - von der Buchung über Rücknahme bis hin zum Daten- und Kostenmanagement. Der Diplom-Ingenieur ergänzt: "Bei der Buchung gibt der Kunde unter anderem an, wie lange und wie viele Kilometer er fahren will, damit er kein Fahrzeug bekommt, das nur halb geladen ist." Auch das Öffnen des Kfz geschieht mittels App. Beendet ist der Vorgang, wenn der Nutzer das Fahrzeug an einer der 150 Deer-Mietstationen und das E-Auto am Ladepunkt angeschlossen hat. Dazu Zahorka: "Dabei sind auch Einwegfahrten möglich, so dass der Kunde das Fahrzeug nicht am Ausgangspunkt zurückgeben muss." Die Erstregistrierung kann via App oder Website erfolgen."Business Line" ist ebenfalls über die App buchbar. Der Stromer muss jedoch immer in Calw abgeholt und dort zurückgegeben werden. Parallel dazu betreibt Deer eine zentrale Hotline, die für alle Fragen und Probleme wie im Schadensfall jeden Tag rund um die Uhr besetzt ist. "Bei Carsharing haben wir in der Regel schon am nächsten Tag wieder ein E-Fahrzeug am vom Ausfall betroffenen Standort", sagt Zahorka."Das ist bisher aber nur selten vorgekommen."

Besonderes Nutzungsverhalten, das den Dienstleister herausfordert, kann der Deer-Leiter nicht erkennen. Der Trend geht hin zu längeren Nutzungszeiten von mehreren Stunden und mehr Kilometern pro Buchung. Die durchschnittliche Buchung bei E-Carsharing beziffert er mit rund fünf Stunden. Bisherige Auswertungen zeigen, dass rund zwei Drittel aller Vorgänge auf Stunden- und ein Drittel auf Tagesmiete entfallen. Die durchschnittliche jährliche Laufleistung der Fahrzeuge aktuell: zirka 5.000 Kilometer. Damit der Betrieb wirtschaftlich ist, braucht Deer 15 bis 16 Buchungen pro Monat. Dieses Thema steht aber nicht im Fokus. Vielmehr geht es darum, die Aktivitäten auszuweiten.

Vom Land hinaus in die Städte

Zum einen schafft der Dienstleister nun für die Kunden E-Carsharing-Stationen in den Städten. In Stuttgart können sie im Zentrum an drei Stellen die Deer-E-Autos kostenlos parken und anstecken. Dieses Projekt wurde mit der Baden-Württembergischen Parkraumgesellschaft realisiert. Auch in Karlsruhe und Heidelberg gibt es Anlaufstationen.

Deer hat ferner den Schritt über die Grenzen des Bundeslandes gewagt und in der Motorworld München eine Ladestation mit zwei Ladepunkten errichtet und ein E-Auto vor Ort. Weitere Stützpunkte in der Motorworld Böblingen, Berlin und Rüsselsheim sind kurz vor der Umsetzung. Gespräche werden ferner mit Kommunen in Brandenburg geführt, um E-Carsharing mit rund 50 E-Autos aufzubauen. "Zudem haben wir die Flughäfen im Visier." Am Stuttgarter Airport werden bereits vier Parkplätze mit Ladestationen betrieben. Auch am Baden Airpark ist man vertreten.

"In Baden-Württemberg wollen wir bis 2023 alle weißen Flecken besetzen", berichtet Rudolf-Irmar Zahorka. Sein Blick richtet sich vor allem nach Südbaden und Freiburg. Das Grenzgebiet zu Bayern und die Umgebung von München sollen ebenfalls umworben werden. Die Rendite steht derzeit nicht oben auf der Agenda. Zahorka resümiert: "Die Marktdurchdringung und Neukundengewinnung bestimmt unsere Strategie. Der Markt befindet sich im Hochlauf und bei diesem Rennen um die Marktführerschaft wollen wir dabei sein. Wie der Business Case ab 2025 definiert wird, werden wir sehen."

Was E-Carsharing und Abos kosten

Deer Mobility Solutions bietet zwei Modelle für das E-Carsharing an. Die "Basic Line" wird rein nutzungsbasiert nach Zeit abgerechnet. Eine Stunde kostet aktuell 6,50 Euro (alle Preise brutto). Die erste Stunde wird voll in Rechnung gestellt. Danach läuft die Uhr im Viertel-Stunden-Takt bis zum Erreichen des Tagestarifs von 39,90 Euro - inklusive Laden an allen eigenen Säulen. Die "Business Line" umfasst verschiedene Modelle. Die Tagesmiete beginnt bei 79 Euro. Die Wochenendmiete von Freitagabend bis Sonntagabend starten bei 129 Euro.Daneben gibt es Abo-Angebote über eine Laufzeit von einem bis 24 Monate ab 349 Euro pro Monat. In allen Varianten ist das Laden für Stromkunden der ENCW-Gruppe an den Deer-eigenen Säulen eingeschlossen. Das Ziel: Das Tarifsystem einfach zu halten, ohne Anmeldegebühr oder kilometer- und fahrzeugspezifische Faktoren. Für gewerbliche Kunden werden individuelle Konzepte aus den verschiedenen Angeboten entwickelt und kalkuliert. Das Laden mittels RFID-Karte oder Chip an fremden Ladesäulen läuft über den Roamingverbund Chargecloud. Die Kosten werden durch Deer weiterverrechnet. Der süddeutsche Dienstleister bietet ferner Wallboxinstallationen ab 399 Euro sowie Miete von mobilen Ladeeinrichtungen in Verbindung mit dem Abo ab 29 Euro monatlich an.

Deer in Kürze

Die Deer GmbH ist eine 100-prozentige Tochter der Energie Calw (ENCW), welche zum 1. Januar 2019 gegründet wurde. Ihr Geschäftszweck: die Planung und Installation von E-Mobilität, E-Mobilitätskonzepten und Ladeinfrastruktur. Kernfelder sind das E-Carsharing sowie Miet- und Abo-Modelle für E-Autos. Deer und deren 22 Mitarbeiter haben den Sitz ebenfalls in der Geburtsstadt von Hermann Hesse.ENCW beliefert die Kreisstadt mit Strom, Gas, Wasser und Wärme. Hervorgegangen ist der regionale Energieversorger überwiegend aus den Stadtwerken Calw. Eigentümer sind zu 51 Prozent die Stadt und zu 49 Prozent die Energie Baden-Württemberg. Insgesamt arbeiten dort rund 160 Angestellte. Für den ENCW-Fuhrpark mit rund 40 Fahrzeugen sind zwei Mitarbeiter abgestellt, die auch die Beschaffung, Flottenversicherung (Stückprämien mit Selbstbeteiligungen von jeweils 300 Euro in Voll- und Teilkasko), Service & Co. für Deer managen. Die E-Modelle werden jeweils im Pooling angefragt und je nach Konditionen für 24 oder 36 Monate mit einer Laufleistung von 15.000 Kilometern bei den herstellernahen respektive -eigenen Leasinggesellschaften bezogen.

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