Welche Projekte gibt es, damit die Besucher 2021 tatsächlich eine neue Mobilität in Hamburg erleben können?
Harry Evers: Alle aktuell rund 40 laufenden Projekte in Hamburg clustern und beobachten wir an einer zentralen Stelle bei der Hamburger Hochbahn. Jedes Thema wird dabei einem der sechs Handlungsfelder zugeordnet wie automatisiertes und vernetztes Fahren, Daten und Information, intelligentes Parken etc. Bis zum Weltkongress werden wir neben einer Auswahl an Hamburger Projekten dann zudem bundes- und weltweite Projekte zusammenstellen, um einen echten Benchmark zu zeigen: Wo stehen wir aktuell weltweit bei den Entwicklungen, welche übertragbaren Möglichkeiten gibt es, die den Menschen wirklich nützen?
Nennen Sie uns bitte ein Beispiel!
H. Evers: Aktuell werden etwa 20 bis 30 Prozent der Emissionen im Innenstadtbereich durch Parkraumsuchverkehre verursacht. Ein Projekt beschäftigt sich mit einem System, mit dem das Auto automatisch in einem Parkhaus geparkt wird. Zum Weltkongress werden wir damit das Parkhaus der Elbphilharmonie intelligent machen.
Da wir aber nur übertragbare Lösungen etablieren wollen, arbeiten wir parallel auf europäischer Ebene an Standards, denn ohne diese bleibt es eine Einzellösung. Es wird also eines Tages Parkhäuser des Levels 0 geben, die nichts können, vollausgerüstete Parkhäuser des Levels 5, die von der automatischen Parkplatzerkennung bis zur Ladung eines E-Autos alles können, und Abstufungen dazwischen. Im Bereich On-Street-Parken arbeiten Start-ups und andere Unternehmen zudem an intelligenten Lösungen, die erkennen, wo freie Parkplätze sind, die dann bei der Routenführung im Navi berücksichtigt werden. In Hamburg haben wir angefangen, in Zusammenarbeit mit T-Systems Parkplätze in der Innenstadt großflächig mit Sensoren auszustatten, die eine Parkplatzprognose noch genauer machen. Für die Zukunft sind hier viele Szenarien denkbar: Ich bekomme schon bei Fahrtantritt einen Parkplatz vorgeschlagen. Oder Hinweise, dass ich mein Verkehrsmittel wechseln muss, weil keine Parkplätze in der Nähe meines Zielortes zur Verfügung stehen, zudem dynamische Parkgebühren. All das reduziert den Parkraumsuchverkehr.
Wie weit wird das automatisierte Fahren im Jahr 2021 sein?
H. Evers: Nicht nur durch HEAT in der HafenCity und unsere neun Kilometer lange nutzeroffene Teststrecke in der Innenstadt (siehe Infokasten). Generell wollen wir Projekte zeigen, die im normalen Stadtverkehr umgesetzt werden und dafür haben wir schon etwa 20 Anmeldungen von Unternehmen aus den verschiedensten Bereichen: IT, Künstliche Intelligenz, Sensorik, Cloud-Computing. Denn Fahrzeuge werden immer mehr nur die operativ ansteuerbaren Plattformen sein, während die Intelligenz im Betriebssystem stecken wird - ganz gleich, ob das ein Fahrzeug von BMW, VW oder Daimler ist.
Wie intelligent sind die Ampeln dann?
H. Evers: Neben der Ausstattung der Ampeln entlang unserer Innenstadt-Teststrecke mit einem WLAN-Standard zur Aussendung von Informationen zur Schaltphase und Fahrspur gibt es ein Projekt der automatisierten Verkehrsmengenerfassung, das sukzessive ausgebaut wird. So wie früher der Verkehrspolizist in der Mitte einer einzelnen Kreuzung den Verkehr intelligent je nach Aufkommen geregelt hat, kann diese Intelligenz nun auf die Ampeln im Gesamtnetz übertragen werden. So wird der Verkehr optimiert und der Verkehrsfluss dynamisch.
Was haben die Bürger noch davon?
H. Evers: Mehr Effizienz, mehr Flexibilität, mehr Komfort und mehr Sicherheit - eine Zukunft mit nur noch vernetzten und nach den Regeln automatisiert fahrenden Autos bedeutet statistisch nach zehn Jahren 25.000 Verkehrstote in Europa weniger.
Interview: Susanne Löw
- Ausgabe 01/02/2019 Seite 52 (269.8 KB, PDF)