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Bayer: Nur die Nutzung zählt

29.06.2015 06:00 Uhr
Bayer: Nur die Nutzung zählt

Der Pharma- und Chemiekonzern hat sich bewusst für Carsharing im Free-Floating-Betrieb und gegen Corporate Carsharing entschieden. Die Erfahrungen nach gut anderthalb Jahren sind durchweg positiv.

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_ Am Anfang stand die Nachhaltigkeit. Als Bayer sich im Januar 2014 entschied, den Mitarbeitern Fahrzeuge zum Teilen anzubieten, ging es, anders als in vielen anderen Unternehmen, nicht primär um monetäre Einspareffekte und Fuhrparkeffizienz. Lutz Hansen, der bei Bayer als Lead Buyer Fleet Management global verantwortlicher Einkäufer für die rund 28.000 Fahrzeuge umfassende Flotte ist, wollte im Sinne der Nachhaltigkeitsstrategie des Konzerns positive Auswirkungen für die Umwelt erzielen. Durch langfristig weniger benötigte Firmenwagen sollten produktionsseitige CO2-Emissionen eingespart werden, durch weniger Fahrten mit Taxis, die meist viele Jahre eingesetzt und somit nicht immer von den jüngsten verfügbaren Spar-Motoren angetrieben werden, sollte der Ausstoß von Kohlendioxid auch im laufenden Betrieb reduziert werden. "Wir gehen davon aus, dass jeder mit einem Carsharing-Auto gefahrene Kilometer um die 30 Gramm pro Kilometer an CO2 für uns einspart", sagt Hansen.

Entscheidung gegen Corporate Carsharing

Das Wagnis, eine eigene Poolfahrzeugflotte zu betreiben, wollte Bayer jedoch bewusst nicht eingehen, denn das Risiko der fehlenden Auslastung wollte der Konzern nicht übernehmen. "Uns entsteht mit Carsharing kein Nachteil, und wir haben kein totes Kapital herumstehen oder müssen etwas zahlen, das wir nicht nutzen", sagt Hansen.

Weil Bayer auch im Fuhrpark eng mit BMW zusammenarbeitet, entschied sich der Konzern für Drive Now, dem Joint Venture von Sixt und BMW. Zunächst in einer dreimonatigen Pilotphase am Standort Leverkusen erfolgreich getestet, wurde Carsharing mittlerweile auch an anderen Unternehmenssitzen und zum Teil auch mit weiteren Anbietern wie Car2go eingeführt. In Berlin können die Mitarbeiter auch Elektrofahrzeuge über Drive Now anmieten - eine noch wirksamere Maßnahme zur CO2-Reduktion.

Am Standort Leverkusen hat Bayer ursprüngliche Firmenparkplätze für die Öffentlichkeit freigegeben. Sie befinden sich in guter Erreichbarkeit in Nähe einer S-Bahn-Station und liegen auf der Kölner Seite des Werksgeländes - das Kölner Stadtgebiet ist die Voraussetzung für die Anmietung und Rückgabe von Drive-Now-Fahrzeugen.

Das Angebot für die Bayer-Belegschaft ist ein freiwilliges: Es gibt keinen Zwang, auf Dienstwagen oder Taxi zu verzichten. Und trotzdem wird die neue Mobilitätsform gut angenommen. Nach einem Implementierungsevent Anfang 2014 sind mittlerweile 2.500 Mitarbeiter als Carsharing-Nutzer registriert - 80 Prozent davon haben bereits ihre Drive-Now-ID, die sie zum Fahren brauchen. Wobei Hansen anmerkt, dass nicht alle bereits ein Fahrzeug angemietet hätten, aber bei einer passenden Gelegenheit in der Lage dazu wären.

Nutzer quer durch die Belegschaft

Bayer-Mitarbeiter am Standort Leverkusen nutzen die Carsharing-Fahrzeuge überwiegend, um zum Flughafen Köln/ Bonn oder Düsseldorf zu fahren, wo sie auf reservierten Plätzen wieder abgestellt werden können. Der Nutzerkreis geht durch die gesamte Belegschaft - von Mitarbeitern ohne eigenen Firmenwagen bis hin zum oberen Management. Es gibt bereits erste Führungskräfte, die aktuell aufgrund ihres eigenen Nutzungsprofils darüber nachdächten, ihre eigenen Firmenfahrzeuge abzugeben, um Dienstfahrten nur noch mit geteilten Fahrzeugen durchzuführen.

Noch machen die beruflich veranlassten Fahrten erst rund 15 Prozent des Volumens aus. Überwiegend werden die Fahrzeuge also derzeit eher privat genutzt, zum Beispiel von Pendlern für den Arbeitsweg als Ergänzung zum ÖPNV. Gezahlt wird auch hier bei jeder Anmietung für jede genutzte Minute.

Wenn mal kein Bayer-Mitarbeiter einen Wagen nutzt, dann können die Fahrzeuge von jedem anderen registrierten Drive-Now-Kunden gefahren werden. Auch benachbarte Unternehmen haben den Trend aufgegriffen und sind dem Modell Bayer gefolgt. "Da waren wir gerne der Steigbügel, um auch anderen Firmen die Möglichkeit zu bieten, auf das gleiche Pferd zu steigen", sagt Hansen.

Gute Verfügbarkeit

Dennoch kommt es bei der Anmietung kaum zu Kapazitätsengpässen. Über alle Carsharing-Anbieter, die Bayer in Leverkusen nutzt, stünden immer vier bis zehn Wagen bereit.

Drive Now bietet für mehr Planungssicherheit eine achtstündige Vorabreservierung an, doch die benötigt der Konzern nicht. "Die Verfügbarkeit der Fahrzeuge ist so gut, dass wir nicht mehr vorreservieren müssen", sagt Hansen. "Das ist auch die Bestätigung, dass wir kein Corporate Carsharing betreiben müssen, denn die Verfügbarkeit ist per se gegeben." Höchstens zwischen sechs und acht Uhr morgens könne es laut Hansen mal knapp werden, dann könnten Mitarbeiter zur Not immer noch auf ein Taxi umsteigen.

Die Zufriedenheit in der Belegschaft ist laut Hansen groß, das Feedback durchweg positiv. Carsharing gebe vielen Mitarbeitern die Möglichkeit, nun mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit zu kommen, da sie im Notfall, wenn es durch Überstunden mal spät wird oder ein Zug ausfällt, flexibel auf eine Alternative zurückgreifen können, um zum Wohnort zurückzukehren.

Der Erfolg basiert für Hansen jedoch auf der Möglichkeit, den Leihwagen - anders als bei stationsgebundenen Angeboten - flexibel irgendwo im Stadtgebiet wieder abstellen zu können. "Bei dem Free-Floating-System fahre ich bis vor die Haustür, suche einen legalen Parkplatz, stelle das Fahrzeug ab, gehe zu meinem Meeting und danach gucke ich wieder, wo ein Fahrzeug ist. Und so bin ich auf jedem Fall näher dran als mit festen Stationen", erläutert Hansen.

Stationsbasierte Systeme hat Bayer ebenfalls im Einsatz, und das sogar schon seit über acht Jahren. Hier liegt der Nachteil laut Hansen darin, dass nur bestimmte Strecken damit gefahren oder nur Tagesreisen abgebildet werden können, die somit nicht dem Carsharing-Gedanken entsprechen.

Einsparpotenziale

Was vor gut anderthalb Jahren als ökologische Maßnahme eingeführt wurde, zeigt inzwischen auch messbare ökonomische Effekte: Im Vergleich zu einem Taxi könne das Unternehmen über Carsharing mehr als die Hälfte der Kosten sparen. Außerdem seien die Parkgebühren signifikant gesunken, weil das Abstellen von Firmenwagen am Flughafen über mehrere Tage der Vergangenheit angehöre und zudem die Parkgebühren bei Drive Now inkludiert sind.

Die aggregierten Fahrten-Reportings von Drive Now geben einen Überblick, wie viele Nutzer vom Angebot Gebrauch gemacht haben, wie viel in Summe geschäftlich gefahren wurde, was aus Datenschutzgründen aber bewusst nicht auf den Mitarbeiter heruntergebrochen wird. "So können wir sehr gut abschätzen, wie groß unser Benefit tatsächlich an dieser Stelle ist", sagt Hansen.

Langfristig geht Hansen sogar davon aus, dass die Zahl der regulären Firmenwagen durch die gute Versorgung mit Carsharing zurückgehen wird, weil Mitarbeiter freiwillig darauf verzichten werden. Gerade bei der jungen Generation, die vorzugsweise in Städten wohnt, zeichnet sich der Trend ab, ohne eigenes Auto mobil sein zu wollen. Dies wird den Erfolg von Carsharing bei Bayer weiter beflügeln.

Bayer

In Kürze

Das globale Unternehmen ist in den Gebieten Gesundheit, Agrarwirtschaft und hochwertige Polymer-Werkstoffe tätig. Die Bayer AG mit Sitz in Leverkusen fungiert als strategische Management-Holding. Unter ihrer Steuerung führen die drei Teilkonzerne Health Care, Crop Science und Material Science eigenverantwortlich ihr operatives Geschäft. Holding und Teilkonzerne werden bei ihrer Arbeit von den drei Servicegesellschaften Bayer Business Services, Bayer Technology Services und Currenta unterstützt. Im Geschäftsjahr 2014 erzielte Bayer weltweit mit 118.900 Beschäftigten einen Umsatz von 42,2 Milliarden Euro.

Fuhrpark

Auf einen Blick

- 28.000 Fahrzeuge weltweit, überwiegend der Marken Volkswagen, Audi, Mercedes, Ford, GM/Opel BMW, Toyota und Peugeot- Einstufung der Dienstwagenberechtigung in Statusfahrzeuge aufgrund der Stellung im Unternehmen: 75 Prozent Außendienstfahrzeuge, 20 Prozent Statusfahrzeuge aufgrund der Stellung im Unternehmen und fünf Prozent Mitarbeiterbindung (Gehaltswandlungsmodell)- 75 Prozent im Leasing; Kauf nur in Fällen, in denen es wirtschaftlich sinnvoll ist- Leasinggeber: überwiegend ALD, Alphabet, Athlon, Daimler Fleet Management, GE Capital Fleet Services, Volkswagen Leasing- Einführung des Carsharing im Free Floating seit Januar 2014- Partner der ersten Stunde: Drive Now- Übertragung der Carsharing-Nutzung auf die Standorte Berlin, Monheim, Frankfurt, Wuppertal und Mailand bereits erfolgt. Weitere Standorte im Ausland bereits geplant: z. B. in Wien und Kopenhagen

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