Von Mireille Pruvost/Autoflotte
Kraftstoff einsparen, Laufleistungen überwachen, Touren effizienter planen, dem Fahrer schnelle Hilfe bei Schäden zukommen lassen, Reparaturen gezielt ins Werkstattnetz einsteuern oder ohne Aufwand ein elektronisches Fahrtenbuch führen und dadurch den geldwerten Vorteil verringern – die Liste der Vorzüge der Telematik ließe sich noch weiter verlängern. Nicht nur der Fuhrparkbetreiber, sondern auch der Fahrer könnte davon profitieren, wenn die Telematik Einzug in die Firmenfahrzeuge halten würde. Eigentlich eine klassische Win-Win-Situation.
Und doch ist die Nachfrage in Deutschland ist noch verhalten – zu groß scheinen die Bedenken der Unternehmen vor dem gläsernen Fahrer. Auch ihre Sorge vor Datenschutzmissachtung und hohen Geldstrafen wiegt schwer. Das wurde auch beim offenen Austausch mit den Fuhrparkverantwortlichen auf dem Fleet Solutions Day der Autoflotte in Kooperation mit Volkswagen Financial Services in Köln deutlich.
Knut Krösche, Geschäftsführer der Volkswagen Leasing, ist vom Nutzen der Telematik überzeugt. Die Ideen seien zum Teil schon zehn Jahre alt, aber durch Telematik sei es erst jetzt möglich, sie zu nutzen. Ob Pay-as-you-drive-Lösungen statt starrer Leasingverträge, schnelle Schadenkalkulationen und Ersatzteilbestellungen, Unterstützung von Gutachtern, die ihre Ressourcen besser steuern können – Telematik könnte noch so viel mehr.
"Gefühlt ist da ein gordischer Knoten"
Aber Krösche leugnete auch nicht, dass der Durchbruch noch auf sich warten lässt. "Telematik gehört zu den Future-Mobility-Themen", sagte er am Donnerstag. "Ich glaube an dieses Thema und ich glaube, dass wir die Flotten tatsächlich besser steuern können, mehr Fahrersicherheit haben, Schadenmanagement und Routenplanung optimieren können, aber gefühlt ist da ein gordischer Knoten."
Die Angst vor dem rechtskonformen Umgang mit den Daten, die durch Telematik erzeugt werden, gehört zu den größten Hemmnissen. Die neue und strengere Datenschutzgrundverordnung (DSGVO), die am 25. Mai in Kraft tritt und empfindliche Strafen bei ihrer Missachtung vorsieht, erscheint da noch als zusätzliche Bremse zu wirken. Auch der auf Datenschutz spezialisierte Rechtsanwalt Sascha Kremer der Kanzlei Login Partner kennt die Konsequenz des Datenschutzes: "Man kann jede Innovation verhindern." Das müsse aber selbst unter Beachtung der Gesetze nicht sein. Denn es ginge bei der praktischen Umsetzung nicht darum, die Maximalanforderungen zu erfüllen, sondern einen angemessenen Datenschutz zu praktizieren. Deshalb relativierte er seine erste Aussage auch gleich wieder: Datenschutz stehe Innovationen grundsätzlich nicht im Weg. "Aus Datenschutzsicht geht eine Menge mehr als das, was wir heute eigentlich tatsächlich machen", so Kremer. Aus Arbeitgebersicht sei es sogar absolut sinnvoll, regelmäßig gefahrene Routen dauerhaft und lückenlos zu überwachen.
Der eigentliche "Klemmer" beim Durchbruch der Telematik ist für Kremer vielmehr die Kommunikation. "Wir kommunizieren in dem Bereich immer nur die negativen Dinge", sagte er. Um die breite Masse anzusprechen, müssten die Fahrer davon überzeugt werden, dass Telematik auch für sie Vorteile bringt – von der Sicherheit bis hin zu Einsparungen, an denen der Arbeitgeber sie beteiligen könne. Aber diese Argumente, so der Anwalt, kämen in Diskussionen immer erst am Ende, obwohl sie eigentlich am Anfang stehen müssten.