Seit einigen Wochen heißt Aral Card Services nun Aral Fleet Solutions. Warum?
Michael Brell: Wir befinden uns mitten in einem Transformationsprozess. Bislang wurden wir von unseren Kunden oft als reiner Tankkarten-Anbieter wahrgenommen. Zwar konnten unsere Tankkarten schon immer mehr als Kraftstoffe abrechnen, aber unter dem Dach von Aral Fleet Solutions verfolgen wir eine neue Strategie. Unser Ziel: Wir wollen ganzheitliche Mobilitätslösungen anbieten.
Gibt es bereits erste Produkte, die diese Ausrichtung umsetzen?
M. Brell: Da wäre vor allem unsere Aral Fuel & Charge Karte zu nennen. Damit können Kunden erstmals mit nur einer Karte sowohl klassische Kraftstoffe tanken als auch ihre Elektrofahrzeuge mit Strom versorgen. In Deutschland funktioniert das an über 33.000 Ladepunkten. Das entspricht in etwa rund 85 Prozent aller bereits installierten Ladestationen. In Europa sind es mehr als 110.000 Ladepunkte.
Zu einem ganzheitlichen Angebot gehört jedoch mehr als die ausreichende Energieversorgung von Elektrofahrzeugen.
M. Brell: Völlig richtig. Deshalb sorgen wir auch dafür, dass unsere Kunden möglichst bequem einen Ladepunkt finden – mittels einer App. Diese App bietet verschiedene Funktionalitäten wie Laden per App, aktives Routenmanagement und individuelle Fahrer- beziehungsweise Fahrzeugprofile. Neben den öffentlichen Ladepunkten war es uns aber auch wichtig, dass wir unsere Kunden dort unterstützen, wo normalerweise Elektrofahrzeuge aufgeladen werden. Das passiert in 80 Prozent aller Fälle entweder am Arbeitsplatz oder zu Hause. Deshalb bieten wir gemeinsam mit unserem Partner Vattenfall einen deutschlandweiten Rundum-Installationsservice für Wallboxen an. Gewerbliche Kunden können damit eine eigene Ladeinfrastruktur auf dem Firmengelände aufbauen oder auch bei ihren Mitarbeitern eine Wallbox installieren lassen. Unsere angebotene Lösung schließt die Erstattung des verbrauchten Stroms durch den Arbeitgeber mit ein. Diese Lösung steht allen unseren Kunden zur Verfügung, unabhängig davon, ob sie Firmeninhaber oder Leasingkunde sind.
Steigt dadurch der administrative Aufwand?
M. Brell: Nein, denn Kunden erhalten unverändert eine Rechnung. Auf dieser Rechnung sind sowohl die Kosten für die klassischen Kraftstoffe als auch die Kosten für das Aufladen der Elektrofahrzeuge enthalten – inklusive Home-Charging der Mitarbeiter. Wer in die Detailanalyse einsteigen will, kann das natürlich auch. Transaktionen können nach Fahrzeug oder nach Ladestandort gefiltert werden.
Müsste ein Tankkarten-Anbieter nicht eigentlich daran interessiert sein, möglichst bei den klassischen Kraftstoffen zu bleiben?
M. Brell: Natürlich haben wir weiterhin unser aktuelles Kerngeschäft im Blick. Mit rund 2.500 Aral Stationen sind wir Tankstellen-Marktführer in Deutschland. Das wollen wir auch bleiben. Und verschiedene Studien, wie die Tankstelle der Zukunft und Trends beim Autokauf, zeigen, dass der Verbrennungsmotor in der Mobilität weiterhin eine Rolle spielen wird. Teil unserer Strategie ist aber auch, den Einstieg in die Elektromobilität zu fördern. Wir wollen einen Beitrag dazu leisten, die CO2-Emissionen im Verkehr zu senken. Neben konventionellen Kraftstoffen mit weiterentwickelten Biokomponenten und synthetischen Kraftstoffen wird die Elektromobilität dabei ein Baustein sein.
Setzt Aral bei den Lademöglichkeiten ausschließlich auf Kooperationen mit Partnern aus der Energiebranche oder wird es auch mehr Ladepunkte an Aral Tankstellen geben?
M. Brell: Beides. Ich bin überzeugt, dass der Ladevorgang nicht viel länger dauern darf als das Betanken eines klassischen Fahrzeugs. Ultra-Fast-Charging gehört deshalb die Zukunft und da werden wir einen großen Schritt nach vorne machen. Innerhalb der nächsten zwölf Monate planen wir, weitere 100 Ladepunkte mit einer Leistung von 350 kW aufzubauen. Wir investieren also massiv in die Infrastruktur und wollen ein führender Anbieter von ultraschnellem Laden unterwegs werden. An den geplanten Ladepunkten nutzen wir ausschließlich Ökostrom. Die entsprechende Akkutechnik vorausgesetzt, kann das Fahrzeug innerhalb von zehn Minuten Strom für eine Reichweite von bis zu 350 Kilometern laden.
Herzlichen Dank, Herr Brell, für das Interview.