Die deutschen Spitzenpolitiker in Bund und Ländern achten bei der Wahl ihrer Dienstwagen immer stärker auf Umweltfreundlichkeit. In der aktuellen, mittlerweile zum neunten Mal von der Deutschen Umwelthilfe (DUH) durchgeführten Jahresuntersuchung zum CO2-Ausstoß der Dienstlimousinen zeigt sich weiter ein klarer Trend zu sparsameren Fahrzeugen mit weniger Klimagasemissionen.
227 Politiker gaben dem DUH zufolge dazu Auskunft über ihre Limousine. Das Ergebnis: 42 Spitzenpolitiker wurden mit der grünen Karte (für Abgaswerte bis zu 130 Gramm CO2/km) ausgezeichnet, weil sie den seit 2012 in der EU geltenden Grenzwert an Kohlendioxid einhalten. Aber auch 14 rote Karten für die Überschreitung um mehr als 35 Prozent (175 g CO2/km) wurden verteilt, allerdings meist für sondergeschützte Fahrzeuge, die wegen des hohen Gewichts nicht mit dem kleinsten Motor ausgestattet werden können. Blickt man auf die Fahrzeuge, wählen die Spitzenpolitiker durch die Bank deutsche Modelle, in der Regel der Oberklasse oder der oberen Mittelklasse und meist mit dem sparsamsten Dieselmotor.
Bei den zehn Bundesministern finden sich wie bereits im vergangenen Jahr keine negativen Ausreißer, allerdings fehlten auch Vorbilder. Bundesumweltministerin Barbara Hendricks führt, nomen est omen, die Positivliste mit 155 g CO2/km an, gleichauf mit Bundesentwicklungsminister Gerd Müller. Auf dem letzten Platz landet Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt mit 169 g CO2/km. Allen Bundesministerien zeigt die DUH damit die gelbe Karte (131 bis 174 g CO2/km). Die Dienstlimousinen liegen in einer Verbrauchsspanne von 5 bis 6,5 Litern.
Bundesumweltministerium hat die Nase vorn
Betrachtet man nicht allein die Ministerfahrzeuge, sondern bezieht auch den Dienstwagenpark der Staatssekretäre der jeweiligen Ministerien mit ein, ist die Streuung etwas größer. Das Bundesumweltministerium hat im positiven Sinn die Nase vorn. Im Schnitt werden hier 131 g CO2/km in die Luft geblasen und damit die grüne Karte um nur ein Gramm verfehlt. Auf Platz zwei rangiert das Justizministerium mit 132 Gramm, gefolgt vom Bundesfinanzministerium mit 141 Gramm, das noch im Vorjahr bei 187 lag. Das Listenende belegt nun das Bundesverkehrsministerium mit 167 g CO2/km.
Schlechter aus Sicht der DUH ist die Bilanz der Dienstwagenflotte bei den Regierungschefs der Länder. Das Ranking führt Jens Böhrnsen, Landesschef der Freien Hansestadt Bremen, mit 118 Gramm an - die einzige grüne Karte bei den Regierungschefs der Länder. Auf Platz zwei landet der baden-württembergische Regierungspräsident Winfried Kretschmann von den Grünen, der allerdings durch Höhermotorisierung den Emissionswert von 115 Gramm im vergangenen Jahr nun auf 140 g CO2/km nach oben gefahren hat. Dabei hatte Kretschmann die Plug-in-Hybridversion der S-Klasse als Dienstwagen gewählt, die theoretisch nur 2,8 Liter auf 100 Kilometern verbraucht. Die DUH hat in diesem Fall allerdings den Stromverbrauch mit einbezogen und kommt deshalb auf höhere Werte. Neben neun gelben Karten hagelt es aber auch reichlich rote. Sechs Landeschefs wurden damit bedacht: der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer (197), gleichauf mit Stanislaw Tillich in Sachsen; die vier Regierungschefs Michael Müller (Berlin), Volker Bouffier (Hessen), Stephan Weil (Niedersachsen) und Hannelore Kraft (Nordrhein-Westfalen) lassen sich in sondergeschützten Fahrzeugen chauffieren, die schon ohne das Mehrgewicht in der Serienvariante 216 g CO2/km ausstoßen.
Mit Blick auf die Umweltminister hat die DUH acht grüne und neun gelbe Karten gezückt. Am saubersten fährt Stefan Wenzel mit 102 g CO2/km über das niedersächsische Flachland, die Amtskollegin Ulrike Scharf überbietet in der bayerischen Bergwelt mit 158 Gramm sogar leicht die Bundesumweltministerin.
Bezogen auf die Landesregierungen hat sich die Treibstoffeffizienz der Dienstwagen deutlich verbessert. Hamburg, Rheinland-Pfalz und Bremen haben fast ausnahmslos emissionsarme Limousinen im Fuhrpark. Gemittelt liegt der CO2-Ausstoß in Hamburg bei 114, Rheinland-Pfalz bei 124 und Bremen bei 126 Gramm. Schlusslicht ist Bayern mit 176 Gramm sowie vier roten Karten. (sp-x)