Alles 1a beim A1?
Premium von A bis Z: Mit dem A1 wagt sich Audi ins Kleinwagensegment und will dort für Furore sorgen.
Einen Kleinwagen – sieht man vom exotischen, zu Lebzeiten wenig erfolgreichen Aluliner A2 einmal ab – gab es bei Audi lange nicht mehr. Doch um zu wachsen, und das wollen die ehrgeizigen Ingolstädter, muss man in jedem Fahrzeugsegment vertreten sein. Logische Konsequenz: der neue, auf dem VW Polo basierenden A1, der laut Audi alle Tugenden der Marke auf weniger als vier Metern Länge komprimiert.
Designtechnisch ist der kleinste Herr der Ringe nicht zuletzt durch den großen Singleframe-Grill unverkennbar in die Formsprache der Marke eingebunden. Die Individualität kommt dennoch nicht zu kurz. Oder anders ausgedrückt: typisch Audi und doch anders. Besonders stilprägend: die großen Radhäuser, die coupéartige C-Säule und der markante Dachbogen, der auf Wunsch in Kontrastfarbe erstrahlt. Summa summarum: ein gleichermaßen jugendlich frischer wie seriöser Auftritt.
Gleiches gilt für das Interieur, das hinsichtlich Verarbeitung und Materialgüte dem gängigen Standard in dieser Klasse um Lichtjahre entrückt ist. Auch wenn der eine oder andere Chromring in der Basisausstattung Attraction extra bezahlt werden muss, ist hier im wahrsten Sinne des Wortes alles premium und schmeichelt Augen und Finger gleichermaßen. Und: Optional besteht auch dort mit Features wie farbigen Luftausströmern, zweifarbigen Türverkleidungen oder Bezügen in expressiven Farben die Möglichkeit zur Individualisierung.
Das Cockpit selbst ist klar gegliedert, übersichtlich und funktionell, die Bedienung problemlos und selbsterklärend. Wohltuend: der Verzicht auf stilistische Spielereien.
Was das Platzangebot des Viersitzers betrifft, wird deutlich, dass man auch bei Audi nicht zaubern kann. Im Fond ist es, vornehm ausgedrückt, limitiert. Hier fordert vor allem der ausgeprägte Dacheinzug in Sachen Kopffreiheit seinen Tribut. Dazu kommt ein, selbst mit dem beim Attraction aufpreispflichtigen Easy-Entry-System, nicht sonderlich bequemer Einstieg.
Fahrer und Beifahrer dagegen können sich nicht beschweren, zumal die Sitzposition wie angegossen passt und die tadellos verstellbaren Sitze in jeder Beziehung gehobene Ansprüche erfüllen. Die Ablagemöglichkeiten sind genauso okay wie das Kofferraumvolumen von 270 Litern. Bei umgeklappten Rücksitzlehnen werden daraus bis zu 920 Liter. Einziger Kritikpunkt: die eher mäßige Übersichtlichkeit nach schräg hinten.
Zum noch nicht final festgelegten Marktstart – entweder die letzte August- oder der die erste Septemberwoche – bietet Audi den A1 mit drei Motoren an. Dem Trio gemeinsam: ein Bremsenergierückgewinnungs- und Start-Stopp-System.
Den Einstieg in die A1-Welt markiert der bemerkenswert leise und kultiviert zu Werke gehende 1.2 TFSI mit 86 PS und 160 Nm Drehmoment. Antrittsstark und drehfreudig hinterlässt der aufgeladene Basisbenziner in der Praxis einen deutlich spritzigeren und flotteren Eindruck, als es die nackten Zahlen auf dem Papier vermuten lassen. Dazu ist er mit 5,1 Litern erfreulich sparsam. Kurz und gut, ein an ein leichtgängiges und präzises Fünfganggetriebe gekoppelter Motor, der nicht nur im Stadt- und Kurzstreckenverkehr überraschend souverän auftritt und für Fahrspaß gut ist.
Eine Stufe darüber rangiert der 122 PS starke, ebenfalls direkteinspritzende und turbogeladene 1.4 TFSI. Er hängt noch einen Tick spritziger am Gas, schiebt dabei mächtig an und lässt sich noch dazu extrem schaltfaul bewegen. Sein dezent sportlich-kerniges Naturell unter Last unterstreicht die sportlichen Ambitionen, die nichtsdestotrotz mit einem günstigen Verbrauch (5,3 Liter) einhergehen. Getriebeseitig besteht die Wahl zwischen manueller Sechsgangschaltung oder Siebengang-DSG. Aufpreis für die komfortable, blitzschnell schaltende und ebenfalls mit Start-Stopp-Technik aufwartende S-tronic: 1.429 Euro.
Dieselfreunde müssen sich vorerst mit dem 105 PS starken 1.6 TDI begnügen, für den Audi einen Verbrauch von 3,9 Litern verspricht. Akustisch stets präsent, ohne dabei laut zu sein oder gar zu nerven, glänzt er mit spontanem Antritt und harmonischer Kraftentfaltung.
Gleiches gilt ohne Einschränkungen für die gedrosselte 90-PS-Ausführung, die noch im Laufe des vierten Quartals nachgeschoben werden soll. Da man auch vom Leistungsunterschied subjektiv kaum etwas spürt, ist der Basisdiesel sicherlich alles andere als zweite Wahl, zumal der Verbrauch bei ihm mit 3,8 Litern (CO2: 99 g/km) noch einen Tick geringer ausfällt. Entscheidendes Kriterium pro oder contra wird sicherlich der bis dato noch nicht feststehende Preisunterschied sein.
Und wie fährt sich der A1? Um diese Frage zu beantworten, genügt im Grunde ein Wort: bestens! Wendig und agil in der Stadt – der Wendekreis beträgt 10,6 Meter – leichtfüßig, präzise und agil auf der Landstraße sowie komfortabel auf der Autobahn, präsentiert sich der A1 in Sachen Fahrwerk und Fahreigenschaften absolut untadelig. Dazu kommt eine präzise, prima Rückmeldung liefernde elektrohydraulische Servolenkung. Ebenfalls top: das geringe Innengeräuschniveau.
Die Preise für den neuen A1 beginnen bei 13.277 Euro für den 1.2 TFSI Attraction. Angesichts der guten Serien-ausstattung, die bis auf eine Klimaanlage so gut wie alle „Muss-Features“ beinhaltet, ein faires Angebot. Doch die Liste der Extras ist lang und gibt fast alles her, was das Herz begehrt. Das ist– so paradox es klingen mag – aber gut so, denn als vollwertiges Premiummitglied der Audi-Familie wendet sich der A1 auch an alle, die einen schicken und trendigen Kleinwagen fahren möchten, ohne es zu müssen. MMD
- Ausgabe 7/2010 Seite 30 (587.3 KB, PDF)